Salman Rushdie

Quichotte

Roman
Cover: Quichotte
C. Bertelsmann Verlag, München 2019
ISBN 9783570103999
Gebunden, 464 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Sabine Herting. Salman Rushdies Quichotte ist ein Reisender, der besessen ist von der "unwirklichen Wirklichkeit" des Fernsehens. Er will das Herz der Königin der Talkshows erobern und begibt sich auf eine Reise quer durch Amerika, um sich ihrer als würdig zu erweisen; auf dem Beifahrersitz, Sancho, der Sohn, den er sich immer gewünscht hat, aber niemals bekam.  Rushdie nimmt Quichottes Abenteuer mit in unsere Gegenwart. Er erzählt dabei auch von Vater-Sohn-Beziehungen, Geschwisterstreitigkeiten, unverzeihlichem Handeln, alltäglichem Rassismus, der Opioidkrise, Cyber-Spionen, Science Fiction, dem Leben des Mannes, der Quichotte geschaffen hat, und nicht zuletzt vom Ende der Welt.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 25.11.2019

Shirin Sojitrawalla scheint überwältigt von Salman Rushdies neuem Roman, der laut Rezensentin das Spiel mit Realität und Fiktion auf die Spitze treibt, indem er einen modernen Don Quichotte, einen Handelsvertreter, auf der Suche nach seiner Dulcinea, einer indisch-amerikanischen Fernsehtalkerin, quer durch die USA ziehen lässt. Wie Rushdie, sich zwischen Allegorie und Pulp-Fiction bewegend, zwischen Quest und Road-Novel, augenzwinkernd und voller Bezüge zur Weltliteratur, zu Film, Gossip und Musik, über Emigranten, Identitätspolitik, Klima, Internet, Trump und die Opioid-Krise fabuliert, erscheint der Rezensentin genial. Einfach Quixotisch, meint sie.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.10.2019

Angela Schader hält vor allem den Schluss des neuen Romans von Salman Rushdie für perfekt. Bis sie in seinen Genuss kommt, muss sie allerdings Rushdies übliches Namedropping ertragen, die ein oder andere plakative Darstellung und auch mit einem eher "schulbuchmäßigen" Arrangement der Textebenen klarkommen. Soll nicht heißen, dass die Rezensentin nicht ihre Freude hat an dieser hübsch freien Cervantes-Adaption, in der der Ritter von der traurigen Gestalt, ein pensionierter indisch-amerikanischer Handlungsreisender mit TV-Spleen auf der Suche nach seiner Dulcinea (einer TV-Moderatorin, was sonst), begleitet von einem laut Schader hinreißenden Sancho allerhand Familiengeschichten, Popkulturelles und aktuelle Themen wie Mafia, Opioid-Krise und Fremdenhass streift. Das erzählerisch unter einen Hut zu bekommen, scheint Schader durchaus heldenhaft.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.10.2019

Wie Jeanette Winterson mit Frankenstein hat auch Salmon Rushdie die Aktualität einer klassischen literarischen Figur entdeckt, erklärt Rezensentin Marie Schmidt. Was dem "Ur-Quichotte" die Liebesromane waren, sind Rushdies Protagonisten geistlose Fernsehshows, über die er letztlich den Bezug zur Realität verliert, erzählt die Kritikerin. Er fantasiert sich einen Sohn herbei, Sancho, der sich aber bald von den wirren Gedankengängen seines Vaters emanzipiert, was die Leser*innen umso verwirrter zurücklässt, weil der Sohn doch ein Produkt ebendieser Hirngespinste ist, so Schmidt. Viel Metaebene gibt es in dem Roman, viel Verwicklungen, man muss sich einfach zurücklehnen und den Taumel genießen, empfiehlt sie. Rushdie setzt sich hier auch mit der Erkenntnis auseinander, dass die Realität und Fiktion oft verwischende postmoderne Literatur gar nicht so weit entfernt ist von den Fake-News-Verkündern heutiger Tage, so Schmidt. Der "Quichotte" wird ihm und ihr gewissermaßen zum Beweis dafür, dass die Literatur trotz aller Verwirrspiele am Ende immer noch der Aufklärung dient.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 15.10.2019

Für Johannes Kaiser ist Salman Rushdies neues Buch sein bester Roman seit langem. Dass der Autor seine literarischen Mittel (Satire, Parodie, Persiflage) im Text selbst benennt, erleichtert Kaiser die Arbeit. Wie Rushdie in seiner Geschichte um einen pensionierten, indischstämmigen Pharmavertreter, der ruhelos die Welt durch das Fernsehen wahrnimmt, sich in eine TV-Moderatorin verliebt und auf der Suche nach ihr die USA mit dem Autor durchquert, Fakten, Fiktion und Autobiografisches vermischt, scheint Kaiser meisterlich. Die im Buch verhandelten aktuellen Themen Cyberkrieg, Rassismus, Fake-News sowie die Dauerbrenner Liebe, Vater-Sohn- und Geschwisterkonflikte, ergeben laut Kaiser zudem ein wenig schmeichelhaftes Spiegelbild der amerikanischen Gesellschaft - und atemberaubende Lektüre sowieso.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 14.10.2019

Arno Widmann jauchzt vor Freude über Salman Rushdiens neuen Roman, der in gewohnter Verschachtelung von einem Autor erzählt, der in seinem Roman den Pharmavertreter Ismail Smile auf eine Reise durch Amerika schickt. Glucksend zitiert er aus einer Rezension des New Statesman, die davor warnte, dass Rushdie für Geschmacklosigkeiten anfällig sei und keinen Respekt vor dem Zeitbudget der Leser habe. Nein, meint Widman, so kann man das nicht sagen: Rushdie liebt Geschmacklosigkeiten und er raubt seinen Lesern geradezu ermbarmungslos Lebenszeit: Der Roman collagiere Realität und Erfindung und auf keinen Fall dürfe man all den Anspielungen auf Cervantes, Farid ud-Din Attar oder Marilyn Monroe mit dem Anspruch auf Korrektheit begegnen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.10.2019

Rezensent Andreas Platthaus wüsste niemand, der es wagen würde, den "Don Quijote" zu adaptieren - außer Salman Rushdie. Der Größenwahn des Autors wird dadurch relativiert, dass Rushdie nicht nur sämtliche Stilregister zu ziehen weiß, wenn er seinen Ritter (einen traurigen Angestellten) schwer verknallt quer durch die heutigen USA irren und vom Fernsehen so geblendet sein lässt wie sein spanisches Vorbild von den Ritterromanen, sondern nebenbei auch noch die Tradition der Road-Novel bedient und allerhand Klassiker zitiert. Witzig und meisterlich, findet der Rezensent.
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