Ulf Erdmann Ziegler

Schottland und andere Erzählungen

Cover: Schottland und andere Erzählungen
Suhrkamp Verlag, Berlin 2018
ISBN 9783518428269
Gebunden, 190 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Mit jeder Geschichte, die endet, beginnt eine andere. Im schottischen Dundee beobachtet eine Tänzerin die Spaltung der Nation. In Hamburg geht ein radikalisierter Tierschützer verloren. Ein Berliner Punk findet nach einer Verletzung die Stille in der Musik, und ein junger Kameramann, seines Berufs schon müde, entdeckt das Lesen als Abenteuer. Dahinter steckt der Wunsch nach Erkenntnis, aber die Erkenntnis weckt wiederum Wünsche.
Hier findet man alles wieder, was man aus Ulf Erdmann Zieglers Romanen kennt: den fotografischen Blick, die schnelle Taktung, das Interesse für das Abgründige, die Empathie für seine Figuren. Die Erzählungen sind das, was bei einem Maler der Zeichenblock wäre. Das Unwahrscheinliche findet darin Platz, die Übertreibung, der Witz und die Empfindung. Sie skizzieren das Bild einer unruhigen Lebenswelt und fügen sich zu einem Gesellschaftspuzzle unserer Zeit.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 11.01.2019

Rezensentin Gisa Funck schätzt Ulf Erdmann Ziegler als  präzisen Beobachter und Chronisten der alten Bundesrepublik. Entsprechend erfreut nimmt die Kritikerin diesen Band mit vierzehn Kurzgeschichten zur Hand, in denen ihr der Autor von "Kippmomenten" im Alltag erzählt. Wenn ihr Ziegler schildert, wie aus einem Punk plötzlich ein Klassik-Fan wird oder eine einsame Yuppie-Wissenschaftlerin sich in einen Taxifahrer verliebt, beschleicht die Rezensentin zwar für einen Moment der Kitsch-Verdacht, um dann aber schnell festzustellen: Hier handelt es sich um eine "postmodern runtergekühlte Form der Romantik". Dennoch muss sie gestehen, dass die kühle Distanziertheit mit dem Autor bisweilen durchgeht: Überflüssige Nebeninformation machen den ein oder anderen Text nicht cooler, sondern "geschwätziger", findet sie.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.12.2018

Rezensent Oliver Jungen ist überzeugt, dass Ulf Erdmann Ziegler genau weiß, was er tut, wenn er Akademiker von heute in ihrer Lebensmitte zeigt. Den Kampf gegen die Bedeutungslosigkeit und das Zerbrechen von Beziehungen vermittelt der Autor laut Rezensent mit ungewöhnlicher Tiefenschärfe, aber nie verräterisch, sondern mit Großzügigkeit, meint Jungen. Eine durch Zieglers intelligente Erzählhaltung und jede Menge schlaue Verweise anspruchsvolle "Vermessung unserer Epoche", staunt der Rezensent, die den Autor als sprachmächtigen, meisterhaft verdichtenden, detailgenauen Erzähler präsentieren, der auch noch unterhaltsam ist. Vertrauen wir diesem Autor, rät Jungen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.11.2018

Roman Bucheli ist ganz fasziniert von Ulf Erdmann Zieglers Erzählungen. Wie in kunstvollen Tänzen bewegen sich die Figuren darin, meint er, mal voreinander flüchtend, dann wieder zueinander. Der Mensch als erlösungsbedürftiges Wesen erscheint Bucheli beim Lesen nicht nur einmal. Wie der Autor in das Innere seiner Figuren vordringt, findet Bucheli virtuos. Der Ton, die Pointen scheinen ihm stimmig, Zieglers Blick scharf, die Erzählhaltung hingebungsvoll. Sogar Weihnachtsgeschichten kann der Autor, versichert der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.10.2018

Je tiefer Christoph Bartmann in Ulf Erdmann Zieglers Erzählungen einsteigt, desto rätselhafter schauen sie zurück. Bedeutend wie der frühe Botho Strauß erscheint ihm, was Ziegler hier vorlegt, weil es sich wieder und wieder lesen lässt, ohne sein Geheimnis zu verraten. Soziologisch also nichts zu holen, meint er. Dafür scheint ihm Zieglers Gangart kühn, visuell, realistisch und mit einer Schärfe des Blicks und einer Sprachkraft, die umhauen. Keinen einzigen Text im Band findet er schwach, höchstens mal allzu brillant. Wie Ziegler den Knacks in der Lebensgeschichte seiner Figuren und das Zwischenreich mittlerer Zustände erkundet, findet Bartmann geradezu beängstigend virtuos.
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