Artur Klinau

Minsk

Sonnenstadt der Träume
Cover: Minsk
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006
ISBN 9783518124918
Kartoniert, 184 Seiten, 9,00 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Volker Weichsel. Wer zum erstenmal nach Minsk kommt, ist irritiert und überwältigt von den riesigen Boulevards, den endlosen Parks mitten im Zentrum, den vielen mit sonderbarem Dekor reich verzierten Palästen.Von den Sowjets als ideale Stadt, als Verwirklichung der kommunistischen Utopie entworfen, hat Minsk sich in einen Raum des Absurden verwandelt: architektonisches Monument einer Stadt des Glücks und Ausdruck der Unmöglichkeit, es zu erlangen. Hier findet der Kampf um die Zukunft statt, die Demokratie drängt hinein, die die Errichtung einer idealen Stadt schon immer torpediert hat. Der weißrussische Künstler, Architekt und Publizist Artur Klinau porträtiert die "Sonnenstadt der Träume", erzählt vom Widerstand gegen die Diktatur Lukaschenkos und konstatiert das Verschwinden Europas in der Dämmerzone Weißrußland.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.02.2007

Rezensent Ingo Petz gerät ins Schwärmen über dieses Buch, das sich einer Stadt widmet, die wenig touristische Reize hat und gemeinhin als "graue Maus" gilt. Wie sich der Autor, Künstler und Architekt Artur Klinau mit seiner Heimatstadt Minsk auseinandersetzt, beeindruckt Petz sehr. Seine Streifzüge durch die Stadt, in der er seine Jugend verbracht hat, beinhalten "historische Ausflüge, philosophische Gedankenspiele, witzige und melancholische Anekdoten". Neben dieser Vielschichtigkeit lobt der Rezensent Klinaus "präzise und poetische Sprache", seine eher künstlerische als wissenschaftliche Herangehensweise. In diesem Zusammenhang findet Petz auch lobende Worte für den Suhrkamp Verlag, der dieses Buch in Auftrag gegeben hat. In dem Buch sieht Petz vor allem eine Hilfestellung, "die Einzigartigkeit dieser surrealen Stadt schätzen zu lernen" - ein Prozess, der nach Meinung des Rezensenten normalerweise sehr lange dauert.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.12.2006

Hohe Anerkennung zollt Ulrich M. Schmid diesem "äußerst lesenswerten" autobiografischen Essay über Minsk, den Artur Klinau vorgelegt hat. Von den westlichen Klischeebildern, die über die weißrussische Hauptstadt kursieren, findet er darin nichts. Dem Autor bescheinigt er, die Plätze, Gebäude und Menschen der weißrussischen Hauptstadt "wie seine Hosentasche" zu kennen. Fasziniert hat er Klinaus Schilderung der an Katastrophen reichen Geschichte der weißrussischen Hauptstadt gelesen. Besonders gelungen scheint Schmid die Verschränkung der Geschichte der Stadt mit Klinaus Biografie. Etwa wenn Klinau lakonisch berichte, wie er und Freunde als Kinder mit den Schädeln von Toten - in Massengräbern verscharrten Opfern stalinistischer Herrschaft und Nazi-Besetzung - spielten, die beim Ausheben von Baugruben für neue Plattenbauten auftauchten. Schließlich lobt Schmid die Kritik Klinaus an Präsident Lukaschenko für ihren "künstlerischen Scharfblick" und ihre "Zivilcourage".