Tobias Hülswitt

Dinge bei Licht

Erzählungen
Cover: Dinge bei Licht
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2008
ISBN 9783462040616
Taschenbuch, 151 Seiten, 8,95 EUR

Klappentext

Kann man ein Leben retten, indem man die Geschichte neu erzählt? Der Schriftsteller Alexander und seine Freundin Martha sind schon lange zusammen und führen eine freizügige Beziehung. Als sie sich nach einem gemeinsamen Wochenende in Polen vor dem wartenden Nachtzug verabschieden, ist ihnen nicht bewusst, dass sie sich womöglich zum letzten Mal sehen. Martha hat Alexander in Polen besucht und ist bei einem Ausflug vom Pferd gefallen. Die ersten Schmerzen verfliegen bald, doch als Martha wieder nach Deutschland aufbricht, wirkt sie entrückt und klagt über Schwindel. Alexander ist für einen Moment beunruhigt, macht sich aber dennoch mit einigen Bekannten - darunter seine Affäre Ljuba - in die Karpaten auf, wo er tagelang nicht erreichbar ist. Erst als ihm die Sinnlosigkeit seines Verhältnisses zu Ljuba bewusst wird und er vorzeitig abreist, erfährt er, was mit Martha geschehen ist: bewusstlos ist sie in Deutschland angekommen und liegt nun im Koma. Alexander hat nur noch ein Ziel: das Leben zu erzählen, das sie geteilt haben, in der Hoffnung, er könne die Wirklichkeit schreiben und so verhindern, was Martha zu geschehen droht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 14.02.2009

Anachronismus oder Avantgarde? Rezensent Johannes Schneider ist hin- und hergerissen. Denn einerseits erscheint ihm der Plot von Tobias Hülswitts neuem Roman "irgendwie 90er": die sanfte Steigerung des darin geschilderten "Künstleralltäglichen" durch einen Unfall, die "polyamourösen Anwandlungen" des Erzählers samt dessen fein geführten Drifts von Martha zu Ljuba, ein dramaturgisch bedeutsam eingebautes Handy sowie der Osteuropabezug der Geschichte. Anderweitig werde nämlich inzwischen Mut zu großen Stoffen und weniger "autobiografischer Unmittelbarkeit" bewiesen. Themen und Konflikte des Stoffs werden im Duktus einer "Gelegenheitsarbeit" lediglich angerissen, so der Rezensent. Ein echtes Motiv konnte er nirgends ausmachen. Vielleicht aber, so der verunsicherte Rezensent, soll das alles so sein und das Buch ist in Wahrheit ein "Meta-Kommentar zur Großbuchsucht".
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