Richard Rorty, Gianni Vattimo

Die Zukunft der Religion

Cover: Die Zukunft der Religion
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006
ISBN 9783518584583
Gebunden, 114 Seiten, 16,80 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Michael Adrian. Nicht erst seit der vielbeachteten Wahl des neuen Papstes, nicht erst seit den religiös motivierten Terroranschlägen, die die westlichen Demokratien erschüttert haben, und nicht erst seit der Wiederkehr religiöser Fundamentalismen in allen Teilen der Welt wird deutlich, dass die Frage der Religion zu einer Nagelprobe der Zivilisation geworden ist. Doch war die Religion nicht längst überwunden? Die Philosophen Richard Rorty und Gianni Vattimo, die als Vertreter einer dezidierten Metaphysikkritik nicht gerade in Verdacht stehen, dem Christentum das Wort zu reden, stellen die Frage nach der Zukunft der Religion. Sie gehen von der Beobachtung aus, dass die Metaphysikkritik mitnichten zum Verschwinden der Religion geführt hat. Der Tod Gottes gehört der Vergangenheit an, die Religion nicht. Doch gehört ihr wirklich die Zukunft? Oder hat nicht vielmehr eine Verschiebung der religiösen Erfahrung stattgefunden, die eine Metaphysikkritik keineswegs ausschließt? Wird eine Religion ohne Gott kommen?

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 22.07.2006

Dieser Band, erklärt der Rezensent Micha Brumlik, geht auf Santiago Zambala zurück, einen Dozenten der Vatikan-Universität, der die Philosophen Richard Rorty und Gianni Vattimo zu einem Gespräch eingeladen und dieses Gespräch nun als Buch herausgebracht hat. Diskutiert werde über das Verhältnis von Philosophie, Religion und Gesellschaft aus postmoderner Perspektive und über die Überholtheit und die Gefahr eines fundamentalistischen Absolutheitsanspruchs, in der Religion wie in der Philosophie. "Darüber lässt sich vorzüglich gebildet streiten", stichelt der Rezensent und findet die ausgetauschten Argumente nicht sonderlich zwingend. Doch interessanterweise entpuppt sich das Gespräch, das laut Rezensent zunächst wie eine "unscheinbare Fingerübung in postmoderner Religionsphilosophie" daherkommt, als brisanter und "massiver Angriff auf die Katholische Kirche", nicht zuletzt weil Papst Benedikt XVI. durchaus die Auffassung vertritt, das Christentum beruhe auf einer absoluten philosophischen Wahrheit.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.06.2006

Als "Buchbindersynthese" empfindet Uwe Justus Wenzel diesen Band, der neben Essays von Richard Rorty und Gianni Vattimo auch ein Gespräch der beiden Philosophen über die "Zukunft der Religion" bietet. Dennoch hält er beide Essays für interessant, auch wenn seine Lektüre eher von Skepsis als von Affirmation getragen scheint. Besonders widmet er sich Vattimos Aufsatz über das "Zeitalter der Interpretation", der seines Erachtens die Grenzen zwischen Philosophie und Religion verwischt. Wenzel sieht Vattimos Hermeneutik von Nietzsches Diktum geprägt, wonach es keine Tatsachen, sondern nur Interpretationen gebe. Eine Einsicht, die sich dem Autor zufolge dem Aufkommen des Christentums mit seinen Prinzipien der Innerlichkeit, Subjektivität und Freiheit verdankt. Über Rortys Essay erfährt man dagegen kaum etwas. Wenzel unterstreicht allerdings, dass die beiden Philosophen in ihrer Würdigung der Nächstenliebe übereinstimmen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.03.2006

Das "Gadamersche Gespräch" zwischen den Philosophen Richard Rorty und Gianni Vattimo endet in trauter Einmütigkeit, konstatiert Hauke Brunkhorst mit leichtem Bedauern. Rortys demokratische Gemeinschaft und Vattimos Universalkirche ähneln sich dann doch zu sehr. Rortys Plädoyer für die Abschaffung der Kirchen und religiösen Organisationen findet Brunkhorst zwar "keineswegs unplausibel", doch die Vision eines demokratischen Weltstaats kommt dem Rezensenten "soziologisch doch etwas zu schlicht" daher. Und die Ausweitung der Demokratie mit Hilfe eines "subjektiven Geistes" zu bewerkstelligen, der aus "Überredung, Erziehung und militärischer Gewalt" besteht, findet Brunkhorst ebenfalls "wenig hilfreich".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.03.2006

Manfred Geier fragt sich angesichts des Titels des Buches, das ein Gespräch der Philosophen Richard Rorty und Gianni Vattimo von 2002 über die "Zukunft der Religionen" abdruckt, ob es sich dabei um eine ironische Anspielung auf Freuds "Die Zukunft einer Illusion" handelt, der darin dafür plädiert, sich endlich vom Glauben an eine "göttliche Liebe oder Macht" zu befreien. Denn beide Philosophen wollen offensichtlich nicht auf ein "religiöses Vertrauen" beziehungsweise die von Freud kritisierte "infantile Illusion" verzichten", stellt der Rezensent fest. Das Gespräch aber ist von einem "freundschaftlichen Geist beseelt", der sich aus gleichen Lektüreerfahrungen und einer beiden gemeinsamen Bildung speist, meint der Rezensent. Und so geraten die beiden Philosophen "nur einmal" während ihres Gesprächs ins Stocken, dann nämlich wenn das Gespräch auf den Islam kommt. Hier ist mit dem "Wir" und der "religiösen Inspirationskraft der Liebe", auf die sich Rorty und Vattimo" bis dahin verständigt hatten, "plötzlich Schluss", denn keiner der beiden kann sich einen "Dialog" mit dem Islam vorstellen. Da hat sich dann wohl doch "Freuds Realitätsprinzip" ins Bewusstsein gedrängt, so Geier abschließend.
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