Truman Capote

Sommerdiebe

Roman. Werkausgabe in 8 Bänden, Band 1.
Cover: Sommerdiebe
Kein und Aber Records, Zürich 2006
ISBN 9783036951577
Gebunden, 139 Seiten, 16,90 EUR

Klappentext

Herausgegeben und mit einer editorischen Notiz von Anuschka Roshani. Aus dem Amerikanischen von Heidi Zerning. Vor ihr liegt ein Sommer, in dem sie einen ganzen Kontinent zwischen sich und ihrer Familie weiß: Während ihre Eltern nach Europa segeln, bleibt die 17-jährige Grady McNeil allein zurück in einem New York ohne Aircondition, aber vielen Versprechen. Grady kann tun und lassen, was sie will. Und sie will eine Menge, bloß sich noch nicht in die reiche, feine Gesellschaft einfädeln, die sie nur müde macht. So verliebt sie sich in Clyde, einen jüdischen Jungen aus Brooklyn, der, zurück aus dem Krieg, als Parkplatzwächter arbeitet. Es ist ihr egal, dass sich ihre Mutter einen anderen Schwiegersohn erträumt - eine standesgemäße, sichere Partie. Doch ein komfortables, risikoloses Leben ist das Letzte, was Grady interessiert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 31.05.2006

Dass Truman Capotes lange verschollener Debütroman nun entdeckt und veröffentlicht wurde, ist für Martin Krumbholz ein Glücksfall. Denn schon im zarten Alter von neunzehn Jahren - da soll Capote mit dem Manuskript begonnen haben - erweise sich der spätere Erfolgsautor als ein legitimer Nachfahre von Oscar Wilde. Die Geschichte um die junge Grady, die sich sowohl zum vitalen Clyde und dem feingeistigen Peter hingezogen fühlt, wird nicht zu einer traditionellen Dreiecksgeschichte, versichert der Rezensent. Vielmehr bleibe Peter, mit dem sich der Autor wohl eher identifiziert hat, eher an der Peripherie der stürmischen Beziehung von Grady und Clyde. Krumbholz verleiht dem Roman zwei Auszeichnungen: Neben einer schönen Liebesgeschichte sind die "Sommerdiebe" mit der Schilderung des Lebenshungers der jungen Protagonisten seiner Meinung nach auch ein "Manifest gegen die Langeweile".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 20.04.2006

Die Veröffentlichung des verschollen geglaubten Erstlings in den USA war im letzten Herbst bereits eine beachtliche Sensation - und das durchaus zurecht, glaubt Katharina Döbler: Zeigt es doch die "frühe stillistische Meisterschaft und den noch jungen Giftzwerg bereits in beachtlicher Größe". Zehn Jahre arbeitete Capote an diesem Manuskript, bevor er schließlich kapitulierte: Aus der melodramatischen Geschichte der jungen behüteten Grady, die sich zum jüdischen Outsider hingezogen fühlt, ist schließlich ein ungleich erfolgreicheres Buch geworden: Frühstück bei Tiffany. Aber das melodramatische Grundmuster findet sich bereits hier, glaubt Döbler: Eine "zauberhafte, rebellische, naive und seltsam verloren wirkende junge Frau", die die unbedingte Liebe will, nicht um schließlich an Konventionen zu scheitern wie eine "gewöhnliche Schnulzenheldin" sondern um bewusst dagegen zu rebellieren.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.04.2006

Als "aufregende Wiederentdeckung" würdigt Paul Ingendaay diesen frühen Roman von Truman Capote, der als Auftakt der auf acht Bände angelegten Truman-Capote-Werkausgabe erschienen ist. "Mit leichter Hand und bösem Blick" zeichne Capote darin ein Porträt der New Yorker Upper Class. Im Mittelpunkt sieht Ingendaay die siebzehnjährige Grady, Tochter einer steinreichen Südstaatenfamilie, die die heißen Monate allein in der Stadt verbringt, um Clyde, ihren heimlichen Freund aus der jüdischen Unterschicht, wiederzusehen, und schließlich überstürzt zu heiraten. Die Zerrissenheit der Figur der Grady findet Ingendaay sichtlich berührend. Besonders angetan hat es ihm dabei der Umstand, dass Capote nichts "niemanden bebotschaften" will, sondern Gefühle in "überraschende poetische Bilder" übersetzt.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.03.2006

Das nach Truman Capotes Tod gefundene Romanmanuskript "Sommerdiebe" erzählt von einem ambivalenten Verhältnis zwischen Mutter und Tochter und Tochter und Männern der New Yorker Society in den vierziger Jahren, so Angela Schader, die sich in ihrer Rezension im Wesentlichen darauf beschränkt die Geschichte nachzuerzählen. Die zart besaitete Grady, ein typisches Capote-Geschöpf, rebelliere gegen die Anforderungen ihres Standes, lasse sich auf halbseidene oder zu sensible Männer ein, und erleide, wie nicht anders zu erwarten, Schiffbruch.