Tristan Garcia

Faber. Der Zerstörer

Roman
Cover: Faber. Der Zerstörer
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2017
ISBN 9783803132888
Gebunden, 432 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Birgit Leib. Der junge Faber war cool, schlau, ein bisschen gefährlich und ziemlich unnahbar. Das Idol der ganzen Schule und ihre erste große Liebe. Doch als Madeleine ihn in seiner armseligen Hütte in den Pyrenäen wiederfindet, erkennt sie ihn kaum wieder. Er ist verwahrlost und offenbar verrückt. Etwas größenwahnsinnig war er schon als Jugendlicher, ein verführerischer Rebell, mitunter buchstäblich besessen. Mit Basile bildeten sie damals ein unzertrennliches Trio, träumten von Gerechtigkeit und Glück und kämpften einen gefährlichen Kampf. Das alles ist fünfzehn Jahre her. Madeleine nimmt Faber also mit zurück an den Ort ihrer Jugend, wo sie noch immer lebt, versucht gemeinsam mit Basile, ihn zu retten - doch in Wahrheit geht es um Rache. Bald schon um Leben und Tod. Was haben die drei einander angetan?

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.12.2017

Rezensent Rainer Moritz hat was übrig für Philosophen, die Romane schreiben, sie müssen nur Tristan Garcia heißen. Wie der Autor seine Coming-of-Age-Geschichte im grauen Einerlei einer zentralfranzösischen Kleinstadt retrospektiv ausbreitet, haut den Rezensenten zwar zunächst nicht vom Hocker. Zu wenig originell die angerissenen Themen der Adoleszenz, so Moritz. Was ihn an diesem Text begeistert, steht in der Gegenwartshandlung. Da geht es um das Begleichen alter Rechnungen zwischen den drei Protagonisten. Kunstvoll konstruiert und spannungsreich legt der Autor dar, was Frankreichs bürgerliche Mittelschicht heute umtreibt, so Moritz.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.11.2017

Cornelius Wüllenkemper schwelgt mit Tristan Garcia in den Versponnenheiten der Jugend und den zerstörten Illusionen des Erwachsenseins gleichermaßen. Die im Original 2013 erschienene Geschichte eines Aussteigers auf dem Weg ins Chaos erzählt ihm der Autor stilsicher und raffiniert mit gesellschaftsanalytischer aber auch psychologischer Tiefe, die ein Houellebecq laut Wüllenkemper nicht immer erreicht. Die Entwicklung des Anti-Helden im Roman, laut Rezensent eine Lichtgestalt in der dunklen französischen Provinz, erscheint Wüllenkemper packend und mit Elementen der fantastischen Literatur in Szene gesetzt. Die Sympathie für seine Figuren lässt der Autor dabei nicht vermissen, findet der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.10.2017

Mit "Faber" liegt nun auch der Thesenroman zu Tristan Garcias ebenfalls gerade auf Deutsch erschienenem Essay "Das intensive Leben" vor, meldet Rezensentin Katharina Teutsch. Die Kritikerin folgt hier dem ebenso auratischen wie teuflischen und hochbegabten Waisenkind Faber bei seinen Rebellionen am Lycée und erlebt, wie ein Lehrer in die Depression getrieben wird oder ein Holocaust-Überlebender, der von seinen Erinnerungen ans KZ erzählt, öffentlich gedemütigt wird. Widerstandslos folgt sie ihm schließlich bis zur Selbstzerstörung in "orgiastischer Hingabe". Fasziniert liest die Rezensentin, wie der französische Autor und Philosoph seinen zwischen Messias und Demagoge oszillierenden Helden entwickelt. Nur auf die entzaubernde Deutung der Figur am Ende der Geschichte hätte Teutsch gern verzichtet.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.10.2017

"Coming of Age", stellt Rezensent Dirk Knipphals fest, ist "mehr als eine Mode" - es ist das Thema der Gegenwart. Tristan Garcia jedoch krempelt alles um, versicher er. Zwar gebe es die typischen Elemente eines Coming-of-Age-Romans: Schule, Liebe, Pläne, Unsicherheit, Entfremdung und die Auseinandersetzung mit der eigenen "Mittelmäßigkeit", doch von Anfang an werden Momente eingestreut, die den Rezensenten verwirren, bis es ihm schließlich augenscheinlich wird: Lange, ehe er es bemerkt hat, war dies kein unschuldiger Roman über das Erwachsenwerden mehr. Plötzlich geht es um Autoaggression und Gewalt, so Knipphals, der nicht zu viel verraten möchte. Dem Roman voraus ging Garcias philosophischer Essay über die "Intensivierung des Lebens" als Ziel des modernen Menschen lesen wir. Doch Garcia lässt sich nicht in eine Rolle zwängen - nicht die des Philosophen, nicht die des Schriftstellers, so der beeindruckte Rezensent, der empfiehlt diesen Roman genau dort zu lassen, wo er ist: in der "Schwebe".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 05.10.2017

Rezensent Ijoma Mangold macht die Probe aufs Exempel: Ist Tristan Garcia der bessere Philosoph oder Schriftsteller? Der nun auch auf Deutsch erschienene Roman um ein teuflisches Waisenkind, das sich zur "politischen Heilsgestalt" erhebt, um gemeinsam mit zwei Freunden die Mittelmäßigkeit ihrer Mitwelt aufzumischen, erscheint dem Kritiker gerade im Blick auf die ambivalente Darstellung eines intensiven Lebens fesselnd und "zeitdiagnostisch treffsicher". Dem bereits im Frühjahr erschienenen Essay "Das intensive Leben" attestiert der Rezensent allerdings die größere Strahlkraft.