Brigitte Reimann

Jede Sorte von Glück

Briefe an die Eltern
Cover: Jede Sorte von Glück
Aufbau Verlag, Berlin 2008
ISBN 9783351032470
Gebunden, 458 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Heide Hampel und Angela Drescher. In Brigitte Reimanns Leben gab es nur zwei Konstanten: die Liebe zu ihrer Familie und die Besessenheit vom Schreiben. In den bislang unveröffentlichten Briefen an die Eltern erzählte sie besonders stolz, witzig oder zerknirscht vom Auf und Ab der Erfolge, Erlebnisse und Eroberungen. Weil beide Eltern tolerant und warmherzig waren, hatte sie wenig Scheu, Probleme vor ihnen auszubreiten. So führen ihre Briefe auf sehr persönliche Weise durch ihr wechselvolles Leben, durch jede Sorte von Glück und Unglück: Sie berichten vom Schreiben, von Auseinandersetzungen mit Verlagen, von Kulturpolitik, Krankheiten, Partnerkonflikten und Alltagsproblemen von Auto bis Zahnschmerzen. Da Brigitte Reimann regelmäßig nach Hause schrieb, erfährt man nun auch von Ereignissen, über die die Tagebücher schweigen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.08.2009

Nach der Lektüre dieses Briefbandes liest Wolfgang Schneider Brigitte Reimanns unvollendeten Roman "Franziska Linkerhand" anders. Schneider weiß jetzt, wie sehr Reimanns Schreiben vom Leiden am Krebs beeinträchtigt war. Aber er weiß auch, wie temperamentvoll diese Autorin schreiben konnte, wenn sie ihre Hassliebe zur Heimat DDR verarbeitete. Und darum geht es in den Briefen vor allem, weniger um Politisches und Ästhetisches also. Für Schneider entsteht so eine Alltagsgeschichte der DDR, in der es vom Kühlschrank bis zum Klopapier an fast allem mangelt. Tapfer, untergründig und doch verzweifelt werden die Briefe, als Reimann erkrankt. Tragik und Komödie findet der Rezensent hier nah beieinander.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.12.2008

Erfreut hat Rezensent Stephan Speicher diese Auswahl von Briefen Brigitte Reinmann an ihre Eltern aufgenommen. Sie vermitteln für ihn einen ausgezeichneten Einblick in das "unruhige" Leben der vor 35 Jahren gestorbenen Schriftstellerin, die durch ihre Tagebücher nach dem Mauerfall auch im Westen berühmt wurde. Dabei hat Speicher eine Menge über den Alltag der Autorin in Hoyerswerda und Neubrandenburg, ihre Krankheiten, das Fehlen von Kühlschränken und Toilettenpapier, die Stimmung unter den Arbeitern im Braunkohlenveredelungskombinat erfahren. Zwar kommen die Briefe in punkto Intensität und Offenheit seines Erachtens nicht an die Tagebücher heran. Dennoch empfindet er Dankbarkeit für diesen Band, der sich vor allem durch seine Unmittelbarkeit auszeichnet, mit der den Leser am Leben der Autorin teilhaben lässt.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 21.07.2008

Sehr beeindruckt ist Rezensentin Katharina Granzin von Brigitte Reimanns Briefen an ihre Eltern. Sie würdigt die Schriftstellerin, die heute 75 Jahre geworden wäre, als "Ikone der DDR und der Selbsthinterfragung". Eingehend berichtet sie über die vier Ehen Reimanns, ihre Affären, ihre Produktivität und ihr umfangreiches Werk, ihre Depressionen und ihren Brustkrebs. Die privaten Zeugnisse, Briefe und Tagebücher, spiegeln für Granzin ein "kurzes, intensiv geführtes Leben", ein Leben auch, das eng mit der Literatur verzahnt war. Auch vorliegender Band hat sie sehr für die Autorin eingenommen. Die emotionalen Höhen und Tiefen, die Affären, die politischen Überzeugungen und ästhetischen Überlegungen spielen in den Briefen an die Eltern ihres Erachtens eine weit geringere Rolle als in den Tagebüchern. Gleichwohl sieht sie in dem Band ein höchst erhellendes Dokument des Alltags in der DDR und zugleich einen packenden, privaten Entwicklungsroman, der von einem herzlichen Verhältnis zu den Eltern zeugt. Dabei hebt sie aber auch hervor, dass sich die Autorin ihren Eltern gegenüber als "tapfere, liebevolle Tochter" inszenierte. Die Briefe scheinen Granzin nicht nur im Blick auf die DDR-Alltagsgeschichte von großem Wert, sie fügen auch dem Bild der Autorin "neue Facetten" hinzu.