Walter Laqueur

Krieg dem Westen

Terrorismus im 21. Jahrhundert
Cover: Krieg dem Westen
Propyläen Verlag, München 2003
ISBN 9783549071731
Gebunden, 424 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Gewiss ist es nicht "der Islam", der Krieg gegen den Westen führt. Aber niemand kann bestreiten, dass islamistische Gruppen und Netzwerke mit zunehmender Entschlossenheit eine tödliche Konfrontation mit der westlichen Zivilisation suchen. Dabei ist ihnen jedes Mittel recht, bis hin zum Einsatz atomarer, chemischer und biologischer Massenvernichtungsmittel. Für den Terrorismusexperten Walter Laqueur ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis diese Waffen zur Anwendung gelangen. Er benennt vor allem vier Faktoren für diese Entwicklung: Die radikal-religiöse Rückbesinnung in der islamischen Welt, das Verschwinden der Sowjetunion als alternatives Entwicklungsmodell, die jüngste technologische Revolution und beschleunigte Globalisierung sowie die Rückständigkeit der islamischen Staaten und die Unfähigkeit ihrer politischen Führung, Antworten auf die Probleme dieser Länder zu geben.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.10.2003

Der "Kst." zeichnende Rezensent findet Walter Laqueurs Buch über den "neuen Terrorismus" außerordentlich instruktiv. Der Historiker und Terrorismusexperte biete nicht nur eine "kritische Darstellung" der Diskussion über die Ursachen des zeitgenössischen Terrorismus, wobei er insbesondere die Annahme eines direkten Zusammenhangs zwischen Terrorismus und Armut in der Dritten Welt widerlege, sondern untersuche auch die Wurzeln des islamischen und des Selbstmordterrorismus. Darüber hinaus analysiere er die Reaktionen von Experten und Öffentlichkeit auf die neuen Formen des Terrorismus und lege dar, weshalb der Terrorismus so häufig fehlinterpretiert werde. Der Rezensent bescheinigt Laqueur ein "immenses Sachwissen". Allerdings fühlt er sich von der Überfülle an Fakten und Interpretationen fast ein wenig erschlagen. Auch den "rote Faden" hat er bisweilen verloren. Jedenfalls hätte er sich gewünscht, der Autor hätte die "großen Linien und Zusammenhänge etwas konziser und stringenter dargestellt".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.05.2003

Rudolph Walther zeigt sich enttäuscht. Walter Laqueur sei zwar der "Nestor der Terrorismusforschung", stelle aber in diesem Buch den neuen Terrorismus zu simpel dar. So gehe er nicht auf den Zusammenhang zwischen aktuellem Gewalt und den modernen fundamentalistischen Strömungen des Islam ein, kritisiert der rezensent. Stattdessen setzt er pauschal Islam, Terrorismus und den "Heiligen Krieg" (Dschihad) gleich. Erstaunlich findet Walther, dass der Autor einräumt, viele "islamische Terroristen" hätten nur rudimentäre religiöse Kenntnisse, gleichzeitig aber zu erkennen gibt, die "Indoktrination" in Koranschulen münde automatisch in Terror. Einen Zusammenhang zwischen Terror und Armut, Hunger, Arbeits- und Hoffnungslosigkeit sieht Laqueur nicht, mehr noch, er tue ihn sogar als "hartnäckigen Glauben" ab. Interessant findet der Rezensent jedoch den Hinweis, dass sich viele Attentäter während ihrer Aufenthalte in Gefängnissen radikalisiert haben. Auch das Kapitel über die Selbstmordmissionen sei lesenswert, zeige es doch in einem historischen Überblick, dass sie weder neu noch islamtypisch seien.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 28.02.2003

Voreingenommen findet die Rezensentin Dagmar Pöpping das neue Buch von Walter Laqueur. Es sei ein "Plädoyer für die Politik der US-Regierung", aber keine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Ursachen und Folgen des internationalen Terrorismus. Laqueurs Analyse bleibe zum größten Teil deskriptiv, schimpft die Rezensentin. Die mit Kurzgeschichten und Anekdoten ausgeschmückten Beschreibungen ließen die Terrorgruppen aus allen Krisengebieten der Welt "wie exotische Tierarten erscheinen". "So erfährt man viel über das ideologische Selbstverständnis von Terroristen, aber wenig über den historisch-politischen Boden des Terrorismus", bemängelt die Rezensentin. Laqueur kommt laut Pöpping zu dem Schluss, dass die westlichen Demokratien in den vergangenen Jahren viel zu "naiv" mit Terroristen und vor allem mit dem Islamismus umgegangen sind. Aus dieser These leite Laqueur eine Rechtfertigung der gegenwärtigen amerikanischen Politik ab und wettere mit alten antikommunistischen und totalitarismustheoretischen Ressentiments gegen deren Kritiker.