Carlos Fuentes

Das gläserne Siegel

Roman
Cover: Das gläserne Siegel
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2002
ISBN 9783421055972
Gebunden, 207 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Sabine Giersberg. Zwei Paare, zwei Zeiten, zwei Leidenschaften - nach dem Erfolg mit seinem Roman "Die Jahre mit Laura Diaz" erzählt Carlos Fuentes eine Geschichte um Kunst, Liebe und Poesie, angereichert mit ebenjenen phantastischen Momenten, über die er in seinem Großwerk "Terra Nostra" zu literarischem Weltruhm gelangte. Ein gläsernes Siegel, in dem sich das Licht bricht, ist der Anlass, dass der alternde Dirigent Gabriel Atlan-Ferrara sein Leben vor sich Revue passieren lässt. Mit Dreiundneunzig dirigiert er in Salzburg zum letzten Mal Berlioz' Faust-Oper und erinnert sich an eine Aufführung im Jahre 1940, als er der mexikanischen Sängerin Inez Prada verfällt...

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.04.2002

Fuentes' Roman um die mehrfach unterbrochene Liebesgeschichte zwischen dem Dirigenten Gabriel Atlan-Ferrara und der Sängerin Inez, beides Ausnahmemenschen, die nur in ihrer Kunst wirklich leben und lieben können, hat bei Rezensent Martin Ebel einen sehr zwiespältigen Eindruck hinterlassen. Dafür ist vor allem Fuentes Sprache verantwortlich. Ebel zeigt sich auf der einen Seite hingerissen von Fuentes "musikalischer und verträumter Prosa", die er schreibt, wenn er Inez elementare in prähistorischen Zeiten spielende menschlichen Begebenheiten träumen lässt. Auf der anderen Seite fühlt sich Ebel vor allem durch die Dialoge, deren "aufgeplusterte Banalität, die vergeblich nach Bedeutung heischt", "ganz erheblich" gestört. Offenbar falle es Fuentes inzwischen schwer, stilistisch Kurs zu halten, diagnostiziert Ebel. So schlingert Fuentes zum Missfallen des Rezensenten zwischen "traumhaften Sätzen" und Passagen, "die auf des Lesers Gemüt wie ein Albdruck lasten" hin und her. Und an letztere mag sich der Rezensent einfach nicht gewöhnen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.04.2002

Bei Stephan Maus kommt der neue Roman des mexikanischen Autors Carlos Fuentes ganz schlecht weg. Ausgiebig mäkelt der Rezensent an Plot und Sprache des großen Schriftstellers. Die Geschichte ist rasch erzählt. Ein alter Dirigent lässt in einer magischen Kugel einzelne seiner Lebensstationen und vor allem seine ungestillte Liebe zu einer mexikanischen Sängerin Revue passieren, berichtet Maus. Musik spielt dabei natürlich eine große Rolle, nämlich Berlioz' "Damnation de Faust". "Der größte Teil des albernen Musikantenstadls besteht aus schwadronierenden Dithyramben auf die reine Klangkunst", schimpft Maus, "die sich allesamt auf dem Niveau einer Schulorchester-Besprechung in einem lokalen Werbekäseblatt" bewegten. Und wo die Musik ende, so der Rezensent, beginne der Kitsch. Mit ähnlich harten Sätzen setzt der Rezensent seine Kritik fort, gesteht Fuentes dann aber doch noch ein kleines Lob zu. Wenigstens in den Traumsequenzen habe der Autor zu seiner alten literarischen Qualität zurückgefunden. Diese "originellen, phantasievollen Seiten" hätte der Autor als "plastisches, schillerndes Erzähl-Poem" veröffentlichen und den Rest besser "in der Schublade" lassen sollen, meint Maus.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 21.03.2002

Mit Jens Jessen bespricht offensichtlich ein großer Fuentes-Bewunderer "Das gläserne Siegel". Und selbst er zeigt sich verblüfft, was Fuentes da zustande gebracht hat. Denn Rezensent Jessen findet darin nicht nur alles wieder, was Fuentes bis zur Meisterschaft beherrsche - Historischen Materialismus etwa oder unmögliche Liebe. Dieser Roman, staunt Jessen auch, "ist ein vollendet selbstbezügliches Poesiegewebe wie es wohl kaum einer außer ihm heute noch herstellen kann: zart und fest, von bezwingender Aura und glitzernd von geheimen Tränen über den Menschen, wie er sich und andere immer verfehlt". Ausdrücklich lobt der Rezensent auch die Übersetzerin Sabine Giersberg, die es geschafft habe, das "Gewebe mit seinen Knoten" sichtbar zu machen und dabei die "Tautröpfchen der Trauer" zum Schimmern zu bringen.
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