Björn Lomborg

Apocalypse No!

Wie sich die menschlichen Lebensgrundlagen wirklich entwickeln
Cover: Apocalypse No!
zu Klampen Verlag, Lüneburg 2002
ISBN 9783934920187
Gebunden, 560 Seiten, 29,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Thomas Laugstien und Katrin Grünepütt. Mit 173 grafischen Darstellungen: "Die Menschen zerstören ihre Lebensgrundlagen!" "Der deutsche Wald stirbt!" "Wirtschaftswachstum ist umweltfeindlich!" Umweltgruppen, Medien, Parteien, aufgescheuchte Zeitgenossen - alle stimmen in das Lied vom drohenden Untergang ein. Die Litanei ist allbekannt, aber stimmt sie auch mit der Realität überein? "Nein!" lautet die klare Antwort von Bjørn Lomborg. Die Prognosen einer unaufhaltsamen Verschlechterung der menschlichen Lebensbedingungen beruhen oft auf selektiver oder schlicht falscher Nutzung von Daten. Die nüchterne Prüfung der großen Umwelt- und Wohlfahrtsfragen ergibt vielmehr: Im längeren Trend betrachtet, hat sich die Lage für die Menschheit deutlich verbessert und nicht verschlechtert. Die entscheidende Frage lautet für ihn, welche Anstrengungen zur Verbesserung der Lebensbedingungen von Menschen angesichts knapper Mittel Priorität haben sollen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.11.2002

Hans-Jochen Luhmann, Klimapolitiker am Wuppertal Institut, findet dieses Buch offensichtlich ganz und gar unseriös. Die Richtung seiner Kritik ist klar: Lomborg ist ein "Renegat" (er war früher Greenpeace-Aktivist) und "Scharlatan", einer, der an Statistiken "glaubt" und die Begrenztheit ihrer Aussagekraft nicht wahrnehmen will. Auch arbeitet Lomborg nach Ansicht des Rezensenten längst nicht so seriös mit seinen Statistiken, wie er selbst proklamiert. Er interpretiert seine Ergebnisse immer so, dass es scheint, als argumentiere er nur mit "Tatsachen". Luhmann wirft dem Autor an dieser Stelle bewusste oder unbewusste Manipulation vor: Statistiken erfassen demnach allenfalls Ausschnitte der Wirklichkeit, nach Luhmann muss man vorsichtig mit ihnen umgehen und darf ihnen nicht - wie Lomborg es offensichtlich tut - absolute Beweiskraft zuschreiben. Im übrigen beschreiben Statistiken nur die Vergangenheit, wo es der Klimaforschung doch um Modelle für die Zukunft geht. Gerade der scheinbar so wissenschaftliche Apparat des Buchs führt Luhmann darum auch zum harten Urteil der "Scharlatanerie".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 26.10.2002

Heftig umstritten ist der Öko-Konvertit Björn Lomborg seit Erscheinen dieses Buches. Einst stritt er für Greenpeace, heute predigt er, mit allen Wassern der Statistik gewaschen: alles nicht mal halb so schlimm mit den Umwelt- und Bevölkerungsproblemen. In Katharina Rutschky jedenfalls, die das Buch rezensiert, hat er eine Freundin gefunden. Die Meldung etwa vom Tod von jährlich 40.000 Arten ist - genauer erfahren wir es hier nicht - nur ein "Missverständnis mathematischer Modelle", "Details", die nachweislich nicht stimmen, widerlegen, so Rutschky, nicht die Grundtendenz der Beweisführung. Keineswegs ist mit dem Buch, wie die Rezensentin mahnt, über den "religiösen Ökologismus" (ihre Worte) alles gesagt: als "Nachschlagewerk" legt sie den Band allen politisch Denkenden dennoch ans Herz.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.09.2002

Schon vor einem Jahr, als das beinahe 560 Seiten lange Zahlen-Werk des 37-jährigen Ex-Greenpeace-Aktivisten Bjorn Lomborg im Original erschienen ist, sorgte der Band in der "wissenschaftlichen Szene" für "Proteststürme", erinnert sich Joachim Müller-Jung. Liest man dessen Besprechung, scheint am Protest was dran zu sein. Denn ein gutes Haar mag auch der Rezensent an dieser Studie nicht zu finden. Die Sammlung von Daten, Tabellen und Grafiken sei zwar "ansehnlich" und schließe manche Lücken, doch Lomborgs Rückschlüssen aus diesem Datenberg mag Müller-Jung nicht folgen. Dass es einige gute Entwicklungen zu berichten gibt, etwa die durchschnittlich gestiegene Lebenserwartung, höhere Gesundheit und Reichtum, ist nun "keineswegs überraschend", findet der Rezensent. Den Umweltaktivisten insgesamt zu unterstellen, unbewiesenen Weltuntergangsszenarien anzuhängen, hält Müller-Jung aber für falsch. Zwar sei diese Bewegung nicht frei von Ideologien, aber bei Lomborg würden "moderate Stimmen" glatt unterschlagen. Müller-Jung führt noch eine ganze Reihe weiterer Schwächen des Bandes auf: So verstoße Lomborg mehrfach gegen die "eigenen Regeln der guten Statistik", in dem er Einzelergebnisse aus anderen Studien als "Kronzeugen seiner Argumentation" heranziehe, selbst in die "Argumentationsfalle" seiner Gegner tappe, allein auf die Statistik baue und letztlich einen "zuweilen oberflächlichen, naiven Fortschrittsglauben" und eine "Zahlenfrömmigkeit" zeige, die dem eigenen Anliegen nicht standhielten. "Wohlergehen" fällt nicht "wie Manna vom Himmel", so Müller-Jung, die Apokalypse auch nicht. Daher spiegele der "plakative Haupttitel" des Bandes letztlich nicht nur Ton und Absicht des Autors, sondern auch das "wissenschaftliche Format" des Buchs - und, merkt der Rezensent an, 60.000 Teilnehmer am Nachhaltigkeitsgipfel in Johannesburg können schließlich in ihrer Sorge um die Welt nicht sämtlich irren.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 01.08.2002

Ein glatter Verriss, was Christiane Grefe da schreibt. Ihrer Meinung nach baut der dänische Statistiker Lomborg mit seinem zahlengestützten Bild von der jammernden Ökoszene nämlich einen Popanz auf und bescheidet sich im übrigen mit dem, was er den "Apokalyptikern" vorwirft: selektiver Wahrnehmung, "allerdings in der Gegenrichtung". Die Tatsachen bleiben dabei auf der Strecke, wenn Lomborg auch "in Einzelfällen" Recht behält. Dass der Autor der Differenziertheit anderer Wissenschaftler den Respekt versagt, ist indes noch nicht das Schlimmste. Die Diskreditierung vergangener umweltpolitischer Interventionen, ohne die es wahrlich schlechter stünde mit der Umwelt, regt Grefe auf und ein "vollkommen unpolitischer Fortschrittsglaube", der missachtet, dass es für einen heutigen Slumbewohner tatsächlich wenig relevant ist, ob sich die gesundheitliche Lage der Menschheit in den vergangenen Jahrhunderten dramatisch verbessert hat oder nicht.