Antonia S. Byatt

Geschichten von Feuer und Eis

Cover: Geschichten von Feuer und Eis
Insel Verlag, Frankfurt am Main 2002
ISBN 9783458171256
Gebunden, 160 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Melanie Walz. In einem riesigen, unüberschaubaren Einkaufszentrum verliert die wohlhabende Daphne Gulver-Robinson die Orientierung, ihre Handtasche wird geraubt, ihr Kleid zerrissen, und sie wird von einem Polizisten, der sie für eine Bettlerin hält, vor die Tür gejagt. Ein Maler entdeckt in seinem hockneyblauen Swimmingpool eine schillernde Wasserschlange, ein unglückliches, verzaubertes Geschöpf, das unermessliche Reichtümer und eine treue Frau zu werden verspricht, wenn es durch einen Kuß erlöst werde. Doch der Maler ist weniger am Erwerb einer Ehefrau interessiert als daran, die faszinierenden Farbschattierungen dieses unwirklichen Reptilienleibs zu malen, und hält die Schlange mit vagen Versprechungen hin, die schließlich auf ganz unerwartete Weise in ihre ursprüngliche Gestalt zurückfindet.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 16.04.2003

Der Rezensent Ulrich Sonnenschein ist beeindruckt von Antonia S. Byatts Erzählungen, die einen Erzählstil, der an das 19. Jahrhundert erinnert, mit der "Selbstreferentialität des postmodernen Romans" verbinden, der die Erzählebene mit einbezieht. Dabei entsteht seiner Meinung nach eine clevere Synthese aus Fiktion und Diskurs: Der Leser wiegt sich in der "trügerischen Sicherheit des Narrativen, bis er ohne Vorwarnung in den Keller der Analyse stürzt, jedoch ohne sich dabei etwas zu brechen". Zwischen den Zeilen wirkt es zwar manchmal so, als finde Sonnenschein diesen Erzählansatz etwas anstrengend, doch das hält ihn nicht davon ab, die Autorin überschwänglich zu loben: er konnte sich "dem Sog" ihrer Geschichten nicht entziehen und ist fasziniert vom "spannenden Ton" und "den wunderbar klaren Bildern", die den Leser dazu einladen, "über die Gesetze der Kunst nachzudenken". Am stärksten beeindruckt ist der Rezensent von der zugleich kürzesten Geschichte des Buches mit dem Titel "Die Pennerin".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.10.2002

"Sie gehört zu den Gründen fürs Lesen. Zu den besten Gründen.", schreibt Rezensentin Alexandra Kedves und meint Antonia S. Byatt. Dem bräuchte man eigentlich nichts mehr hinzuzufügen, doch Kedves lässt es sich nicht nehmen, ihr Lob genauestens aufzuschlüsseln. Von allen Erzählungen des Bandes, so Kedves, sei die erste gleichzeitig auch die beste und bezeuge erneut den "detailgenauen Blick" und die "elegante Leichtigkeit", die das Byattsche Schreiben auszeichne. Der Band, schließt die Rezensentin, ist "ein vielstrophiger und vielschichtiger Gesang auf die Urelemente, die Urgewalten im menschlichen Treiben; auf die verhohlene, verstohlene 'pursuit of happiness'." Nicht nur ihr "meisterhaftes" Erzählen, auch Byatts "Staunen über das Wunderbare der Welt" macht aus ihren "kleinen Formen" so "große Literatur", schreibt Kedves.