Rainer F. Schmidt

Kaiserdämmerung

Berlin, London, Paris, St. Petersburg und der Weg in den Untergang
Cover: Kaiserdämmerung
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2021
ISBN 9783608983180
Gebunden, 880 Seiten, 38,00 EUR

Klappentext

Das wilhelminische Kaiserreich steht bis heute in keinem guten Ruf. Kryptoabsolutismus, Sonderweg und Weltmachtstreben - so lauten die Etiketten, die ihm angeklebt werden. Ein irrlichternder Kaiser, unfähige Kanzler, Welt- und Flottenpolitik nach außen und die zähe Verteidigung der Vorherrschaft der alten Eliten im Innern: All das führte auf den Weg, der im Ersten Weltkrieg endete und den eigenen Untergang besiegelte. Rainer Schmidts glänzend geschriebene Darstellung bietet eine alternative Sichtweise zu diesem gängigen Bild. Umfassend beschreibt er das wilhelminische Reich in seinen wichtigsten Strukturen, aber auch in seinen modernen Elementen. In einem grandiosen Panorama schildert und deutet der Autor die internationalen Beziehungen zwischen 1890 und 1918 nicht monokausal von Berlin her, sondern bettet sie in den gesamteuropäischen Kontext ein. Dabei ergibt sich der Befund einer komplexen Gemengelage, die 1914 in den Krieg mündete: eigene Fehleinschätzungen, die Berlin in die Isolation führten, aber auch eine gezielte Einkreisungs- und Erpressungsstrategie der anderen Mächte, womit die große Katastrophe fast unausweichlich wurde. Eine fulminante Gesamtdarstellung und brisante Neuinterpretation einer der umstrittensten Epochen der deutschen Geschichte, über die man lange diskutieren wird.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.10.2021

Rezensent Gerd Krumeich hätte sich von Rainer F. Schmidt ein Buch über die internationalen Beziehungen zwischen 1890 und 1919  gewünscht, das durchaus einen konservativen Standpunkt vertritt, aber doch ausgewogener auf die deutsch-französischen Beziehungen eingeht und die Forschungsiteratur stärker einbezieht. Schmidts Darstellung leidet laut Rezensent unter karger quellenmäßiger Ausstattung, manch falscher Zahl und vor allem unter den "marktschreierisch" vorgetragenen einseitigen Thesen des Autors zum Revanchismus der Franzosen und zur Rolle des Versailler Vertrags als "Urkatastrophe". Spannende Überlegungen im Buch, wie die zur "wilhelminischen Erpressungspolitik" gegenüber Frankreich, gehen dabei unter, bedauert Krumeich.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 20.09.2021

Rezensent Otto Langels lässt sich vom Historiker Rainer F. Schmidt die Ursprünge des Untergangs des Kaiserreichs, aber auch die Doppelgesichtigkeit des Staates unter Wilhelm II. auseinandersetzen. Dass der Autor zunächst die "hellen Seiten" des Wilhelminismus hervorhebt und sich damit gegen Deutungen bei Hans-Ulrich Wehler oder Eckart Conze positioniert, nur um diese Position später im Buch mit seiner Deutung der Kriegsniederlage und zu relativieren, entgeht Langels zwar nicht, ebensowenig Schmidts wenig kritische Sicht auf die aggressive kaiserliche Kolonialpolitik. Die Anschaulichkeit der Darstellung und die überzeugenden Figurenporträts scheinen den Rezensenten aber zu versöhnen.