Benjamin Lebert

Flug der Pelikane

Roman
Cover: Flug der Pelikane
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2009
ISBN 9783462040951
Gebunden, 192 Seiten, 14,95 EUR

Klappentext

Anton hält nichts mehr. Eleanor hat ihn verlassen, sein Job als Altenpfleger bietet keine Perspektive, und in Hamburg fühlte er sich noch nie zu Hause. Sein Ausweg: Pfannkuchen backen bei Onkel Jimmy in Manhattan. Onkel Jimmys Luncheonette, das sind 30 geflieste Quadratmeter, 10 Stühle, drei Angestellte, 150 Gerichte auf der Speisekarte, Hektik am Grill, ein ständiges Kommen und Gehen - und trotzdem so etwas wie ein Zuhause. Jimmys Welt besteht neben der Luncheonette, dieser Insel im Trubel Manhattans, aus einer anderen, der Öffentlichkeit lange nicht zugänglichen Insel: Alcatraz. Alles, was es über die legendäre Gefängnisinsel in der Bucht von San Francisco an Informationen gibt, findet sich in Jimmys großer weißer Kiste - und abrufbereit in seinem Repertoire von Fakten, Theorien und Anekdoten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 07.04.2009

So richtige Begeisterung vermag bei Anja Hirsch angesichts des vierten Romans von Benjamin Lebert nicht aufkommen. Das liegt wohl nicht zuletzt daran, dass sich die parallel erzählten Geschichten um den aus Deutschland nach New York gekommenen Anton und die legendäre Flucht dreier Häftlinge von der Gefängnisinsel Alcatraz nur sehr zögerlich verbinden, wie die Rezensentin beklagt. Erst spät erschließe sich den Lesern, warum sich Anton so leidenschaftlich für die Ausbrecher interessiert - er selbst war in Deutschland in der Psychiatrie und sehnt sich nach einem Leben ohne Angst - und überhaupt erscheine der Roman seltsam still und "ziellos", so Hirsch unzufrieden. Sie findet, dass Lebert seinen jungen Helden nicht richtig zu fassen kriegt, indem er ihn von "zu vielen Seiten" und über allzu blass bleibende Nebenfiguren schildert und so hat sie am Ende das Gefühl, dass es schon enormer Syntheseleistung von Leserseite bedarf, um die beiden Erzählstränge überzeugend zu verknüpfen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 02.04.2009

"Was für ein Stoff!" dachte sich Rezensent Jochen Jung angesichts dieses neuen Romans von Benjamin Lebert, um dann sofort ein tiefes Bedauern darüber zu Papier zu bringen, wie wenig dieser Autor daraus gemacht hat. Es sei im wesentlichen eine lange Litanei. Selten werde irgendwo genau hingesehen, und wenn doch, wird der Rezensent den Eindruck nicht los, dass trotzdem noch etwas fehlt. Es handelt sich Jung zufolge um die vertrackte Geschichte eines jungen Mannes, der nach New York zu einem Onkel kommt, der von der Gefangeneninsel Alcatraz und besonders von vier ihrer Insassen besessen ist, denen 1962 eine spektakuläre Flucht gelang. Aber die beiden Stränge, der junge Protagonist und die Geschichte der Insel (deren ins Deutsche übersetzter Name den Titel inspirierte), finden aus Sicht des Rezensenten nicht wirklich plausibel zueinander. Auch wirkt der Alcatraz-Teil auf den Rezensenten immer wieder reichlich zusammengegoogelt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.03.2009

Rezensentin Wiebke Porombka hat zu dem Buch wenig zu sagen, außer, dass sie es für angebracht hält, einmal darüber nachzudenken, was eigentlich aus ehemaligen literarischen Debütanten und ausgebrannten Wunderkindern werden soll. Denn das einzige, was dieses Buch aus ihrer Sicht liefert, ist ein Einblick in das Schreibprogramm des Benjamin Lebert. Es gehe um einen jungen Mann, der gerade von seiner Freundin verlassen wurde, die er einst in der Psychiatrie kennengelernt habe. Und um die Geschichte einer Handvoll Ausbrecher von der amerikanischen Gefängnisinsel Alcatraz. Die Motive Gefangenschaft, Ausbrechen, ein neues Leben beginnen verbinde die beiden Ebenen. Allerdings führt das nicht sehr weit, meint die Rezensentin, die am Ende zu der für sie traurigen Erkenntnis kommt, dass hier nicht nur pausenlos "Belang- und Blödsinnigkeiten" verkündet werden, sondern eine erschütternde sprachliche Unsicherheit die Sache insgesamt ziemlich ungenießbar macht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.02.2009

Andrea Diener ist gespannt, ob der junge Autor in seinem bereits vierten Roman endlich ein anderes Thema als die Pubertät entdeckt. Vielversprechend geht's los. Den Ich-Erzähler zieht es nach New York in eine Pancake-Braterei und unter Männer. Wie Benjamin Lebert die nun folgende Geschichte einer Obsession (für die Gefängnisinsel Alcatraz) und der Sinnsuche eines Mittzwanzigers erzählt, hat Diener allerdings ganz und gar nicht überzeugt. Findet sie die Assoziationskette Gefängnis-Ausbruch-Sinnsuche auch plausibel, so hält sie Leberts sprachliche und stilistische Umsetzung des Themas für absolut ungenügend. Weder die Handlungsorte noch das Innenleben der Figuren gewinnen vor ihren Augen Kontur. Und von Drastik keine Spur. Oberflächlich und kreuzbrav, findet Diener.
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