Viet Thanh Nguyen

Die Geflüchteten

Erzählungen
Cover: Die Geflüchteten
Karl Blessing Verlag, München 2018
ISBN 9783896676412
Gebunden, 224 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Wolfgang Müller. Ein junger vietnamesischer Geflüchteter gerät in den späten Siebzigerjahren in eine Schwulen-WG in San Francisco und erleidet einen profunden Kulturschock; ein Physikprofessor mit Demenz im Frühstadium beginnt, seine Frau mit einer Geliebten aus der alten Heimat zu verwechseln; eine junge Frau besucht ihre Halbgeschwister in Ho-Chi-Minh-Stadt und gibt vor im Einwanderungsland Amerika erfolgreicher zu sein, als sie eigentlich ist.  Die acht Erzählungen, angesiedelt in den Siebziger- und Achtzigerjahren, die dieser Band versammelt, handelt von Menschen, die in den Monaten und Jahren nach dem Fall von Saigon aus Vietnam geflüchtet sind und versuchen, in Amerika eine neue Heimat zu finden.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.04.2019

Katharina Borchardt kennt Viet Thanh Nguyen durch seinen mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Thriller "Die Sympathisanten". Doch in seinen Erzählungen herrscht, wie sie versichert, ein leiserer, subtilerer Ton. Es sind brüchige Geschichten von vietnamesischen Einwandern in den USA, in deren Gedanken noch die Geister all jener herumspuken, die sie in Vietnam zurücklassen mussten oder auf der Flucht verloren haben. Borchardt ist beeindruckt von den Figuren, die ihr beim Lesen begegneten, von dem schweigenden Liem, der lieber abwartet, woher der Wind weht, bevor er den Mund aufmacht, von Frau Hoa, die Geld für die Rückeroberung Vietnams mit der Drohung erpresst, die Leute als Kommunisten zu denunzieren, oder von dem Amerikaner Arthur, der von einem Vietnamesen eine Leber gespendet bekommt. Diese letzte Geschichte hat sie am meisten berührt, meint Borchardt, brillant sind sie aber alle.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.01.2019

Rezensentin Lea Schneider findet es ganz wichtig, dass sich der Blessing Verlag und Übersetzer Wolfgang Müller bei der Übertragung von "Refugees", dem Originaltitel von Viet Than Nguyens Kurzgeschichten-Sammlung, für "Geflüchtete" entschieden haben, erscheint ihr der Begriff doch aktiver und respektvoller als "Flüchtlinge". Passt auch besser zu den Figuren der Kurzgeschichten, fährt die Kritikerin fort, denn so unterschiedlich die Schicksale der Menschen, die hier aus dem kriegsversehrten Vietnam der Siebziger in die USA fliehen auch sind, ist allen Helden des Autors doch gemein, dass niemand als Opfer gesehen werden möchte. Stilistisch mag es zwar bisweilen ächzen, auch einige Dialoge wirken arg "klischiert", meint die Rezensentin. Wenn Nguyen aber Leseerwartungen unterläuft oder die Fluchtgründe in ihrer ganzen Drastik schildert, läuft er zu Hochform auf, versichert Schneider, die das Buch nicht zuletzt aufgrund seiner ungebrochenen Aktualität empfiehlt.
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