Artur Becker

Die Milchstraße

Erzählungen
Cover: Die Milchstraße
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2002
ISBN 9783455004335
Gebunden, 224 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

In Artur Beckers Buch begegenen wir Rudolf, einem alten Holzfäller, der am Lutrysee um sein Haus kämpft, wir treffen die Studentin Natalia, die sich unglücklich in den Gewerkschaftler und Dissidenten Mark verliebt, und wir lernen den Fensterputzer Rafa kennen, dessen Vater sterben will und einen letzten Wunsch an seinen Sohn hat. Ob in der Haimat geblieben oder emigriert - sie alle verbindet mit ihrem Ermland - Warmia und Masuren in Polen - Sehnsucht und Fremdheit.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.03.2003

Adam Olschewski kann dem Band mit Erzählungen rein gar nichts abgewinnen. Zunächst betont Olschewski, dass er grundsätzlich nichts gegen passionierte Naturbeschreibungen und schriftstellerische "Obsessionen" hat. In diesen Erzählungen jedoch, in denen der Autor über seine einstige "Heimat" Masuren und ihren "Verlust" schreibt, vermisst er den literarischen Mehrwert. Es fehlt ihm in den Geschichten, sowohl an überzeugender "Textstruktur", die später nachgelieferte Erklärungen unnötig machen würde, als auch an tragfähigen Charakteren. Sprachlich moniert er die Schlichtheit, die ihm zu viele "Gemeinplätze" aufweise und dadurch in die Banalität abgleitee, wie er beklagt. Das beschriebene Geschehen erscheint ihm völlig unmotiviert, die Dialoge geißelt er als "wenig pointiert". Der Humor schließlich sei "umständlich und bemüht", so der Rezensent unzufrieden. Letztlich, so Olschewski trocken, hat der Autor außer "Lokalkolorit" nichts zu bieten und das ist dem Rezensenten einfach nicht genug, beziehungsweise "zu viel".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.02.2003

Kein großer Wurf, eher eine unterhaltsame Sammlung von Anekdoten ist diese Geschichtensammlung des masurischen Autors Artur Becker, findet Rezensentin Stefanie Peter. Sie sieht den Autor damit in guter Gesellschaft vieler Autoren aus Osteuropa, die charmante, aber literarisch eher belanglose Geschichten "von Verlieren und Improvisationskünstlern" erzählen. Auch das Personal von Beckers Geschichten ist sympathisch und schrullig, dafür liefert die Rezensentin in ihrer Geschichte viele Beispiele. Besonders berührt ist sie von seinen Geschichten aber dennoch nicht. Dafür fehle es dem Buch an Tiefe und "poetischer Kraft": "Die mögliche masurische Existenzmetapher wird nicht ausgearbeitet."
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 17.12.2002

Der Autor stammt aus den polnischen Masuren, womit der Rezensent Frank Schäfer wiederum Naturromantik, düstere Melancholie und bäuerliche Lebensweise verbindet. Und prompt ist Schäfer in mehreren Erzählungen Artur Beckers auf jene Klischees gestoßen. Geschichten vom Auswandern, von Kartoffelfeldern, wortkargen Menschen, familiären Zusammenhalt, fehlenden Pässen - alles "haarscharf an der miesen alten Butzenscheibenromantik vorbei", schreibt Schäfer. Die erste und letzte Erzählung des Bandes seien in diesem "gebrochenen Mythenton" gehalten, urteilt er und empfindet sie als eine inhaltliche Klammer. Mit der Zeit gewöhne man sich richtig an diesen etwas schwermütigen Sound, gibt Schäfer zu, so dass die anderen, eher skurril-komischen Erzählungen, mit denen Becker an seinen Schelmenroman "Onkel Jimmy, die Indianer und Ich" anknüpfe, nicht mehr ihre volle Wirkung entfalten können. Die "kaputte schmutzige Ostexotik" gefällt Schäfer besser.
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