Bazon Brock, Gerlinde Koschik (Hg.)

Krieg und Kunst

Cover: Krieg und Kunst
Wilhelm Fink Verlag, München 2002
ISBN 9783770537426
Broschiert, 344 Seiten, 39,90 EUR

Klappentext

Krieg ist ursprünglicher als Frieden, dem wir angeblich unsere Kultur verdanken. Kultur aber wird, wie nicht zuletzt die jüngsten Diskussionen und Debatten erwiesen haben, selber kriegerisch. Angesichts der Schläge und Gegenschläge seit dem 11. September 2001 haben maßgebliche Intellektuelle und Künstler sich in diesem Band zusammengefunden, um über das Verhältnis von Krieg und Kunst neu und kontrovers nachzudenken. Das Ergebnis ist die Diagnose eines bestürzend engen Zusammenhangs zwischen Krieg und Kultur in allen ihren Sparten: von der Fernsehunterhaltung bis zum Historien- gemälde, von der Architektur bis zum Design der Vernichtung, vom Computer- spiel bis zu den unmenschlichen, weil ohne Menschen betriebenen Waffen- gängen - überall orientiert sich die "Kulturmenschheit" am barbarischen Ernstfall des Krieges.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.08.2003

Christine Taubner ist gar nicht begeistert, von diesem Sammelband, in dem sich, in ihren Worten, "die vereinigte Kulturanalystenschickeria - allen voran Norbert Bolz, Bazon Brock und Friedrich Kittler (in streng alphabetischer Reihenfolge)" - über das Thema Kunst und Krieg "hergemacht" habe. So stehe das Pluszeichen im Titel, meint die Rezensentin sarkastisch, offenbar für schlichte Addition - von Textbausteinen. In den versammelten "Gratisoberflächenanalysen" stoße man nur auf alle einschlägigen "Unworte kulturwissenschaftlicher Softtheoriebildung". Und auch Gott komme, witzelt Tauber, "bedenkt man, dass er tot ist, im Personenregister mit elf Einträgen erstaunlich häufig vor". Ausdrücklich ausnehmen möchte die Rezensentin von ihrer "Generalschelte" nur wenige Beiträge. So gehöre Fabian Steinhauers "scharfsinnige Analyse" der derzeitig verbleibenden Handlungsfähigkeit zwischen Kultur, Recht und Politik ebenso wie Ulrich Heinens Überlegungen zu Vergils Aeneis als Ausgangspunkt einer spezifisch europäischen "Weltfriedenskriegskultur" zu den "Highlights" des Bandes. Und auch Peter Sloterdijks Abgesang auf das zwanzigste Jahrhundert, in dem er "dem Zusammenhang von Terrorismus, Produktdesign und Umweltgedanken als prägenden Parametern dieses Jahrhunderts nachspürt", wie die Rezensentin berichtet, zählt für sie "zu den spannenderen Beiträgen" des Bandes.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 11.03.2003

Mit einer gewissen Skepsis nähert sich Rezensent Jan Engelmann dem von Bazon Brock und Gerlinde Koschik herausgegebenen Band "Krieg + Kunst", der mit den "Big Names aus dem Theoriebetrieb" - u.a. Slavoj Zizek, Friedrich Kittler, Peter Sloterdijk - aufwartet, um dann doch erleichtert aufzuatmen. Der aufgeklärte Alarmismus, mit dem hier die "mangelnde Realitätstauglichkeit" (Bazon Brock) des Westens beziehungsweise das mediale "Containment des Schreckens" (Norbert Bolz) diagnostiziert wird, so Engelmann "wirkt erst jetzt als durchaus angemessene Verfahrensweise und nicht, wie damals, ein bisschen wie eine gruselige Euroween-Party". Gerne unterschreibt er da die Prognose, "Europa bleibe eine 'Ansammlung törichter Einzelkulturen' (Heiner Mühlmann), die in der neuen Weltordnung nicht mehr tun könne, als die Ergebnisse ihrer Selbstbeobachtung zu globalisieren". Ohne Europa als Sinnlieferant wird es nach Ansicht Engelmanns nämlich auf Dauer nicht gehen. Fraglich erscheint ihm dabei nur, ob sich Vergils "Aeneis", das Ulrich Heinen als mythischen Antrieb für Europas "Weltfriedenskultur" ausmache, als auch nur annährend so erfolgreich erweisen könnte wie die messianischen und popkulturellen Erlösungsmotive des "Last action hero".

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