Chuck Palahniuk

Das letzte Protokoll

Roman
Cover: Das letzte Protokoll
Manhattan Verlag, München 2005
ISBN 9783442545933
Gebunden, 284 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Werner Schmidt. Unheimliches geschieht auf der Insel Waytansea: Mauern tauchen auf, wo Türen sein sollten, Räume, soeben noch als Esszimmer oder Küche genutzt, verschwinden plötzlich. In Wände geritzte Prophezeiungen drohen jedem, der einen Fuß auf die Insel setzt, mit dem Tod. Für Misty Wilmot kommt diese Warnung zu spät: Nach einem gescheiterten Selbstmordversuch fällt ihr Mann Peter ins Koma, ihre Tochter Tabbi ertrinkt bei einem Unfall, und sie selbst ist wegen einer Vergiftung ans Bett gefesselt. Gequält von Wahnvorstellungen über ihren herannahenden Tod protokolliert Misty jedes einzelne Ereignis ihres grausamen Schicksals. Und sie malt: Geradezu obsessiv malt sie Stunde für Stunde, Bild um Bild, ohne sich je an eines erinnern zu können. Doch jede Zeichnung raubt etwas von ihrer Lebenskraft, bis Misty in einem ihrer seltenen klaren Momente bewusst wird, dass sie sich buchstäblich zu Tode malt. Mit beinah übermenschlicher Anstrengung gelingt es ihr, sich den alptraumhaften Halluzinationen zu entziehen, die sie seit Monaten gefangen halten, nur um in eine neue Welt des Wahnsinns einzutreten: Eine letzte Prophezeiung weissagt, dass Misty der einzige Mensch ist, der die Insel von ihrem Fluch erlösen kann

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.07.2005

"Wer ist der Autor" sei die spannende Frage bei diesem Roman in Tagebuch-Form, erklärt uns Rezensent Johann C. Maass. Zunächst sei er die Stimme einer Malerin, die mit ihrem Geliebten zu dessen Heimat und Familiedynastie auf eine Insel fährt. Der Mann fällt ins Koma, die Malerin dokumentiert ihr "Überleben" unter Alkohol und Medikamenten auf der Insel mit dem "Protokoll", das der Roman ist. Der Autor habe hier wieder einmal ein "abgründig, finster misanthropisches Buch" geschrieben, konstatiert der Rezensent, und er beherrsche jenseits aller finalen und gewalttätigen Szenarien durchaus auch die "leisen Töne". Aber die ständigen Beschreibungen von physischen Verletzungen sind ganz und gar nicht nach seinem Geschmack, und er legt mit Nachdruck die Finger auf die vermeintlichen Wunden von Palahniuks Prosa. Paradoxerweise seien die einschneidenden Darstellungen "seltsam blutleer" und ermüdeten den Leser. Die Frage nach der Autorschaft dagegen sei "bestechend" inszeniert. Schon tote Malerinnen auf der Insel, die Schwiegermutter, die eigene Mutter haben alle sprachliche Spuren hinterlassen, die das Protokoll der Malerin als Palimpsest über Untoten lesbar machten.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de