Caitlin Rosenthal

Sklaverei bilanzieren

Herrschaft und Management
Cover: Sklaverei bilanzieren
Matthes und Seitz Berlin, Berlin 2022
ISBN 9783751803793
Gebunden, 411 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen Entgegen der Annahme, die Sklaverei sei dem Kapitalismus gegenüber rückständig gewesen und habe Innovationen blockiert, stellt die Historikerin Caitlin Rosenthal klar, dass die Brutalität der Sklavenhalter mit den auf Zahlen basierten Managementmethoden des entstehenden Kapitalismus überaus kompatibel sein konnte. Im Zuge der umfassenden Aufarbeitung unserer kolonialen Moderne rekonstruiert sie in Sklaverei bilanzieren den Zusammenhang zwischen der Sklavenwirtschaft in der Karibik und im amerikanischen Süden und der Entstehung des modernen Managements. Sie zeigt, dass die Plantage als Labor für Verwaltungstechniken wie die Buchhaltung diente. Während das traditionelle Narrativ der Entstehung des modernen Managements in den Fabriken Englands und dem amerikanischen Norden beginnt, weist Rosenthal nach, dass die Pflanzer dieser Entwicklung oft deutlich voraus waren. Auf den amerikanischen und karibischen Plantagen wurde sowohl früher als auch umfassender mit neuen Methoden der Betriebsführung und Verwaltung experimentiert. Methoden, die heute selbstverständlich sind und vom langen Nachwirken der Geschichte der Sklaverei zeugen.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 14.12.2022

Ein neue Perspektive auf die Sklaverei als ökonomisches System gewinnt Rezensent Wolfgang Schneider mit dieser Untersuchung der amerikanischen Wirtschaftshistorikerin Caitlin Rosenthal. Sie sieht in der Plantagenwirtschaft nicht ein archaisches System, sondern einen Vorläufer des modernen Management. Während etwa die Besitzer der karibischen Plantagen auf ihren englischen Landsitzen residierten, organisierten die Verwalter in den Kolonien die Arbeit nach betriebswirtschaftlicher Effizienz, lernt Schneider: Systematische Buchführung, Kalkulation von Nutzungsdauer und Wertminderung, die "Abschreibung von Produktionsmitteln", all das wurde auf den Plantagen eingeübt. Schneider betont, dass Rosenthal keinen direkten kausalen Nexus zwischen Sklaverei und Kapitalismus herstellt, macht aber deutlich, dass die Systeme kein Gegensatz sind.