Dieter Richter

Der Süden

Geschichte einer Himmelsrichtung
Cover: Der Süden
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2009
ISBN 9783803136312
Gebunden, 220 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Mit zahlreichen Abbildungen. Für die antiken Völker führte der Weg nach Süden ins Unbekannte. Selbst wagemutige Seefahrer gaben ihre Reisepläne immer wieder auf, weil ihnen das Meer unendlich schien. Für die Römer war der Süden eine Gegend lebensfeindlicher Extreme: Die Glut der Sonne versenge die Menschen und lasse sie fast wie verkohlt aussehen. In der christlichen Tradition ist es der missratene Sohn Noahs, dessen Nachkommen den südlichen Teil der Erde bevölkern. Auf ihnen lastete der Fluch der Knechtschaft, womit man die angebliche Minderwertigkeit der Afrikaner bis heute - nicht nur im christlichen Kulturkreis - begründet. Der Süden kann eiskalt sein (am Südpol), dann wieder sehr exotisch, und zuweilen ist er eine dekadente Region der Lüste und Laster: Dieter Richter eröffnet eine Fülle höchst ungewöhnlicher Perspektiven. Aber natürlich reisen wir mit ihm auch über die Alpen in den sonnigen Süden der Italiensehnsucht. Und manch einer findet den Süden an Stränden und unter Palmen in der Karibik.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.12.2009

Rezensentin Ruth Fühner findet größtenteils spannend, wie Dieter Richter die Geschichte vom Süden als Idee aufbereitet. Je näher er mit seiner Analyse, die er in einem "hübsch aufgemachten und reich illustrierten Bändchen" präsentiert, der Gegenwart komme, desto schwächer und klischeehafter werde seine Darstellung, moniert Fühner. Der Süden als "Ausgangspunkt von "Migrationsbewegungen", die Gegenüberstellung einer Idee mit einer Gegenwartsrealität, ist ihm jedenfalls kaum eine Erwähnung wert. Doch was die länger zurückliegende Vergangenheit angeht, wartet er mit "farbigen, oft erstaunlichen Details auf". In der Summe ergibt sich daraus für die Rezensentin eher ein mit Fleiß kompiliertes "Handbuch" als eine "fesselnde Erzählung".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.11.2009

Ganz hingerissen zeigt sich der Rezensent Jakob Strobel y Serra von diesem Buch des Bremer Literaturwissenschaftlers Dieter Richter, der hier nicht weniger als einen historischen Überblick über die Geschichte der Wahrnehmung des Südens vorlegt. Diese unterlag, ist hier zu lernen, einem gewaltigen Wandel. Während für die Antike und bis weit ins christliche Abendland hinein der Süden noch ein Ort war, von dem man nur das Dunkelste dachte, wurde mit der Neuzeit der Süden gar zur Himmelsrichtung, in die die Sehnsucht sich wandte. Von Phönizien zu Ariost bis zu den Südpolfahrern des vergangenen Jahrhunderts reicht dieses, so Strobel y Serra, "fabelhafte" Buch, zu dessen Tugenden auch die Fähigkeit, sich kurz zu fassen, gehört.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.10.2009

Eingenommen zeigt sich Rezensent Burkhard Müller von Dieter Richters Geschichte des Südens. Er findet in dem Buch eine Vielzahl von Aspekten zum Süden behandelt: vom "Süden der Transgressionen" und dem "Süden der Pilger" über den "exotischen Süden" und den "dekadenten Süden" bis zum "polaren Süden" und dem "allgegenwärtigen Süden". Bedauerlich scheint Müller nur eines: dass das Buch zu kurz ist für die Fülle des Materials. Er hat das Gefühl, jedes der zwölf Kapitel "wäre am liebsten selbst ein ganzes Buch geworden". Andererseits bewundert er die Art und Weise, wie der Autor mit "wenigen Strichen" die diversen Aspekte des Südens zu charakterisieren versteht. Besonders hebt er die vielen wunderbaren und oft überraschenden Details hervor, die Richter mitzuteilen weiß.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.10.2009

Dieter Richters Buch über den Mythos des Südens hat Hans-Albrecht Koch ganz offensichtlich begeistert, und er nutzt seine Kritik für einen Schnelldurchlauf der sich wandelnden Bilder und Vorstellungen vom Süden. Mehr als einmal hebt er das umfangreiche Wissen des Autors hervor und stellt zugleich mit Freude fest, dass der Germanist auch in ansprechender Sprache zu erzählen weiß. Von der relativen Nichtachtung des Südens in der Antike gewinnt die Himmelsrichtung im Mittelalter an Aufmerksamkeit; mit dem Zeitalter der Entdecker schließlich erreicht die Wertschätzung des Südens ihren Höhepunkt und wird zum utopischen Sehnsuchtsort, hat Koch der Lektüre entnommen. Richter führt kenntnisreich und gebildet von der Antike bis in die Moderne, preist der Rezensent, der mit diesem Buch "Maßstäbe" gesetzt sieht.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.10.2009

Sehr angetan ist Rezensent Adam Soboczynski von Dieter Richters kulturgeschichtlicher Untersuchung des Südens als "Sehnsuchtsort" Nordeuropas. Der Verfasser, der sich für den Rezensenten bereits durch Bücher über den Vesuv und Neapel eindrucksvoll profiliert hat, deckt dabei ein weites Spektrum von der Himmelsrichtungsmythologie über Kolonialisierung bis zum Massentourismus und den Folgen des Klimawandels ab, so Soboczynski gefesselt. Was ihm dabei besonders gefällt: Autor Dieter Richter belehrt ohne erhobenen Zeigefinger und bietet zugleich unaufdringliche Unterhaltung. Auch sprachlich ist das Buch für den Rezensenten eine reine Freude, denn hier sieht er das selten erreichte Ideal einer Mischung von "Erzählung und Argument" erreicht. Dass dem Buch dann auch noch wunderbare Illustrationen beigegeben sind, macht das Rezensentenglück komplett.