Yasmina Reza

Eine Verzweiflung

Roman
Cover: Eine Verzweiflung
Carl Hanser Verlag, München 2001
ISBN 9783446199781
Gebunden, 136 Seiten, 12,78 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen übersetzt von Eugen Helmle. Mit ihrem Theaterstück "Kunst" wurde Yasmina Reza weltberühmt. In ihrem ersten Roman leiht die junge Autorin ihre Stimme einem alten Mann, der in einer zornigen Rede seinem erwachsenen Sohn die Leviten liest. Ein Schlappschwanz sei er, eine Alge, den ganzen Tag am Strand zu liegen und nur ein Ziel zu haben, nämlich glücklich zu sein. Schonungslos attackiert Reza die moderne Spaßgesellschaft.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 30.06.2001

Die große Verzweiflung in "der kleinen, täglichen zu spiegeln" und bei "der ganzen Chose" Witz und Zwischentöne nicht zu vergessen, mein Rezensent Walter Klier, diese Kunst zeige Yasmina Reza auch in diesem Roman. Der Rezensent verweist noch darauf, dass nicht Thomas Bernhard, wie vielfach behauptet worden sei, sondern "der große Misanthrop" Robert Pinget großen Einfluß auf die Autorin gehabt habe. Ansonsten hat er wenig zu diesem Buch zu sagen. Doch irgendwie spürt man, dass es ihn kalt gelassen hat. Was er sich angesichts des Ruhms der Autorin vielleicht nicht zu sagen traute um nicht ähnlich dazustehen, wie jener Freund in Rezas Stück "Kunst", der im monochrom weißen Gemälde nur "weiße Scheiße" erkennen konnte. Dabei kam so der Pfiff ins Stück.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 17.05.2001

Einen Namen in der literarischen Welt hat sich Yasmina Reza längst mit ihren weltberühmt gewordenen Komödien erstritten, berichtet Gabriele Killert. Und den wird sie mit ihrem kleinen Romanerstling "Eine Verzweiflung" sicher auch weiter haben, ist die Rezensentin überzeugt. Denn auch Rezas Prosa habe die Sprache des Dramas, eines Monodramas, das sich im Kopf des Anfang Siebzigjährigen Samuel abspielt, einer, dessen Leben eigentlich gelaufen ist. In Samuel sieht Killert den literarischen Leidensgenossen von John Updikes "Rabbit". Solche Bücher, ist sich die Rezensentin sicher, werden wir immer wieder gerne lesen, allein schon, weil die Gesellschaft zunehmend älter wird und sich die "Klageanstrengungen" in solchen Texten vorbildlich von Thomas Bernhards "Prosodie" emanzipiert hätten, befindet die Rezensentin und mutmaßt, dass der "vom Leben abgehängte" Samuel in seinem Weltbild und seiner Litanei für ein altes Europa steht, das wie die Rentner auf der Parkbank zusammenrückt, um zu retten, was nicht zu retten ist.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.04.2001

Milo Rau gibt zu, dass er Vorbehalte gegen den vorliegenden Roman hatte: Nicht nur wegen des Medien-Hypes um dieses Buch, sondern auch wegen des Understatements der Autorin und nicht zuletzt wegen des Titels, der ihn an "Konfektionsware für den grüblerischen Mittelstand" denken ließ. Doch seine Skepsis ist offenbar schnell der Begeisterung gewichen: "ein großartiges Buch", findet er. Besonders gefällt ihm der Sog, den der Roman auf seine Leser ausübt, und die ungezähmte Wut, die der Protagonist hier gegen alles Humanistische und gegen die Toleranz seiner Mitbürger auslebt. Gerade die Maßlosigkeit bei der Abrechnung des Greises mit seiner Umwelt hat Rau gefesselt, doch legt er Wert auf die Feststellung, dass es sich hier um mehr handelt als um die "Darstellung eines Misanthropen". So lobt er darüber hinaus die "scharfen Momentaufnahmen", die Rückblicke auf das Leben des Greises und vor allem auch die dramatische Stärke des Romans, den man, so Rau "laut lesen will, voller Konvulsionen des Körpers, voller plötzlicher Wutanfälle und Lachausbrüche".
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