David Signer

Die Ökonomie der Hexerei oder Warum es in Afrika keine Wolkenkratzer gibt

Cover: Die Ökonomie der Hexerei oder Warum es in Afrika keine Wolkenkratzer gibt
Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2004
ISBN 9783779500179
Broschiert, 456 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

David Signer ist dem Treiben der Hexerei in Jahren der Feldforschung in Westafrika sehr nahe gekommen; in engem Kontakt mit Heilern ist er zu der Einsicht gekommen, dass die Hexerei im sozialen, ökonomischen und politischen System eine höchst normative, konservative Funktion übernimmt. Aus Angst vor den Folgen der Zauberei verzichtet der potenzielle Aufsteiger zugunsten der Unauffälligkeit auf seine Ambitionen. Er verteilt das Erworbene unaufhörlich und bringt es so zu keinem ökonomischen Wachstum. Oder er verlässt seine Heimat und schützt sich gegen die Neider durch Feticheure und Opfer. Eine Entwicklung der Gesellschaft in Westafrika wird so effektiv verhindert.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.06.2005

Gaby Mayr äußert sich überaus anerkennend über die jahrelangen Recherchen des Schweizer Ethnologen David Signer in Westafrika, deren Ergebnisse nun mit der "Ökonomie der Hexerei" vorliegen. Signer stellt darin eine Verbindung her zwischen Spiritualität und wirtschaftlicher Stagnation. Der Kerngedanke des Buches ist laut Mayr folgender: Wer durch ökonomischen Erfolg den Neid der Mitmenschen auf sich lenkt, wird von bösen Zaubern verfolgt, weshalb erfolgreiche Menschen ihr Vermögen nicht durch Reinvestitution vermehren, sondern verteilen. Signer, der sich den afrikanischen Geistern und Schamanen zunächst mit einer zutiefst aufgeklärten Skepsis genähert habe, gelinge es, seine europäischen Leser "in die Welt der Heilkundigen mitzunehmen". Bei aller Zustimmung hat die Rezensentin jedoch einen gravierenden Einwand vorzubringen: Signers Informanten seien überwiegend Männer, "und die geben laufend tief in ihrer maskulinen Gesellschaft verankerte Vorurteile und persönliche Vorlieben zum Besten." Solch eindeutig gefärbte Äußerungen hätte der Autor nicht unkommentiert stehen lassen dürfen, findet sie.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 31.12.2004

Ein "Schlüsselbuch über Schwarzafrika" nennt der "ach." zeichnende Rezensent dieses Buch von David Signer, das die schwarzafrikanische Kultur oder jedenfalls einen Aspekt dieser Kultur, die Hexerei, einer genauen Analyse unterzieht. Signer zeige nicht nur, dass Hexerei in Schwarzafrika als Ensemble von Vorstellungen und Praktiken das schwarzafrikanisches Sozialleben durchdringt und auch Bereiche wie Politik, Wirtschaft, Religion prägt. Er zeige auch den Zusammenhang zwischen afrikanischem Kommunalismus und Hexerei auf. In der Politik äußere sich dies etwa in der Etablierung von persönlichen Patron-Klienten-Verhältnissen, in der Wirtschaft in der Ablehnung jeglichen Strebens nach individuellem Erfolg und jeglicher Eigeninitiative, im wissenschaftlichen Leben in der Verteufelung von Skepsis und Widerspruch bei der Wahrheitssuche. Insgesamt gelingt es Singer, die Hexerei als ein entscheidendes Hindernis für die Entwicklung Afrikas nachzuweisen, resümiert der Rezensent.