Raul Hilberg

Die Vernichtung der europäischen Juden

Aktualisierte Neuauflage
Cover: Die Vernichtung der europäischen Juden
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2023
ISBN 9783103975307
Gebunden, 1472 Seiten, 98,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Christian Seeger, Harry Maor, Walle Bengs, Wilfried Szepan und Thomas Bertram. Mit einem Vorwort von René Schlott und Christian Seeger. Vor rund 60 Jahren erschien die weltweit erste Gesamtdarstellung des Holocausts in den USA, verfasst von dem Politikwissenschaftler und Historiker Raul Hilberg. Erst 1982 wurde der Titel ins Deutsche übersetzt. Mit "Kühle und Präzision, die den großen Chronisten auszeichnen" (SZ), weist Hilberg die Verwicklung und Beteiligung der Führungseliten in Staatsverwaltung, Industrie und Wehrmacht nach. Hilberg, der sein Werk sein Leben lang ergänzt und aktualisiert hat, galt als der wohl beste Kenner der Quellen. "Die Vernichtung der europäischen Juden" ist zum Standardwerk geworden und hat Hilberg international bekannt gemacht. Die nun vorliegende Neuausgabe enthält neue und aktualisierte Kapitel und ein von Hilberg noch vor seinem Tod verfasstes neues Vorwort. 

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 28.06.2023

Raul Hilbergs "Vernichtung der europäischen Juden" ein Standardwerk zu nennen, wäre eine "gewaltige Untertreibung", meint Rezensent Klaus Hillenbrand. Er hat für die taz eine Veranstaltung besucht, bei der Hilberg-Übersetzer Christian Seeger, der für die aktualisierte Neuausgabe das Nachwort verfasste und Hilberg-Biograf René Schlott, der das Vorwort schrieb, über das Buch sprachen. Schlott kommt unter anderem auf die qualvolle Veröffentlichungsgeschichte des Buches zu sprechen, das kein deutscher Verlag publizieren wollte. Aber auch die deutsche Presse bekleckerte sich nicht mit Ruhm, erinnert Seeger: Nur die taz, nicht aber Zeit, SZ oder FAZ verloren auch nur ein Wort über das 1982 in einem linken Berliner Kleinverlag erschienene Werk. Hillenbrand jedenfalls ist dankbar, dass der Text nun in der letzten amerikanischen Version Hilbergs auf Deutsch vorliegt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 26.06.2023

Rezensent Konstantin Sakkas begrüßt sehr, dass die Neuausgabe von Raul Hilbergs Standardwerk zur Vernichtung der europäischen Juden nun endlich auch auf Deutsch erscheint. Hilberg selbst hatte sein Werk noch bis 2003, vier Jahre vor seinem Tod, fortlaufend ergänzt. In der aktualisierten Ausgabe findet sich zum einen, wie der Rezensent ausführt, Hilbergs berühmtes Nachwort, in dem er den Völkermord in Ruanda mit dem Holocaust in eine Linie stellt: "Die Geschichte hatte sich wiederholt." Zum anderen findet sich darin das Kapitel "Zuschauer", dem Sakkas unter anderem die furchtbare Tatsache entnimmt, dass die Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager der Nazis kaum bewacht werden mussten, weil entfliehende Juden nicht auf Hilfe von seiten der Bevölkerung hoffen konnten. Der Rezensent lässt keinen Zweifel an der Bedeutung von Hilbergs Arbeit, möchte jedoch - mit Blick auf Ruanda ebenso wie auf die Auslöschung der amerikanischen Ureinwohner oder den Krieg gegen die Ukraine - die Singularität des Holocaust nicht in Frage gestellt sehen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.06.2023

Zwei Standardwerke der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus werden neu aufgelegt, Raul Hilbergs epochales Werk "Die Vernichtung der europäischen Juden" und Eugen Kogons berühmte Studie über den SS-Staat. Knud von Harbou bespricht die beiden Werke in einer Doppelrezension. Ausführlich erzählt er dabei nochmal die geradezu qualvolle Veröffentlichungsgeschichte von Hilbergs monumentaler Abhandlung in Deutschland. Deutsche Verlage weigerten sich, das Buch zu veröffentlichen und beriefen sich dabei auf negative Stellungnahmen des Münchner Instituts für Zeitgeschichte. Erstmals erschien es dann auf Deutsch im winzigen Verlag Olle & Wolter, bevor der Fischer-Lektor Walter Pehle endlich die Taschenbuchausgabe brachte, die für die Verbreitung des Werks sorgte. Harbou resümiert noch einmal, dass sich Hilbergs These vom Judenmord als einem sich immer mehr verdichtenden administrativen Prozess, für den es gar keine eindeutigen Befehle brauchte, weitgehend durchgesetzt hat. Lobend verweist er auf René Schlotts neues Nachwort,  das die von deutschen Verlagen und Institutionen betriebene Verhinderung von Hilbergs Standardwerk noch mal als "ein Stück deutscher Nachkriegsideologie des Verschweigens" nachzeichne.
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