Erica Millar

Happy Abortions

Mein Bauch gehört mir - noch lange nicht
Cover: Happy Abortions
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2018
ISBN 9783803136770
Broschiert, 224 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Stephanie Singh. Abtreibungen sind bis heute mit Scham belegt und erheblichem Druck von außen ausgesetzt. In Deutschland sind sie nach wie vor nicht erlaubt, aber straffrei. Die wieder verstärkte Stigmatisierung von allen, die sich für einen Abbruch entscheiden, sorgt dafür, dass über diese Erfahrungen fast flächendeckend geschwiegen wird. 2017 wurde eine Ärztin vor Gericht verurteilt, nur weil sie die Information über die Möglichkeit von Abtreibungen in ihrer Praxis auf ihre Homepage gestellt hatte. In ihrer sorgfältig recherchierten Studie stellt Erica Millar heraus, wie die gängige Rhetorik auch in vermeintlich liberalen Ländern mit festgelegten Stereotypen arbeitet: Mutterschaft ist gut, Abtreibung böse, Ersteres bringt Glück, Letzteres Unglück. Jahrelang hat Millar Parlamentsdebatten verfolgt und Medien analysiert, um die erste weltweite Studie zu den emotionalen Zuschreibungen rund um Abtreibungen zu verfassen. Die australische Forscherin zeigt, dass der überwältigende Teil der Frauen nach der Abtreibung große Erleichterung und Dankbarkeit empfindet und nicht - wie so oft unterstellt - traumatisiert ist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.12.2018

Rezensentin Petra Gehring hat sich von Erica Millars Buch erklären lassen, dass der Schwangerschaftsabbruch, obgleich legal, in Australien nach wie vor mit einem Stigma behaftet ist, das der Frau eine emotionale Traumatisierung vorschreibt und ihr damit noch immer keine völlige Freiheit in diesem umstrittenen Bereich zusteht. Unterfüttert von aussagekräftigem Zahlenmaterial und in wissenschaftlich-nüchterner Manier plädiert die Autorin hier laut Rezensentin für eine aktive Sprachpolitik, die ansetzten solle, wo die Emotionalisierung der Eingriffe nach wie vor stattfindet - wenn etwa die Frauen als "Mütter" bezeichnet werden oder wenn es "kinderlos" statt "kinderfrei" heiße. Auch wenn die australische Situation in Gehrings Augen nicht vollkommen mit der deutschen übereinstimmt und sie sich ab und an detailliertere Informationen gewünscht hätte, hält die Rezensentin das Buch für einen lesenswerten Vorstoß in die richtige Richtung.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 09.10.2018

Rezensentin Patricia Hecht liest das Buch von Erica Millar nicht als Plädoyer für Abtreibung, sondern als Aufruf zum Nachdenken über das Thema. Denn so "provokativ" wie der Titel es nahelegt, ist das Buch keineswegs, erklärt die Kritikerin, die sich mit Millar auf einen Streifzug durch die jüngere Kulturgeschichte der Abtreibung begibt. Wenn Hecht Millars Analysen zu Medienberichterstattung und Kampagnen von AbtreibungsgegnerInnen und -befürworterInnen am Beispiel von Frauen des Commonwealth liest, fällt es ihr nicht schwer, die Resulate auf ganz Westeuropa zu übertragen. Neue, ungewohnt Perspektiven zum Thema verspricht der Band zudem, schließt die Kritikerin.