Alice im Wunderland

(Ab 4 Jahre). Erzählt von Barbara Frischmuth.
Cover: Alice im Wunderland
Aufbau Verlag, Berlin 2000
ISBN 9783351040031
Gebunden, 24 Seiten, 20,43 EUR

Klappentext

Mit Illustrationen von Jassen Ghiuselev. Das surreale Märchen von Lewis Carroll über Alice, die kopfüber ins Wunderland fällt, ist ein Klassiker. Keiner aber spiegelt so konsequent Carrolls bizarre, auf den Kopf gestellte Albtraumwelt wie Jassen Ghiuselev. Die alogische, verrückte Welt, die Ernst und Aberwitz, Phantastik und Bedrohung so doppelbödig vorstellt, bringt Ghiuselev in imaginäre Räume, in absurde Konstruktionen mit augentäuschenden Perspektiven. Es gibt dort Treppen, die ins Nichts führen, Orte, die gleichzeitig Innen und Außen, Oben und Unten sind. Barbara Frischmuth nimmt Carrolls Erzählfaden auf, um in einer knappen Version den Text dieses Weltklassikers für das Bilderbuch verständlich zu machen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 16.01.2001

Der Text ist nicht neu, aber anders: Barbara Frischmuth habe Lewis Carrols Geschichte gestrafft und neu nacherzählt, berichtet Diemut Roether und wendet nun ihr ganzes Augenmerk den Illustrationen des Bulgaren Jassen Ghiuselev zu, die ebenfalls neu sind und der Rezensentin gut gefallen. In ihren dunklen, altmodisch wirkenden Brauntönen erinnern sie sie an die Originalbilder der viktorianischen Vorlage von John Tenniel, weit entfernt von Walt Disneys süßlicher Zeichentrick-Version oder aber Salvador Dalís surrealen Visionen von Alices Wunderland. Bei Ghiuselev mute das Wunderland ein bisschen an wie die Welt von M.C. Escher, schreibt die Rezensentin: mittelalterlich, mit irritierenden schrägen Perspektiven, voller Torbögen und seltsamer Fabelwesen. Nur die Hauptfigur ist für Roether unverkennbar die gleiche geblieben: eine selbstbewusste und neugierige "Alice im Wunderland".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.12.2000

Das richtige Weihnachtsgeschenk! Ist dieses Buch nur für "erwachsene Bilderbuchsammler", glaubt Karla Schneider uns warnen zu müssen. Als Kinderbuch hält sie es für überflüssig. Schließlich gebe es doch "die Klassiker", und die seien allemal zauberhafter als diese Nacherzählung "im Präsens und im Zeitrafferverfahren". Das Tempo und der Ton ("burschikos") haben die Rezensentin sichtlich irritiert, und wer "Alice" gar neu gegenüberstehe, so vermutet sie, dem bleibe nur die Konfusion. Aber die Bilder, wie gesagt! Die seien verrückten Träumen nachempfunden. Und wie Schneider die so beschreibt - "messingnes Licht außen, innen verschattet und angebräunt wie geriebener Apfel" -, da dürfen wir nicht nur, da müssen wir uns "alle Finger danach lecken".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.11.2000

In einer Sammelrezension bespricht Ursula Sinnreich vier Kinderbuch-Klasssiker, die teilweise neu erzählt wurden.
1) Hoffmann / Stupica (Ill.): "Nussknacker und Mausekönig" (Middelhauve)
Die Rezensentin konzentriert sich hier auf die Illustrationen von Marija Lucija Stupica, der es gelungen sei, mit einer "gläsernen Zerbrechlichkeit" ihrer Bilder einerseits das Phantastische einzufangen, gleichzeitig aber auch das "Dunkel-Groteske" der Geschichte etwas in den Hintergrund zu stellen. Sinnreich betont das Grafische in der Aufmachung. So hat die Illustratorin, wie der Leser erfährt, ihre Bilder in Bezug gesetzt zu der "quadratischen Form" des Textes. Die "graubraunen Farben" sind nach Ansicht Sinnreichs gut gewählt, um das Phantastische zu unterstreichen.
2.) "Alice im Wunderland" (Aufbau)
Sinnreich stellt hier vor allem die farbenfrohen Illustrationen von Giuliano Lunelli heraus und begeistert sich außerdem für die klug gewählten Perspektiven des Illustrators. So drohe beispielsweise das Format "aus allen Nähten zu platzen", wenn Lunelli den "aufgeblasenen Zauberer" entsprechend darstellt. Nach Sinnreichs Ansicht beeinflussen Tricks wie dieser durchaus die Lesart des Buchs, und der "moralische Unterton" der Geschichte bekommt, wie sie findet, dadurch eine ganz andere Färbung.
3.) Perrault / Lunelli (Ill.): "Der gestiefelte Kater" (Nord-Süd)
Gut gefällt der Rezensentin die Neufassung dieser Geschichte, die sie "unglaublich mühelos" erzählt findet, ohne dass dabei das Original Schaden erleide. Auch die Illustrationen von Jassen Ghiuselev findet sie großartig, nicht nur, weil das Phantastische der Geschichte dadurch unterstrichen werde. Besonders gelungen findet sie Ghiuselevs Idee, ein Bildplakat zu malen, in dem die ganze Geschichte festgehalten ist. Ein "genialer Einfall", schwärmt die Rezensentin, weil die Geschichte dadurch für Kinder leicht nachvollziehbar werde, auch - oder gerade wenn - der Illustrator die Logik der Perspektiven auf den Kopf stellt.
4.) Stevenson / Ubac: "Die Schatzinsel" (Gerstenberg)
Zur Neuerzählung von Claire Ubac sagt die Rezensentin fast nichts, weil - wie sie findet - "die Sogwirkung" eindeutig von den Illustrationen von Francois Roca ausgeht. Die Farben sind "düster", erfährt der Leser, jedoch sieht Sinnreich jeweils die spannendsten Situationen der Geschichte von Roca festgehalten. Die Rezensentin bescheinigt den Illustrationen "magische "Anziehungskraft und ist sogar der Ansicht, dass das Betrachten der Bilder selbst einem "Abenteuer" gleichkommt.

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