Magazinrundschau - Archiv

Revista Anfibia

4 Presseschau-Absätze

Magazinrundschau vom 24.10.2017 - Revista Anfibia

Die Journalistin Adriana Meyer porträtiert Moira Millán, Angehörige einer Mapuche-Gemeinschaft aus der südargentinischen Provinz Chubut, wo am 18. Oktober die Leiche des vermutlich von der Polizei ermordeten Umweltaktivisten Santiago Maldonado aufgefunden wurde, ein Fall, der auch international großes Aufsehen erregt hatte. Milláns Gemeinschaft, die um die Rückgabe ihrer offenbar öl- und gasreichen Ländereien, derzeit im Besitz des Modeunternehmers Benetton, kämpft, war und ist Verfolgungen ausgesetzt. Als nun ein Untersuchungsrichter ihrem Wohnort nach einer Brandstiftung einen Besuch abstatten wollte, "stellte Millán sich ihm in den Weg und bestand darauf, die ihn begleitenden Polizisten auf Waffen abzutasten, und 'zum ersten Mal wurde der Wille einer unserer Gemeinschaften respektiert - sie würden den Ort nur unbewaffnet betreten. Für uns ein historisches Ereignis. Vielleicht entsteht so ein neues Sicherheits-Protokoll zwischen dem Staat und den indigenen Völkern. Dass wir die Polizisten abtasten durften, war ein Zeichen für die Autonomie und die Ausübung des indigenen Rechts auf indigenem Gebiet, das bei allen derartigen Konflikten zur Anwendung kommen sollte. Künftig sollte immer zuerst darüber verhandelt werden, wie und wann sie unser Gebiet betreten dürfen.' Bebildert ist der Text mit beeindruckenden Fotos von Gustavo Zaninelli."

Magazinrundschau vom 11.07.2017 - Revista Anfibia

Die Schweizer Journalistin und Feministin Mona Chollet stimmt ein Lob der Pantoffeln an: "Zu recht - und wie! - spricht man immer wieder davon, wie wichtig es ist, sich die öffentlichen Räume zurückzuerobern. Auf ziemlich vereinfachende Weise stellt man dem den häuslichen Bereich entgegen, der bei vielen nur wenig glorreiche Bilder von ängstlichem Rückzug, langen Fernsehsitzungen in Mickey-Maus-Pantoffeln, zwanghaftem Anhäufen von Elektrogeräten und entschlossener Gleichhgültigkeit der Welt gegenüber aufsteigen lässt. Aber am Rande einer von Machtlosigkeit, Simulation, Feindseligkeit, manchmal auch Gewalt gesättigten Welt befreit einen die eigene Wohnung ein wenig von all dem Druck. Sie erlaubt es uns zu atmen, wir selbst zu sein, unsere Wünsche zu erkunden. Natürlich kann man jetzt ausrufen: Individualismus! Mir gefällt jedoch der Vergleich ziemlich gut, den der amerikanische Architekt Christopher Alexander anstellt: Von jemandem, der über keinen eigenen Bereich verfügt, zu erwarten, dass er etwas zum Leben der Allgemeinheit beiträgt, 'ist, als würde man von einem Ertrinkenden erwarten, dass er jemand anderem das Leben rettet.'"

Magazinrundschau vom 20.06.2017 - Revista Anfibia

In Anfibia, dem hervorragende Reportagen- und Essay-Magazin der argentinischen Universidad Nacional de San Martín, versucht sich die brasilianisch-argentinische Politikwissenschaftlerin Ximena Simpson angesichts der vollständigen (Selbst-) Delegitimierung der Regierung von Präsident Michel Temer an einer Analyse der politisch-gesellschaftlichen Krise Brasiliens: "Bei einer Neuwahl des Präsidenten durch den Nationalkongress, wie ihn die Verfassung vorsieht, würde die Entscheidung in die Hand eines Gremiums gelegt, dessen überwältigende Mehrheit selbst schwerwiegenden Korruptionsvorwürfen ausgesetzt ist. Eine, erst durch eine Verfassungsänderung mögliche, Direktwahl dagegen hätte zum einen den Nachteil, dass eine so gravierende Änderung unter extremem Zeitdruck durchgeführt werden muss, zum anderen, dass dadurch ein unvorhersehbarer Outsider zum plötzlichen 'Heilsbringer' werden könnte. Sollte, wie von vielen gefordert, der frühere Präsident Lula wieder antreten, hätte dieser zwar durchaus Siegeschancen, aber doch nur sehr knappe, und eine grundlegende Regeneration der Linken würde damit letztlich verhindert - wirkliche Veränderung braucht viel Zeit und Geduld, vielleicht wäre deshalb die bittere Pille einer Neuwahl durch den Nationalkongress à la longue dennoch die heilsamere Lösung."
Stichwörter: Simpson, Ximena, Lula

Magazinrundschau vom 30.05.2014 - Revista Anfibia

Die Konzentration auf dem Buchmarkt schreitet brachial voran, der neue Medienriese Penguin Random House hat gleich auch noch die Buchverlage der spanischen Prisa-Gruppe geschluckt, zu der ansonsten etwa El País gehört. Unter dem Titel "Zentralmarkt" zeigt Daniela Szpilbarg in der argentinischen Revista Anfibia, was die Übernahme bedeutet: "Der deutsche Konzern Bertelsmann - Mehrheitseigner von Penguin Random House - hat damit in Spanien wie auch in ganz Lateinamerika, Brasilien eingeschlossen, nur noch einen einzigen Konkurrenten, die Verlagsgruppe Planeta. Und die Werke von Isabel Allende, Jorge Luis Borges, Julio Cortázar, Gabriel García Márquez, José Saramago, Mario Vargas Llosa, Carlos Ruiz Zafón und hunderter weiterer spanisch- und portugiesischsprachiger Autoren erscheinen künftig bereits im Original allesamt unter ein und demselben - mehrheitlich deutschen - Dach."