Roberto Saviano

Das Gegenteil von Tod

Cover: Das Gegenteil von Tod
Carl Hanser Verlag, München 2008
ISBN 9783446233355
Gebunden, 71 Seiten, 10,00 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Friederike Hausmann und Rita Seuß. Nach seinem Mafia-Bestseller "Gomorrha" zeigt Roberto Saviano die andere Seite der Medaille: die Welt jener jungen Italiener, die auf der Seite des Gesetzes stehen und doch auch an vorderster Front. Im armen Süden von Italien, wo jungen Männern keine große Wahl bleibt, wenn sie einer legalen Arbeit nachgehen wollen, ist der Dienst bei der Polizei oder beim Militär oft die einzige Chance, der Kriminalität zu entgehen. Savianos namenloser Erzähler berichtet von gleichaltrigen Freunden, die sich zu Kampfeinsätzen gemeldet haben, im Kosovo, in Afghanistan oder in Somalia, und von denen viele nur als Tote zurückgekommen sind.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.03.2009

Mit viel Lob versieht Rezensentin Maike Albath diesen Band mit zwei Erzählungen des italienischen Schriftstellers und Journalisten, der seit seinem Camorra-Buch unter Polizeischutz steht. Denn auch die beiden Erzählungen zeichnet ihrer Ansicht aus, was schon das Buch über die Mafia zu einer so eindringlichen Lektüre machte: nämlich die Verwendung von viel authentischem Material und das dichte Heranrücken an die Menschen, denen dennoch stets ihre Würde bleibe. Die Titelerzählung handele von einer achtzehnjährigen Witwe, deren Mann in Afghanistan gefallen sei. In der Trauer der jungen Witwe schwingt für die Rezensentin auch "etwas Universelles" mit, " die Trauer um eine verlorene Generation und ein verlorenes Land".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.03.2009

Die Relevanz der Arbeit Roberto Savianos zeigt sich für Andreas Rossmann auch in dessen Buch "Das Gegenteil von Tod". Nach seinem Bestseller "Gomorrha", indem der italienische Journalist sich mit den Machenschaften der Camorra auseinandersetzte, schreibt Saviano nun Prosa, erfährt der Leser der Rezension. Und das, informiert Rossmann, hat nicht zuletzt praktische Gründe, schließlich lasse sich mit Personenschutz schlecht investigativer Journalismus betreiben. Auch diesmal aber ist Süditalien der Schauplatz der Handlung. In lakonischer, aber dennoch "grundsätzlicher" Weise, befindet der Rezensent, erzählt Saviano zwei kurze Geschichten: Die von Maria, deren Verlobter wie zahlreiche andere Italiener aus dem perspektivlosen Süden als Söldner in Afghanistan starb. Und die eines namenlosen "Mädchens aus dem Norden", das einen ebenfalls namenlosen Ich-Erzähler zu einer Hochzeit in einem schäbigen süditalienischen Ort begleitet und Jahre später zurückkehrt. In diesen zwei Frauenfiguren sieht Rossmann den Konflikt zwischen Italiens Norden und Süden manifestiert; und auch einen Vorwurf an die Öffentlichkeit kann der Rezensent ausmachen. Saviano schreibt, was sich sonst kaum einer zu schreiben traut, ist er sich sicher. Das macht ihn für den Rezensenten zur "derzeit wichtigsten Stimme Italiens".
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 19.02.2009

Eine ?mehr als lohnende Lektüre? befindet Rezensent Ulrich Ladurner über diese Erzählungen von Roberto Saviano, der die Texte als Fortschreibungen des Mafia-Bestsellers "Gomorrah" gelesen hat, jedenfalls was Düsternis und Hoffnungslosigkeit betrifft, die darin zum Ausdruck kommen. Doch konnte er in diesen kurzen Texten nicht ausschließlich Zerstörung und Tod, sondern auch die Kraft des Lebens spüren, konstruiere Saviano doch seine Geschichte der Liebe einer Siebzehnjährigen, die ihren Bräutigam in Afghanistan verlor, als Gegenmodell zum Tod und mache dabei beiläufig klar, dass Europa längst tief in den Afghanistankrieg verwickelt ist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.02.2009

Aureliana Sorrento schätzt diesen schmalen Band mit zwei Geschichten von Roberto Saviano, der seit seinem mutigen Mafia-Buch "Gomorrha?, ständigen Morddrohungen ausgesetzt, im Untergrund lebt. Im Mittelpunkt von "Das Gegenteil von Tod? sieht sie normale Menschen, die unter der Mafia zu leiden haben, die im Territorium der Camorra leben, sich aber nicht in deren Machenschaften verstricken lassen wollen. Es geht um junge Witwen, ignorante Journalisten und um junge Männer, die nur die Wahl haben, zum Militär zu gehen und in Afghanistan zu kämpfen oder sich für die Mafia zu verdingen. Besonders hebt Sorrento die Wut Savanios hervor, seine Wut über das Nicht-Verstehen-Wollen und das Wegschauen des Rests des Landes, das nicht wahrhaben will, dass sich ein Teil des Landes im Kriegszustand befindet.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.02.2009

Beeindruckt zeigt sich Dieter Richter von Roberto Savianos zweitem Buch. Nach seinem Bestseller "Gomorrah", der die Umtriebe der neapolitanischen Mafia öffentlich machte, wendet sich der italienische Journalist einer neuen Erzählperspektive zu: statt der großen dokumentarischen Enthüllung erzählt er nun nah an den Menschen. Ein Wandel des Blickwinkels, so stellt der Rezensent fest, der unmittelbar mit dem aufdeckenden Charakter seines Erstlings einhergeht, steht Saviano doch seit "Gomorrah" auf der Todesliste des Verbrechersyndikats und kann sich in der Öffentlichkeit kaum noch frei bewegen. So erzählt Saviano Einzelschicksale aus dem armen Neapel, in dem - die "Grundfarbe dieser Welt" - Schwarz getragen wird. Saviano erzählt von jungen Soldaten etwa, die sich in Auslandseinsätzen verdingen. Oder von der achtzehnjährigen Maria, deren Verlobter in Afghanistan gefallen ist. "Anrührende und todtraurige Geschichten aus einer fremden Welt" sind Savianos Erzählungen für den Rezensenten, der den Autor in der Tradition der italienischen Neorealisten der Nachkriegszeit sieht.
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