Claudia Benthien, Christoph Wulf (Hg.)

Körperteile

Eine kulturelle Anatomie
Cover: Körperteile
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2001
ISBN 9783499556425
Taschenbuch, 528 Seiten, 18,87 EUR

Klappentext

Im kulturtheoretischen Denken wurde der Körper bislang als Ganzheit verstanden, über die sich Bilder und Diskurse formieren. Doch bei genauerer Betrachtung sind es zumeist Körperteile, die hervorgehoben und inszeniert werden...

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.10.2001

Kokett findet das Rezensent Valentin Groebner, wenn die Herausgeber Claudia Benthien und Christoph Wulf allen Ernstes behaupten, mit ihrem Sammelband einen "bisher nur wenig beachteten Bereich" zu behandeln. Wo doch die Körpergeschichte seit langer Zeit schon Erfolge feiert. Dass ausgerechnet in diesem Band dann "das ganze paradoxe Elend akademischen Publizierens in einem rasant expandierenden Feld" offenbar wird, scheint Groebner umso unverzeihlicher. Alle aktuellen Zauberworte, so der Rezensent, wollen bedient werden. Da wird ein Aufsatz mitunter zur bloßen Materialschau. Einige wenige Beiträge, in denen eine "Fokussierung" glückt, hat der Groebner indes auch entdeckt: Überlegungen zum Bauch der Gottesmutter und zu den Füßen Christi etwa.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.10.2001

Skurril-romantisch liest sich für Eva März die Kapitelübersicht des Bandes, der 24 Texte zu einzelnen Gliedmaßen, Körperteilen, anatomischen Details versammelt, die alle so wundersame Überschriften tragen wie "Die verrutschte Vulva" oder "Der Hintern in der Antike". Aber so kurios ist das alles nicht, meint März. Die Herausgeber seien halt von der Idee ausgegangen, dass das Philosophieren über den Körper in Wahrheit meist ein Reden über Körperteile sei. Inhaltliche Vorgabe war demnach, die kulturelle Wahrnehmung und Kodierung des Körpers von Kopf bis Fuß zu erkunden. Damit fängt das Problem für März an, sie klagt über die Beliebigkeit und auch eine gewisse Ratlosigkeit der vielen Texte, die den zerstückelten Körper in der Renaissance-Lyrik ebenso abhandeln wie die kulturelle Wertschätzung von Fleisch und Knochen im Himalaya. Ein weites Feld. Die Aufsätze entpuppen sich als zusammenhanglos, schreibt März. Dem Buch sei deutlich anzumerken, dass es ohne eigenes Konzept aus einer Tagung entstanden ist.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.06.2001

Passend zum Thema hat sich der Rezensent erst mal die Hand an den Seiten des Buches aufgeschlitzt und etwas Blut verloren. Passend zum Thema? Nun ja, was das Äußerliche betrifft zumindest. Was dagegen den Weg des Lebenssaftes durch die inneren Bahnen und Organe angeht, ist der Band eine Enttäuschung, das gibt Andreas Platthaus unumwunden zu verstehen. Sobald es unter die Haut zu gehen verspricht - in den Beiträgen zu Magen, Leber, aber auch zum Hintern und zu den Geschlechtsorganen -, "entgleitet die Argumentation" unversehens wieder zu den sichtbaren Repräsentationen, geht es bald schon um wenig Introspektives wie Hunger, Völlerei oder das Opferpotential der Leber. Über einen derart konventionellen Ansatz einer als "Kulturgeschichtsschreibung" annoncierten Arbeit kann sich Platthaus nur wundern: Da wären allemal "tiefere Einblicke möglich gewesen".
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