Yasmina Khadra

Morituri

Kriminalroman
Cover: Morituri
Haymon Verlag, Innsbruck 1999
ISBN 9783852183077
Gebunden, 159 Seiten, 17,38 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Bernd Ziermann und Regina Keil-Sagawe. Commissaire Llob, ein integrer Polizeibeamter in Algier, kämpft gegen Verbrecher und ihre Hintermänner. Im Mittelpunkt der Handlung steht eine Serie von Morden an Intellektuellen. Sie ist für die Autorin der Anlass, die Situation ihrer Heimat zwischen Bürgerkrieg, Korruption, Unterdrückung, Angst und Terror zu schildern und - ausgehend von der Gegenwart - die Wurzeln des Übels zur Sprache zu bringen, die in der jüngsten Vergangenheit liegen. Commissaire Llob zögert nicht, die Drahtzieher von Verbrechen selbst in höchsten Kreisen zu suchen. Seine Hauptgegner sind jene 'Kriegsgewinnler', die in schwer bewachten Luxusvillen rauschende Feste feiern und Macht und Kapital unter sich aufteilen, während in anderen Vierteln Algiers soziale Missstände die Einwohner zu Verbrechern werden lassen. Damit nimmt die Autorin Abstand von jener Schwarz-Weiß-Malerei, die allein islamische Fundamentalisten als Schuldige des Bürgerkriegs ortet.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 23.10.2001

Mit dieser Krimi-Trilogie ("Morituri", "Doppelweiß", "Herbst der Chimären") hat es seine besondere Bewandtnis, berichtet Robert Brack: der Autor war Offizier der algerischen Armee, schrieb sich seine Sorgen um sein Land unter weiblichen Pseudonym von der Seele und musste nach Aufdeckung dieses Geheimnisses fluchtartig das Land verlassen. Mohammed Moulessehoul alias Yasmina Khadra lebt heute im französischen Exil. Sein Protagonist heißt Llob, ist Kommissar, Patriot, praktizierender Muslim, kein Zyniker und kein gewöhnlicher Krimiheld, meint Brack. Die Verbrechen, die er aufzuklären hat, sind meist blutiger, bestialischer Natur; kommt es zur Aufklärung der Verbrechen werde dies nie als Erfolg gefeiert, da die blutige Maschinerie weiterlaufe, erklärt Brack den Unterschied zur herkömmlichen Genreliteratur. Die Verbrechen, die Khadras Krimis behandeln, haben für Brack immer mit den Ursachen der algerischen Krise zu tun; für ihn, schreibt Brack, hätten auch die blutigsten Taten einen rationalen Hintergrund.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.09.2000

Heinz Hug ist gleichermaßen beeindruckt von dem Kriminalroman wie ihn die Lektüre deprimiert. Der Autor, der aus Rücksicht auf seine Familie und aus Sicherheitsgründen unter dem Pseudonym Yasmina Khadra schreibe, habe das Genre Krimi gewählt, um über die Schrecken zu schreiben, die in Algerien seit dem Krieg 1992 an der Tagesordnung sind. Die Häufung der dargestellte Gewalt macht die "Lektüre mitunter prekär", zumal sie die Realität in Algerien präzise schildert, so der erschütterte Rezensent. Die Erzählperspektive verhindere zudem eine Distanzierung des Lesers vom Romangeschehen. Daneben aber habe der Text auch etwas "Verführerisches", denn er verbinde nüchterne "Berichterstattung mit Poesie", setzte überraschende Metaphern ein und bewege sich gekonnt auf verschiedenen Sprachebenen. Der Rezensent lobt die Übersetzer ausdrücklich für ihre gelungene Übertragung ins Deutsche und weist auf ein "informatives Nachwort" zur Gattung des `roman noir` hin.