Klappentext
Mit dieser Monografie legt Dieter Borchmeyer eine umfassende Darstellung des dichterischen und essayistischen Werks Thomas Manns vor. Borchmeyer schildert nicht nur die Lebensstationen Manns von Lübeck über München und Pacific Palisades bis nach Zürich, sondern beschreibt das Werk in seiner Totalität, setzt es in Beziehung zu seiner sozialgeschichtlichen, ästhetischen und weltliterarischen Tradition, und erläutert seine Verortung in der geistigen Situation der Zeit. So spielen die politischen Wandlungen Thomas Manns im Spiegel seiner Erzählungen und Essays vom Kaiserreich über Weimarer Republik und Drittes Reich bis zur Kriegs- und Nachkriegszeit in Europa und Amerika in diesem Buch eine bedeutende Rolle, ja Thomas Mann zeigt sich als politischer Autor par excellence, auch schon zu der Zeit, als er selbst noch wähnte, ein "Unpolitischer" zu sein. Der Autor des Zauberberg, der Joseph-Tetralogie und des Doktor Faustus offenbart sich hier überraschend als Zeitgenosse.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.01.2023
Rezensent Gustav Seibt erkennt das Verdienst von Dieter Borchmeyers Riesenbuch über TM darin, dass der Autor das Biografische eher links liegen lässt und den Autor anhand seiner Werke ideengeschichtlich als "leidenschaftlichen Zeitgenossen" präsentiert. Wenn Borchmeyer den "Tod in Venedig" analysiert, und zwar einnehmend abschweifend, folgt Seibt gerne, auch wenn die endlosen Zitate, die der Autor anführt, mitunter ermüdend wirken, wie Seibt anmerkt. Wer philologische Gründlichkeit oder ein Eintauchen ins Familienleben der Manns sucht, wird woanders besser fündig, erklärt Seibt. Im Verbund mit der Lektüre der Romane ist Borchmeyer immer wieder überraschend gut, meint er.
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buecher.deRezensionsnotiz zu Die Welt, 07.01.2023
Rezensent Richard Kämmerlings liest Dieter Borchmeyers "monumentale" Monografie über den Großschriftsteller Thomas Mann mit Gewinn. Wie der Autor etwa Manns frühe Novelle "Der kleine Herr Friedemann" zum Dreh- und Angelpunkt von Manns Prosakunst macht, scheint Kämmerlings höchst lesenswert. Insgesamt überzeugen ihn die Gelehrsamkeit und Plastizität der chronologischen, ausdrücklich nicht biografistischen Gesamtwerksdarstellung und ihre zeithistorischen wie denkerischen und künstlerischen Kontextualisierungen.
Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 27.12.2022
Rezensent Wolfgang Schneider, der selbst über Thomas Mann promovierte, schaut genau hin, wenn mit Hanjo Kesting und Dieter Borchmeyer gleich zwei Thomas-Mann-Kenner die Essenz ihrer jahrzehntelangen Beschäftigung in Großwerken vorlegen. Der Kritiker rät, die Werke parallel zu lesen, ergänzen sie sich doch bestens. Dass es sich bei Borchmeyers Arbeit um die "erste große Werkmonografie" handelt, wie der Untertitel nahelegt, hält Schneider zwar für Unsinn, allzu viel Neues entnimmt er dem 1.500-Seiten-Band darüber hinaus auch nicht. Und dennoch empfiehlt er die Lektüre, schon weil der gelehrte Autor den Blick weg vom Biografismus wieder hin zu den Werken, ihren "mythisch-kulturgeschichtlich-philosophischen Schichten" und Bezügen lenkt. Beispiele dafür nennt der Kritiker allerhand: Manns "Tod in Venedig" etwa lese Borchmeyer etwa im Kontext von Exkursen zu Bacchanalen bei Goethe, Wagner oder Nietzsche, auch von der Deutung als "Coming-Out-Geschichte" befreie er die Novelle. Präzise und kenntnisreich betrachte Borchmeyer zudem Manns Bandbreite an politischen Positionen sowie die herausragende Bedeutung der Musik in Leben und Werk. Auch wenn der Kritiker nicht mit jeder Einschätzung Borchmeyers übereinstimmt, rät er all jenen zur Anschaffung dieses "Opus magnum", die noch kein Thomas-Mann-Handbuch besitzen und sich vor allem für dessen Ideenverarbeitung interessieren.
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