Dai Sijie

Muo und der Pirol im Käfig

Roman
Cover: Muo und der Pirol im Käfig
Piper Verlag, München 2004
ISBN 9783492046244
Gebunden, 400 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Gio Waeckerlin Induni. Ob er ein Wahrsager sei, fragen sie, wenn Muo von den Mädchen und Frauen ihre Träume erfahren möchte, und sie lächeln ihn an. Vielleicht ahnen sie, dass der erste chinesische Psychoanalytiker und Traumdeuter von Freuds Gnaden noch etwas anderes im Schilde führt. Nach langen Jahren im französischen Exil kehrt Muo ins moderne postmaoistische China zurück, um "Vulkan des alten Mondes", eine ehemalige Mitstudentin und seine große Liebe, aus politischer Gefangenschaft zu befreien. Dazu muss er die Gnade des Richters Di erwirken, und im Zuge eines seltsamen Wettstreits kommt der jungfräuliche Seelendoktor nicht nur quer durchs neue China, sondern endlich, endlich auch außerhalb seiner Träume in Berührung mit der wunderbaren Welt der Frauen. Diese Berührung elektrisiert Muo, ihm widerfahren allerlei Verwicklungen, und er macht Entdeckungen, auf die ihn keines seiner Lehrbücher im mindesten vorbereiten konnte.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.02.2005

Marion Löhndorf zeigt sich in ihrer kurzen Kritik des Romans "Muo und der Pirol im Käfig" wenig begeistert. Muo, die Hauptfigur des Buches, ist ein in Paris ausgebildeter Psychoanalytiker, der nach China zurückkehrt und sich dort auf die Suche nach einer "Jungfrau als Lebensgefährtin" macht, fasst die Rezensentin zusammen. Bei aller Komik, die sich aus dem Zusammenstoß von "Muo, Mao und Freud" ergibt, findet Löhndorf, dass Sijie lediglich ein mäßig "witziger Erzähler" ist. Die Schilderung der "Verschrobenheit" seines Protagonisten sei durchaus "charmant", räumt die Rezensentin ein. Doch meint sie, der chinesische Autor sei "bis zur Albernheit in die eigenen Späße verliebt". Zudem moniert sie die Figuren des Romans als reine "Karikatur", die kaum je zu richtigem Leben erwachen und auch die "Tragfähigkeit" des Plots hält sie für äußerst begrenzt. Insgesamt durchaus eine "nette Idee", gibt Löhndorf zu, aber in der vorliegenden Form dann doch sehr "ermüdend".

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 27.07.2004

Dai Sijie ruft uns Rezensentin Susanne Messmer als den Autor in Erinnerung, der in "Balzac und die kleine Schneiderin" seine Zeit aus einem chinesischen Umerziehungslager "verkitschte". Doch sein neuer Roman ist aus anderem Holz geschnitzt, baut Messmer voreiligen Schlüssen vor. Antiheld des neuen Buches ist Muo, der aus dem Exil in Frankreich nach China zurückkehrt, um dort seine Geliebte aus politischer Gefangenschaft zu befreien, wofür er einen Richter bestechen muss, der leider bereits genug Geld gescheffelt hat. Mit Freud und konsequenter Verfremdungstechnik schraubt Sijie die Geschichte immer weiter ins Unwahrscheinliche und Groteske, lobt Messmer, die dabei viel über die brutalen Klassenunterschiede, einfältige Zensoren und die korrupte Justiz in China gelernt hat.