Sofi Oksanen

Hundepark

Roman
Cover: Hundepark
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2022
ISBN 9783462000115
Gebunden, 480 Seiten, 23,00 EUR

Klappentext

Aus dem Finnischen von Angela Plöger. Helsinki, 2016. Olenka sitzt auf einer Parkbank und beobachtet eine Familie: Mutter, Vater, zwei Kinder. Als sich eine Frau neben sie setzt, erschrickt sie; sie würde diese Frau überall wiedererkennen, denn Olenka hat ihr Leben zerstört. Und gewiss ist sie gekommen, um Rache zu nehmen. Für einen kurzen Moment sind sie hier zusammen - und schauen ihren eigenen Kindern, die nichts von ihrer Existenz ahnen, beim Spielen zu. Der Roman, der sich zwischen dem heutigen Finnland und der Ukraine nach dem Zusammenbruch der UdSSR bewegt, ist ein temporeicher Text, der an der Schnittstelle zwischen Ost und West spielt und sich um ein Netz von Ausbeutung und die Kommerzialisierung des weiblichen Körpers dreht.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.02.2022

Rezensent Aldo Keel blickt weit zurück in die Literaturgeschichte, um die dramatische und erbarmungslos harte Geschichte in Sofi Oksanens "Hundepark" zu umschreiben. Wie bei Ibsen werde der berufliche Aufstieg der Ich-Erzählerin Olenka beschrieben, die in der Ostukraine in das Geschäft mit Eizellspenden einsteigt und später als dessen Vermittlerin und Organisatorin in Oligarchenkreise einsteigt, meint der Rezensent. Als Olenka nach ihrer plötzlichen Flucht nach Helsinki einer alten Bekannten wieder begegnet, werden die gefährlichen Verbindungen dieser beiden Frauen offenbart, hier erkennt der Rezensent Parallelen zur griechischen Tragödie. Mit "scharfem Blick fürs Detail" und gut recherchierten Informationen thematisiere Oksanen die systematische Korruption in der ehemaligen Sowjetunion, dagegen gerate allerdings die Schilderung der emotionalen Achterbahn der Protagonistin etwas blass, meint der etwas enttäuschte Rezensent, der sich auch für die Übersetzung mehr Präzision gewünscht hätte.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 29.01.2022

Rezensent Fokke Joel findet Sofi Oksanens Roman auf mehreren Ebenen ansprechend. Zum einen sei die Geschichte um eine nach Finnland geflüchtete, davor in der Ukraine lebende Frau namens Olenka sehr spannend: Wie eine Figur aus Olenkas Vergangenheit auftaucht, in der die Protagonistin in einer ukrainischen Firma für Leihmutterschaft und Eizellenspenden arbeitete, liest sich spannend "wie ein Thriller", so Joel: die richtige "Dosierung" der Informationsvergabe beherrsche Oksanen perfekt. Gleichzeitig erzähle die Autorin wie in vielen ihrer Romane auch von den gesellschaftshistorischen Hintergründen, in diesem Fall von der Armut, die viele Ukrainerinnen zur Leihmutterschaft oder Eizellenspende bewege, wie der Rezensent festhält. Schließlich fesselt ihn auch die Ambiguität der Protagonistin, die nicht nur als Opfer, sondern auch als Täterin dargestellt werde.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 18.01.2022

Rezensentin Irene Binal lässt sich gebannt auf die Verwirrungen in Sofi Oksanens neuem Roman "Hundepark" ein. Darin wird von Aufstieg und Fall Olenkas erzählt, die als Vermittlerin von osteuropäischen Eizellspenderinnen Karriere machte und aus der Ukraine fliehen muss, als sie für das Verschwinden einer der Spenderinnen verantwortlich gemacht wird. Die Wiederbegegnung mit genau jener Verschwundenen in Helsinki bricht alte Wunden auf und lässt Olenka vor deren Rache bangen. In einer "kompromisslosen kühlen Prosa" erzähle Oksanen diese verstrickte Handlung, die die Rezensentin als Reflexion der Situation eines Landes erkennt, in dem die einen, die prekäre Situation anderer ausnutzen, um sich selbst zu bereichern. Binal zufolge lässt Oksanen damit das Thriller-Genre des Plots hinter sich und beweist mit Souveränität und Raffinesse eine darüber hinausgehende Vielschichtigkeit.