Thomas Bernhard, Nicolas Mahler

Alte Meister - Komödie

Cover: Alte Meister - Komödie
Suhrkamp Verlag, Berlin 2011
ISBN 9783518462935
Taschenbuch, 158 Seiten, 18,95 EUR

Klappentext

Im Wiener Kunsthistorischen Museum, auf der Sitzbank gegenüber von Tintorettos "Weisbärtigem Mann", bezieht jeden zweiten Vormittag - außer an den eintrittsfreien Samstagen - der Musikphilosoph Reger Stellung. Eines Tages wird die Routine unterbrochen: Reger bittet seinen Freund Atzbacher, sich ausgerechnet am Samstag mit ihm im Museum zu treffen. Doch bevor der Grund für dieses ungewöhnliche Verhalten enthüllt wird, ergeht sich Reger in herrlich schwungvollen Tiraden gegen die Kunst im allgemeinen, die Maler im besonderen, verdammt Stifter ebenso wie Heidegger, beschimpft Wien und die Wiener - und weiß doch, dass die einzige Rettung im menschlichen Gegenüber zu finden ist, im "Lebensmenschen" in seinem Fall.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 07.01.2012

Sven Jachmann ist voll des Lobs für Nicolas Mahlers Comic-Adaption von Thomas Bernhards Roman "Alte Meister". Er würdigt den Comiczeichner und Cartoonisten als "Meister der bildpoetischen Reduktion". Von dieser Meisterschaft zeugt für ihn einmal mehr die vorliegende Adaption von Bernhards Werk über den übellaunigen Kritiker Reger, der seit dreißig Jahren jeden zweiten Vormittag im Kunsthistorischen Museum Wien verbringt: der 300-Seiten-Roman mit all seinen Abschweifungen, Wiederholungen und Schimpftiraden wird auf 150 Seiten Comic reduziert. Dass der Comic auf die Bernhard typischen Schmähungen Österreichs verzichtet, schadet ihm nach Ansicht von Jachmann dabei keineswegs. Im entscheidenden Detail scheint ihm die Adaption nämlich perfekt: in der komischen Entlarvung der Hybris der Werke der großen Meister und in der Entsprechung von Regers Wiederholungszwang im seriellen Prinzip des Comics.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.12.2011

Der hier rezensierende Autor Thomas von Steinaecker scheint nicht ganz überzeugt von Nicolas Mahlers Comicversion von Thomas Bernhards "Alte Meister", mit der der Suhrkamp Verlag eine neue Reihe von Comic-Adaptionen moderner Klassiker startet. Zwar schätzt er den "minimalistischen Strich" Mahlers, seinen österreichischen Witz, die gelungene Kürzung des Originals. Nicht zu vergessen: Bernhards Sätze entfalten für ihn bei Mahler ihre "volle beißende Komik". Aber wenn die Komödie bei Bernhard zur Tragödie wird, kann die Comicadaption seiner Ansicht nach nicht folgen. Wo Bernhard dann auch eine "anrührende Tiefe" bekomme, gingen Mahler die Ideen aus. So kommt der Rezensent zu dem Schluss, dass der Comic letztlich zu sehr an der "amüsant-grotesken Oberfläche" kleben bleibt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 12.11.2011

Christian Schlüter begrüßt den Einstieg Suhrkamps in das Comic-Geschäft. Thomas Bernhards "Alte Meister" in der Comic-Fassung von Nicolas Mahler scheint ihm eine gute Wahl dafür. Denn der 1985 erschienene Roman um den Kunstkritiker Reger bietet mit der Bernhardschen Kunst der polemischen Übertreibung in schier endlosen Wiederholungen in seinen Augen einen guten Anknüpfungspunkt für den Comic, der sich ja auch in Wiederholungen und Variationen vollzieht. Dabei hebt Schlüter hervor, dass Mahlers "Alte Meister" keineswegs eine bloße Interpretation eines Klassikers darstellt. Mahler gelingt mit seiner Comic-Fassung, die sich durch "anrührende, aber nie rührselige Bilder" auszeichnet, seines Erachtens viel mehr, nämlich eine "eigenständige und weiterführende Interpretation".