Christoph Hein

Guldenberg

Roman
Cover: Guldenberg
Suhrkamp Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783518429853
Gebunden, 284 Seiten, 23,00 EUR

Klappentext

In dem kleinen Städtchen Bad Guldenberg ist die Welt noch in Ordnung. Jedenfalls, bis im Alten Seglerheim eine Gruppe minderjähriger Migranten untergebracht wird. Die Guldenberger sind sich einig: Diese Fremden passen einfach nicht in den Ort und sorgen nur für Unruhe. Mehr und mehr heizt die Stimmung sich auf, es kommt zu Pöbeleien, und als dann noch das Gerücht die Runde macht, eine junge Frau sei vergewaltigt worden, sind sich alle schnell einig, dass es einer der jungen Migranten gewesen sein muss. Und das wollen die Guldenberger nicht hinnehmen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.11.2021

Rezensentin Katharina Teutsch zeigt sich enttäuscht von Christoph Heins neuem Roman. Das liegt laut Rezensentin daran, dass der Autor in seiner in der ostdeutschen Provinz spielenden Geschichte um Wendeverlierer, Migranten und Fremdenhass alles richtig machen will. Für Teutsch klingt das leider so, als hätte sich die Bundeszentrale für politische Bildung die Story und die Figuren ausgedacht, derart "pflichtschuldig", meint sie, werden die "Dynamiken des Fremdenhasses" thematisiert, funktionalisiert und abgehakt. Interesse und Empathie für die Figuren kommen so bei Teutsch nicht auf.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.06.2021

Rezensent Jörg Magenau zeigt sich etwas enttäuscht von Christoph Heins Roman über Verhältnisse in einer fiktiven Kleinstadt an der Mulde. Zwar setzt ihm der Autor getreulich das Geflecht des Personals aus Pfarrer, Bürgermeister, Skatspielern, Geschäftsmann etc. auseinander, wenn Hein schildert, wie ein paar syrische und afghanische Migranten und ihre Betreuer die Stadt in Aufruhr versetzen, erkennt Magenau jedoch nur Klischees und nicht eine überraschende Figur, die sein Mitgefühl wecken könnte, oder eine nicht erwartbare Handlung. Heins Interesse an der Entstehung und Festigung von Vourteilen in Ehren, meint der Rezensent, aber an der Darstellung hapert's.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 04.06.2021

Zu viele "gute Absichten" entdeckt Rezensent Jörg Magenau in Christoph Heins "Guldenberg". Diese guten Absichten werden dem Leser geradezu aufgedrückt, lesen wir: Einige jugendliche Syrer und Afghanen kommen in einem fiktiven Ostdeutschen Provinzstädtchen unter, und dann passiert alles, was traurigerweise Weise zu erwarten ist: Es werden Steine geworfen, die freundliche Betreuerin der Jugendlichen wird drangsaliert, einer der Jungs wird fälschlicherweise der Vergewaltigung bezichtigt und so weiter, zählt Magenau auf. Dass es zu diesen Geschehnissen und ihrem Ort tragische, reale Vorlagen gibt, macht die Geschichte auch nicht lebendiger, meint der Rezensent. Zwischen Klischees und Logik bleibt keine Handbreit für Unerwartetes, die Figuren sind nicht mehr als literarische Funktionenträger, der so oft beschworene "trockene Stil" Heins ist in der Tat derart trocken, dass es zu stauben scheint beim Seite-Um-Blättern, und die steifen Dialoge erinnern den Rezensenten ans "ZDF-Vorabendprogramm", wo dieser Roman filmisch umgesetzt wohl ganz gut hinpassen würde. Schade.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 21.05.2021

Rezensent Peter Henning geht etwas enttäuscht aus der Lektüre von Christoph Heins neuem Roman hervor. Den Autor kennt er eigentlich als klugen Chronisten deutscher Geschichte. Wenn Hein sich dem Fremdenhass in der ostdeutschen Provinz annimmt und auf reale Vorkomnisse, etwa in Boizenberg, anspielt, schaut Henning zwar gespannt auf die vom Autor gut ausgeleuchtete "Provinzbühne", auf der Hein syrische und afghanische Flüchtlinge und Alteingesessene agieren lässt, ihre Ängste und Vorurteile erkundet und es schließlich eskalieren lässt. Die Geschichte allerdings erscheint Henning etwas zu grell inszeniert, ohne dabei neue Perspektiven jenseits bekannter Stereotypen zu eröffnen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.05.2021

Rezensentin Judith von Sternburg erkennt in Christoph Heins "Guldenberg" eine Erzählung von der "Schlechtigkeit des Menschen". Hein erzählt darin nicht zum ersten Mal vom fiktiven Guldenberg, wie Sternburg erinnert, aber gern möchte sie nicht in diesem "seelisch ein wenig kärglichen" Ort leben. Auch braut sich Unheil in Guldenberg zusammen, der Ort kämpft mit und gegen Flüchtlinge, Umweltschutz und wirtschaftliche Schwierigkeiten. So richtig begeistert scheint Sternburg nicht zu sein von diesem parabelhaften Roman mit seiner spröden Sprachlichkeit, aber dass Hein nie polemisch wird, sondern Ambivalenzen stehen lässt, findet die Rezensentin gut. Und überzeugen konnte der Autor sie mit Begriffen wie "Bemühungszusage" oder "moralischer Verschleiß", die für die Rezensentin von interessanter Doppeldeutigkeit sind.
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