Anatoli Rybakow

Roman der Erinnerung

Memoiren
Cover: Roman der Erinnerung
Aufbau Verlag, Berlin 2001
ISBN 9783351025243
Gebunden, 442 Seiten, 22,96 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Renate und Thomas Reschke. Rybakows Buch ist nicht nur die Geschichte seines Lebens und seiner Werke, sondern auch eine Geschichte der Sowjetunion, der sowjetischen Literatur, des Stalinismus, der Entstalinisierung, der Perestroika und der Präsidentschaft Jelzins. Die Lektüre ergibt ein plastisches Bild vom intellektuellen Leben dieses noch immer geheimnisvollen Landes, gezeichnet von einem Schriftsteller, dessen persönliche Integrität unangreifbar scheint.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 18.07.2002

Über Rybakows Memoiren kann Caroline Schramm nur Gutes sagen. Die Erinnerungen dieses Perestroika-Autoren gehören für sie einfach zu den "lesenswertesten Lebenszeugnissen über die Geschichte Russlands im 20. Jahrhundert". Rybakow - erst begeisterter Komsomolze, dann wegen konterrevolutionärer Umtriebe verhaftet, erst als Soldat an der Einnahme Berlin beteiligt, dann im ständigen Clinch mit der Zensur gefangen - habe mit eine beeindruckende Geschichte von Anpassung und Aufbegehren geschrieben, lobt die Rezensentin, eine Geschichte demütigender, verwickelter, unerträglicher Kompromisse. Das Bemerkenswerteste - und Sympathische - an dieser Rezension ist, dass Schramm selbst die Punkte ins Positive zu wenden vermag, die sie beim Lesen von Rybakows Erinnerung vielleicht als störend empfunden hat. Vermischung von Erlebtem und Erdachtem? Literarische Phantasie! "Seitenlange, endlose" Gespräche mit Chefredakteuren und Parteifunktionären? Nun, ein gewisser Verlust der Ausgewogenheit mache die Memoiren eben "authentisch".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.01.2002

Anatoli Rybakows Memoiren sind entgegen dem Titel kein Roman, warnt Martin Ebel, und litaraturfähig seien sie eigentlich auch nicht, schickt er hinterher. Dennoch hat der Autor seiner Meinung nach diese Veröffentlichung und auch Aufmerksamkeit verdient, da sein Lebensrückblick Zeugnis davon ablege, wie er sich Zeit seines Lebens gegen den Stalinismus zur Wehr gesetzt habe. 20 Jahre lang hatte Rybakow darum gekämpft, dass sein wichtigster und bester Roman "Die Kinder vom Arbat", der Aufbruch und Erstarrung in der jungen Sowjetunion schildert, veröffentlicht werden konnte. Wer Rybakows Memoiren lesen wolle, müsse zugleich diesen Roman kennen, meint Ebel. Wichtige Zeitspannen würden übersprungen, weil Rybakow sie im Roman bereits abgehandelt habe. Von besonderen Interesse findet er Rybakows Zeit als Besatzungsoffizier. Der Schriftsteller habe sich regelrecht auf Stalin eingeschossen, berichtet Ebel; um so unhaltbarer, wenn auch biografisch verständlich, sei die Reinwaschung Lenins

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.11.2001

Ziemlich beeindruckt von den Erinnerungen des russischen Autoren Anatoli Rybakow zeigt sich der Rezensent Karl-Markus Gauß. Der Autor hat seiner Ansicht nach sein Leben in seinem schriftstellerischen Schaffen lang eine Gratwanderung vollzogen zwischen dem geglückten Versuch, sich nicht bei der sowjetischen Führung anzubiedern und den Systemzwängen, die dazu geführt haben, dass er "eben auch nicht die ganze Wahrheit" gesagt habe. Gerade dies jedoch verschweige er in seinen Erinnerungen nicht, schreibt Gauß. Rybakow schildere vielmehr eindrücklich die "deprimierenden, jämmerlichen, demütigenden Kompromisse", die er mit der Zensur schließen musste. Doch obwohl er zu Zeiten des Stalinismus sogar im Gefängnis saß, blieb er immer Kommunist. Dass er dem System bei aller Kritik die Treue hielt, hat ihm nicht viel genützt, das zumindest liest Gauß aus seinen Aufzeichnungen heraus: "Möglicherweise gegen den Willen ihres Verfassers lehrt diese Rechenschaft, dass solche Bescheidenheit vergebens, dieser Verzicht vergeudet war." Auf die Veröffentlichung seines wichtigsten Romans 'Die Kinder vom Arbat' musste Rybakow beispielsweise über 20 Jahre warten und in einem ewigen Kampf mit der Zensurbehörde und politischen Führung verbringen. Die damit einhergehende "Verzweifelung, Erregung, Wut" ist diesen Memoiren deutlich anzumerken, findet der Rezensent.
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