Robert Walser

Feuer

Unbekannte Prosa und Gedichte
Cover: Feuer
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2003
ISBN 9783518413562
Gebunden, 141 Seiten, 16,90 EUR

Klappentext

Aufgrund der Intensivierung der Forschung über Robert Walser sind unbekannte Gedichte und bisher nicht eruierte Feuilletons entdeckt worden. Die über zwanzig Prosatexte zeigen, wie er in seinen Zeitungsfeuilletons den Raum "unter dem Strich" nutzte. Er wendet sich in ihnen der Gegenwart zu und distanziert sich zugleich von ihr.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.12.2003

Wolfgang Müller ist fast begeistert von dieser Lektüre. Er empfiehlt, Robert Walsers Buch voller bisher unentdeckter Texte, die seinerzeit in Zeitungen erschienen sind, auf einer Zugfahrt zu lesen. Müller empfindet Walser als erstaunlich zeitgemäß - aus den selben Gründen, aus denen er früher oft als "unseriös oder gar albern" wahrgenommen wurde. "Er hat einen Stil höchst bewusster Subjektivität gepflegt, weshalb heute alles besonders frisch, modern und lebendig wirkt." Den Charme seiner Prosa macht nach Müllers Meinung vor allem aus, dass er als isolierter Beobachter auftritt, der "doch ganz nah, mittendrin mit verwunderten Augen" die Welt um ihn herum betrachtet.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 24.09.2003

Es sei ausgesprochen schwer, über Robert Walser zu schreiben, seufzt Anton Thuswaldner, weil er nun mal als "Außenseiter" mit einer traurigen Biografie abgestempelt sei. Ein zartbesaiteter Außenseiter, meint Thuswaldner und erläutert lang und breit sein literarisches Verständnis des poetischen Verwandlungskünstlers Walser. Walser verfahre streng realistisch, erklärt Thuswaldner seine Sichtweise, und habe sich stets dem Unscheinbaren, dem Alltäglichen gewidmet, dabei aber den Dingen stets einen besonderen Glanz, eine innere Spannung verliehen. Der hier angezeigte Band enthalte lauter bisher unbekannte Stücke Walsers, erklärt Thuswaldner, doch nicht alle seien hochkarätig. Vor allem bei manchen Gedichten zeige sich, wie nah ein Poet a la Walser auch am Kitsch vorbeischramme, wie schnell, um mit den Worten Thuswaldners zu sprechen, "ein Text der Behübschung" dienen, wie schnell eine naturalistische Elendsminiatur in "vorschneller Versöhnlichkeit" enden kann. Ein neuer Walser ist also mit diesem Band nicht zu entdecken, schließt der Rezensent, wohl aber ein Schriftsteller hohen Ranges, dem auch mal ein paar hübsche Ausrutscher genehmigt sein sollten.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 26.04.2003

Unverhohlene Freude zeigt Rezensentin Beatrice von Matt über die unbekannten Texte von Robert Walser, die Bernhard Echte in Zeitungsarchiven gefunden und zu einem Band zusammengestellt hat. Denn in diesem "frischen, diesem halbwegs zufälligen neuen Walser" überkomme den Leser genau das Glücksgefühl, das ihn immer bei Walser-Texten überkomme, doch wie immer berge auch hier das "Walserglück" den "Stachel". Zum Beispiel wenn der Erzähler der leidenden Figur jegliches Mitgefühl verweigere und auch jegliche dramatische Steigerung unterlasse, was von Matt auf herrliche Weise so formuliert: "Er hängt Girlanden auf, welche die Sicht auf den Abgrund verdecken. Gerade dadurch aber gähnt dieser umso unheimlicher dahinter hervor." Die frühen Texte, so die Rezensentin, spielen mit der "grausamen Parallelität des namenlosen Verrauschens der Zeit und des unbeachteten kleinen Daseins". Auch die Figur des Künstlers (Walsers alter ego) finde sich in diesen Texten wieder. Und endlich, freut sich schließlich die Rezensentin, haben wir nun auch zwei Texte über Kleist, den Walser verehrte.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.03.2003

Heinz Schlaffer begrüßt zunächst den Band mit bislang unbekannten Prosastücken, die durch einen nicht näher ausgeführten Zufall aufgetaucht sind. Der Rezensent weist darauf hin, dass es gerade Walsers Beschreibungen von Gesten statt Worten sind, die Kafka nachhaltig beeinflusst haben. Der Autor mache die "gesellschaftlichen Rituale" hinter den scheinbar individuellen Emotionsbezeigungen transparent, meint Schlaffer, der in der distanzierten Beobachtung der Welt den Zauber dieser Texte ausmacht. Allerdings, räumt er ein, ist der Stil Walsers "eigentümlicher" als die Werke selbst, und er ändere sich im Lauf der Schaffenszeit auch nicht. Es fällt dadurch schwer, die Werke auseinander zu halten und sich an einzelne Geschichten zu erinnern, gibt der Rezensent zu, der dann auch findet, dass Walsers Texte, wenn sie ohne Pause rezipiert werden, bei fortschreitender Lektüre an "Faszination" verlieren.
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