Bruno Steiger

Erhöhter Blauanteil

Roman
Cover: Erhöhter Blauanteil
Nagel und Kimche Verlag, Zürich 2004
ISBN 9783312003372
Gebunden, 128 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Ein Roman über die Begeisterung, über hingebungsvolles Lesen, begnadetes Vorlesen und über die tief ernsten Gründe der Komik.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.08.2004

Rezensent Nico Bleutge wird nicht recht warm mit dem Roman von Bruno Steiger. "Reichlich konstruiert" fand er ihn, ein Gemenge aus Verweisen auf Thomas Bernhard, vor allem aber auf Peter Handke, versehen mit Einsprengseln aus der "Romantik" und "postmodernen Spieltheorien". Und damit ist für Bleutge die Rollenverteilung klar: Autor Steiger ist der "Igel" und dem Leser kommt die "Rolle jenes Hasen" zu, der "den Volten der Sprache 130 Seiten lang hoffnungslos hinterhechelt". Zumindest wenn sich der Lesers die Mühe des Hinterherhechelns überhaupt machen mag, denn in Sachen Handlung passiere hier viele Kapitel lang in "Reflexions- und Beschreibungsspiralen" praktisch "gar nichts", weshalb mit einem "dezenten Nachlassen der Konzentration" beim Leser zu rechnen sei. Doch Rezensent Bleutge entdeckt auch gelungene Stellen; diese finden sich hinter dem ganzen literarischen "Budenzauber" und den erzählerischen "Taschenspielertricks". Bleutge lobt diese "Momente der Leichtigkeit", die Steiger "trotz aller Mühen" um Raffinesse gelungen beziehungsweise passiert sind. Gerade jene Gedanken, die nicht sofort auf "Tauglichkeit als literarische Idee abgeklopft" wurden, sind es, bei denen sich Bleutge wieder "entschädigt" fühlt für "manch selbstverliebten Exkurs".
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.04.2004

Maja Rettig fühlt sich gefoppt, aber alles andere als betrogen, hat sie doch "ein luxuriöses Gebilde" von einem Roman gelesen, ein "in eleganten Schleifen auf sich selbst verweisendes Kunstwerk" und ein überaus lustiges noch dazu. Denn Bruno Steiger, so ihre Einschätzung, mag zwar ein schwieriger Autor sein - ein intellektueller Langweiler ist er deshalb noch lange nicht. Und was die Handlung seines neuen Roman vorenthalte, erfülle sich in der Form im Übermaß: Ein "großartiges Antäuschen, Aufbauschen und Hochfahren von Verwicklungen" sei das, und die Komik erwachse aus der listigen Kombination von großer sprachlicher Geste und nichtigem Material. Wahrlich kein Bestsellermaterial, zugegeben, aber ein wunderbares Kompliment an den Verstand des Lesers. Die Rezensentin nimmt es dankbar an.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.03.2004

Wenn eines gewiss ist bei Bruno Steiger, dann, dass er "keine Antwort schuldig bleibt", so die beeindruckte Rezensentin Sybille Birrer. Doch Steigers Art zu antworten sei eine ganz besondere: Seine Antwort halte sich "in der Schwebe". Der Roman "Erhöhter Blauanteil" (dessen "reizvoller" Titel schon nach einer Antwort verlange, sowie die Frage provoziere, ob man es hier wirklich mit einem Roman zu tun habe) sei in gewisser Hinsicht eine literaturwissenschaftliche Intrige, da er von einem schriftstellernden Ich-Erzähler handele, der sich zusammen mit einer Handvoll weiterer Schriftsteller mit der "Freilegung von Peter Handkes Humor" beschäftige. So komplex wie diese "jahrelange Odyssee" durch den "nie zu schreibenden, immer nur zu lebenden Roman des lesenden Menschen" (Zitat Steiger), gestalte sich naturgemäß auch Steigers Erzählung: "Kreuz und quer" verlaufen nicht nur Parallelen zwischen Ich-Erzähler und Autorenbiografie, sondern auch die Verbindungen zwischen den "in der Ernsthaftigkeit ihres Tuns" verschwisterten, und doch ganz eigen "temperierten" Figuren, schreibt Birrer. Schwebend bleiben die Erzählung und ihre Antworten für die Rezensentin vor allem in ihrer ironischen Färbung: Des Rätsels Lösung bringe die Haushälterin in einem Satz auf den Punkt (für sie werden Handkes Ernst und sein Humor identisch in einer Haltung, die genau zwischen "Verstocktheit und Anstand" steht, und Distanz beschert), und gebiete damit gleichzeitig, das "Explizieren" anstandshalber zu unterlassen. Währenddessen werde Handkes Buch auf unerklärliche Weise immer blauer - "erhöhter Blauanteil". So wunderbar "paradox" sehen Steigers schwebende Antworten aus, lautet das Fazit der Rezensentin.
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