Lorenzo Marsili, Niccolo Milanese

Wir heimatlosen Weltbürger

Cover: Wir heimatlosen Weltbürger
Suhrkamp Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783518127360
Kartoniert, 280 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Yasemin Dincer. Europa gleicht einem Kontinent, der sich selbst zerreißt. Nach zehn Jahren der Krise durchziehen vielfältige Brüche und Konflikte die EU: Norden gegen Süden, Osten gegen Westen, Bürger gegen Institutionen. Zugleich hat diese Dekade jedoch gezeigt, was Europäerinnen und soziale Bewegungen erreichen können, wenn sie über Grenzen hinweg zusammenarbeiten. Lorenzo Marsili und Niccolò Milanese stellen Aktivistinnen und Aktivisten vor, in deren Handeln Alternativen zum Status quo aufscheinen. Sie analysieren, wie Neoliberalismus und Globalisierung die Menschen zu ohnmächtigen Bürgern machen, in denen das Gefühl wächst, nirgendwo mehr zuhause zu sein, und die sich daher verstärkt nationalistischen Positionen zuwenden. Nur eine transnationale Partei, so die Autoren in ihrem Manifest, kann diese Zwickmühle auflösen und das utopische Potenzial Europas einlösen.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 21.05.2019

Barbara Eisenmann wird von den Autoren und Aktivisten Lorenzo Marsili und Niccolo Milanese daran erinnert, wie das Primat der europäischen Wirtschaftspolitik mit Wolfgang Schäuble vorneweg die linke Politik der griechischen Syriza in ihre Schranken wies. Wenn die Autoren erklären, dass es hierbei um den Kampf zweier Gesellschaftsmodelle ging, dem neoliberalen und dem sozialen, und wenn sie sodann ihre Vorstellungen von einem sozialen, demokratischen Europa skizzieren und eine transnationale Partei imaginieren, hört Eisenmann aufmerksam zu, vermisst allerdings etwas den Praxisbezug. Überzeugend findet sie den Band auf der analytischen Ebene und durch seinen leidenschaftlichen, aber durchaus nicht blauäugigen Gestus.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 20.05.2019

Als einen Hauptgrund für die Krise Europas machen Lorenzo Marsili und Niccolò Milanese die Entfremdung der Bürger von dem Europäischen Projekt aus und liefern in ihrem Band "Wir heimatlosen Weltbürger" Ansätze zur Überwindung der Krise, berichtet Eike Gebhardt. Da geht es etwa um das Europa der zwei Geschwindigkeiten, in dem auf der einen Spur progressive Kräfte Reformen vorantreiben, während auf der anderen abgehängte Kräfte den Status Quo verwalten, fasst der Rezensent zusammen, es geht um den entfesselten Neoliberalismus und die Entfremdung eines europäischen Systems, in dem das eigene Schicksal von ausländischen Parlamentariern mitentschieden wird, über die wir praktisch nichts wissen. Der Lösungsvorschlag der beiden 1984 geborenen Autoren - eine transnationale Partei, die die Lücke zwischen Politik und Gesellschaft überbrücken könnte - wird laut Gebhardt in dem Band zwar nicht detailliert ausgearbeitet, aber doch "immerhin in Umrissen sichtbar genug, um überzeugend, ja vielleicht zwingend zu wirken".