Axel Hacke

Deutschlandalbum

Cover: Deutschlandalbum
Antje Kunstmann Verlag, München 2004
ISBN 9783888973475
Gebunden, 254 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Also, die Idee war, ein Album über Deutschland anzulegen, mit Fotos und kleinen Geschichten, manchmal nur einem Satz oder einem Bild. Man tut das ja mit der Familie auch, fotografiert die Kinder und die Alten, schreibt ein bisschen was dazu? Später schaut man alles an, lacht und staunt und ist gerührt und sagt: So war das. Hatte ich schon ganz vergessen. Das fängt ganz harmlos an, und doch dient es der Frage: Was macht uns eigentlich aus? Wie sind wir so geworden? Und was verbindet uns? Was ist trennend?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 28.07.2004

Rezensentin Maike Albath bekennt, dass sie häufig den "Axel-Hacke-Effekt" erlebt. So werde sie beim kleinsten Gedanken an Axel Hackes Kolumnen - auch in aller Öffentlichkeit- stets von heftigem "Gelächter geschüttelt". Und nach einer kleinen Lobeshymne auf Hacke selbst ("Er ist ganz einfach komisch") findet Rezensentin Albath auch lobende Worte für sein neues Buch "Deutschlandalbum". Hacke, "der Experte für die Zwischenräume des Existenziellen" wie ihn Albath nennt, hat hier in kleinen Skizzen sein Heimatland unter die Lupe genommen. So besucht er unter anderem einen ehemaligen Grenzübergang und ein "Lachseminar" in Bielefeld und führt Gespräche mit verschiedensten Leuten, zum Beispiel zwei "Kiezläufern" aus dem Berliner Wedding. Albath befindet wohlwollend, dass hier ein "kleines Kompendium deutscher Lebenswege" entstanden sei, das "Prägnanz" besitze und auch fast "beiläufig" historischen "Verwerfungen" nachspüre. Außerdem freut sich die Rezensentin über Hackes Fähigkeit, sich einfühlsam auf jeden Gesprächspartner einzustellen, sei es ein "Pfarrer" oder der "Vorsitzende eines Kleingartenvereins". Gestört hat sich Albath jedoch an den Stellen, wo Hacke "literarisch" sein will; auch dass er unter die authentischen Personen eine "erfundene Gestalt mischt" fand sie überflüssig und verwirrend. Aber letztlich tut sie dies mit einem "Na ja" ab und fühlt sich dank Hackes Buch fast "versöhnt" mit den Eigenarten ihrer deutschen Heimat.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 24.07.2004

Nicht wirklich überzeugend findet Andreas Merkel diesen Versuch des Münchner "Starkolumnisten" Axel Hacke, der Frage nach der alltäglichen deutschen Identität in Form eines "Deutschlandalbums" nachzugehen. Zwar scheint ihm Hackes Idee, einfach mal rauszufahren zu den einfachen Leuten, sich ohne Stress treiben zu lassen und zu erinnern, Bilder anzugucken und ein wenig zu erzählen, ganz nett. Sie auch gut umzusetzen, hält er freilich für nicht so einfach, zumal die Medien schon alles mehrfach durchgekaut hätten, "was da auch nur an halbwegs Interessantem vor sich hin menschelt im Lande". So wird Merkel auch bei Hacke das Gefühl nicht los, alles schon mal gelesen zu haben. Hier schreibe einer mit großem Pflichtgefühl und viel Sozialromantik ein paar schon oft gelesene Standards über Berliner Streetworker, Arbeitslose in Duisburg oder die kulturelle Vielfalt der Provinz, vor allem im Osten, befindet er. Zudem bemängelt er, dass Hacke nicht loskommt vom Stil seiner Kolumnen: "Einige der hier versammelten Aufsätze wirken", so Merkel, "als würde Hacke sie seinem Kühlschrank Bosch erzählen." Bemühe sich Hacke dann mal um einen nüchternen, ernsteren Ton, würden die Texte "merkwürdig spröde und pointenlos". Schließlich zeigt sich Merkel beinahe etwas erschrocken darüber, "wie wenig ihm zu seinem Thema eingefallen ist". Ob das nur am Autor liegt? Da möchte der Rezensent den Kritisierten in Schutz nehmen, erscheint es ihm doch fast so, "als hätte das Land seinen Autor im Stich gelassen, und nicht umgekehrt. Deutschland, das undankbare Aufsatz-Thema."

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.07.2004

"Gut gelaunt" lästert Axel Hacke in seinem neuen Buch drauflos, in dem er sich der Frage nach dem Wesen der Deutschen widmet. Seine gesammelten Reportagen führen den Leser direkt "zu den kleinen Leuten" und damit auch "zu sich selbst", lobt Rezensentin Susanne Mayer. Hacke will nicht die deutsche Mentalität umdrehen, aber dem in der Bundesrepublik zögernd erwachenden Gefühl gerecht werden, sich jenseits der "Schlechtgelauntheit, mit der eine Nation ihr Aussterben hinnimmt" neu zu positionieren. Dies tut er, indem er Erinnerungen an das "Nostalgie-Eis Capri" weckt, mit einem Ökoschlachter plaudert oder mit Helga, der einstigen Party-Schönheit, die jetzt im Caritas-Heim für obdachlose Frauen wohnt. Mit Hacke treffe der Leser "erstaunliche Leute", mitten in Deutschland. Der Autor, so freut sich die Rezensentin, führt dabei niemanden vor, sondern pflegt "grenzüberschreitende Tugenden" - Neugier und Anteilnahme.
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