Wolfgang Kemp

Foreign Affairs

Die Abenteuer einiger Engländer in Deutschland 1900-1947
Cover: Foreign Affairs
Carl Hanser Verlag, München 2010
ISBN 9783446235182
Gebunden, 384 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Ein überraschender Blick auf das eigene Land: Wolfgang Kemp hat zum ersten Mal zusammengetragen, wie Schriftsteller aus England Deutschland zwischen 1900 und 1945 erlebten. Sein Buch erzählt die Geschichte einer komplizierten Beziehung: Deutschland übte auf seine Gäste von der Insel eine unwiderstehliche Faszination aus, obwohl es ihnen im Grunde fremd blieb. Stephen Spender, Christopher Isherwood, W. H. Auden, Ezra Pound oder Samuel Beckett: aus ihren Werken setzt sich ein Bild der deutschen Verhältnisse zusammen, wie es nur dem Blick von außen möglich ist. Ein Kabinettstück der europäischen Kultur- und Literaturgeschichte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.05.2010

Ausgesprochen interessant und immer wieder auch überraschend findet der Rezensent Rüdiger Görner diese essayistisch und elegant geschriebene Geschichte des britischen Blicks auf Deutschland in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Unerwartet darin ist für ihn vor allem die Erkenntnis, wie erstaunlich attraktiv Deutschland in vielen britischen Augen aussah - allerdings sicher nicht in denen von Virginia Woolf und Vita Sackville-West, letztere etwa schrieb: "Oh that filthy, filthy place." Die weit verbreitete Literatenbegeisterung hielt erschreckenderweise auch bis ins Dritte Reich an, von Kemp ebenfalls nachgezeichnet, zum Beispiel in P.G. Wodehause später gern unerwähnt gelassener Nazi-Sympathie. Görner führt viele der von Kemp teils verdienstvoll ausgegrabenen Autoren-Äußerungen an, von Elizabeth von Arnim bis T.S. Eliot. Zwar fielen dem Rezensenten sogar noch weitere Stimmen ein, dennoch fühlt er sich von diesem Buch auch so schon sehr reich beschenkt.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.04.2010

Als "kulturhistorisches Glanzstück" feiert Hans von Trotha dieses Buch, das, wie er schreibt, von nichts anderem als den Deutschlandreisen englischer Intellektueller handelt. Am Anfang spürt  Trotha noch den Geist des 19. Jahrhunderts durch die Darstellung wehen, die aus seiner Sicht manchmal sogar den Gestus eines Gesellschaftsromans einnimmt. Am Ende komme man mit W. H. Auden in vom Luftkrieg zerstörte deutsche Städte. Wolfgang Kemp lasse sich seine Schwerpunkte vom Material diktieren, schwärmt der Rezensent, und die Methode, Ereignisse, Werke, Biografien und Alltägliches gleich ernst zu nehmen, lasse Epochen aufleuchten, die unserem Blick zumeist verstellt seien, die Jahre vor dem Ersten Weltkrieg oder die Zeit unmittelbar nach dem Zweiten. Diese Alltäglichkeit nehme in Kemps Erzählung dem Historischen das Erratische, Schwere und Ferne, ohne es dabei zu bagatellisieren. Gleichzeitig ziehe dieser Autor den "Schleier der Kanonisierung" von den verhandelten Texten und erzähle dabei auch die innere Entwicklung Deutschlands aus der Außenperspektive.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.03.2010

Angetan zeigt sich Rezensent Stephan Speicher von Wolfgang Kemps Buch über Engländer, die zwischen 1900 und 1947 in Deutschland lebten und liebten. Im Zentrum sieht er eine Reihe von Schriftstellern, Journalisten, Diplomaten, Militärs, die aus verschiedenen Gründen von Deutschland fasziniert waren. Er hebt hervor, dass es dem Autor nicht um das Deutschlandbild der Engländer geht. Vielmehr erzähle und kommentiere Kemp, was einzelne Engländer in Deutschland erlebt und beschrieben haben. In diesem Zusammenhang nennt er Namen wie D.H. Lawrence, T.S. Eliot, Elisabeth von Arnim, Christopher Isherwood, W.H. Auden oder Ezra Pound. Starke Motive der Engländer für ihr Interesse an Deutschland erkennt der Autor laut Speicher in der vergleichsweise weniger rigiden Moral der Deutschen, ihrer größere Offenheit in erotischen Belangen und in den sexuellen Möglichkeiten für Homosexuelle - alles Dinge, die mit der Machtergreifung der Nazis 1933 ein jähes Ende fanden.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de