Christoph Weiß

Auschwitz in der geteilten Welt

Peter Weiss und die `Ermittlung` im Kalten Krieg. 2 Bände
Cover: Auschwitz in der geteilten Welt
Röhrig Universitätsverlag, St. Ingbert 2000
ISBN 9783861102458
Broschiert, 1380 Seiten, 85,90 EUR

Klappentext

Die vorliegende Studie ist den vier eng miteinander verbundenen Fragen gewidmet, unter welchen Umständen der 1934 als "Halbjude" emigrierte Schriftsteller Peter Weiss in den frühen sechziger Jahren mit seinen Texten nach Deutschland zurückkehrte, wie sein Drama Die Ermittlung im Kontext seines "Divina-Commedia"-Projektes entstand, auf welche Weise der Autor, sein Stück und damit das Thema Auschwitz zwischen die Fronten des Kalten Krieges gerieten und wie diese deutsch-deutsche Debatte des Jahres 1965 verlief. Die Untersuchung im ersten Band basiert vor allem auf ungedruckten Quellen, besonders aus dem Nachlaß des Autors und aus dem SAPMO-Bundesarchiv, und wertet u.a. erstmals Weiss` Korrespondenz sowie die auf Weiss und die Ermittlung bezogenen Akten der DDR-Kulturbürokratie aus. Der zweite Band bietet eine breite Auswahl aus den Rezeptionszeugnissen, die 1965 in den west- und ostdeutschen Medien zu Peter Weiss und seiner Ermittlung erschienen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.09.2001

Die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte eines literarischen Werkes kann spannend sein wie ein Kriminalroman, weiß Martin Krumbholz und sieht sich mit dieser Behauptung im vorliegenden Fall absolut bestätigt. Denn die Aufnahme von Peter Weiss' Auschwitz-Oratorium "Die Ermittlung" geriet Mitte der 60er-Jahre in den Mechanismus des Kalten Krieges, der im Westen alles, was sich zum Kommunismus bekannte, verteufelte und im Osten wiederum triumphierend und propagandistisch vereinnahmt wurde, berichtet der Rezensent. Minutiös arbeite der Autor namens Weiss (bloß ein Namensvetter?), der mit diesem zweibändigen Werk seine Habilitationsschrift vorlegt, die prompten und so vorhersehbaren Reaktionen heraus, die auf Weiss' angebliche Konversion zum Kommunismus erfolgten. Selten lasse sich wohl so exemplarisch die schematische Einordnung eines Kunstwerkes infolge des Kalten Krieges nachvollziehen, die den literarischen Wert des Textes vollständig ins Hintertreffen geraten ließ, stellt Krumbholz fest.