Dirk Baecker (Hg.)

Kapitalismus als Religion

Cover: Kapitalismus als Religion
Kadmos Kulturverlag, Berlin 2003
ISBN 9783931659271
Kartoniert, 315 Seiten, 22,50 EUR

Klappentext

"Kapitalismus als Religion" heißt das um 1921 geschriebene und posthum publizierte Fragment Walter Benjamins, das diesem Buch vorangestellt ist. Genauso hat Dirk Baecker sein Buch genannt, in dem Aufsätze zu diesem Fragment versammelt sind. Aufsätze unter anderem von Norbert Bolz, Christoph Deutschmann, Werner Hamacher, Uwe Steiner und dem Herausgeber selbst. Die Aufsätze nähern sich auf soziologische, theologische, kulturwissenschaftliche Art und Weise dem Text Benjamins. Beklagt wird jedoch nicht was nun auch so gar nicht neu wäre die Existenz des Kapitalismus; vielmehr geht es um dessen Grenzen und um den Kapitalismus als Form von Gewalt. Dabei unterscheiden sich die Analysen vor allem darin, inwieweit sie in der Interpretation der Thesen Benjamins verharren oder, losgelöst von dem einzelnen Fragment, die moderne Gesellschaft diskutieren und: die Funktionen und Visionen von Religion.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 31.01.2004

Einen "höchst aktuellen Reader" zu einem "sehr alten Problem" erblickt Rezensent Robert Misik in diesem von Dirk Baeker herausgegebenen Band. Zwar umgeht er laut Misik die Frage nach einer Identität von Kapitalismus und Religion, wie sie Walter Benjamin in seinem Fragment "Kapitalismus als Religion" (1921) behauptet hatte. Aber der Verdacht, dass der Kapitalismus eine Religion sei, werde als eine "Konstruktion" gewürdigt, die bestimmte Dinge sichtbar mache. "Erstaunlich" findet Misik etwa die Nähe finanztechnischer und theologischer Begriffe, auf die der Tübinger Soziologe Christoph Deutschmann hinweist: Kredit und Credo, Erlös und Erlösung, Gläubiger und Glauben, Offenbarungseid und Offenbarung. Für Norbert Bolz erweise sich die kultische Inszenierung am Markt, auf dem Lebensstile, Weltbilder und damit Waren verkauft werden, als Beleg für die Aktualität des Benjaminschen Fragments. Mit seinem Blick auf die "religiösen Grundierungen kapitalistischer Praxis und Rhetorik" zeigen die in diesem Band versammelten Aufsätze das "Irrationale jener Wirtschaftsform, die sich fest auf dem Boden des Rationalen wähnt", resümiert der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.08.2003

Walter Benjamins These vom Kapitalismus als Religion hat noch immer Konjunktur, behauptet Rezensent Thomas Meyer; eine These, die er in dem von Dirk Baecker zusammengestelllten Sammelband bestätigt sieht. Der in Witten lehrende Soziologe hat Wissenschaftler verschiedener Disziplinen mit dem aus dem Jahr 1921 stammenden Textfragment Benjamins konfrontiert und die Ergebnisse in einem, wie Meyer findet, höchst spannenden Band versammelt: Nobert Bolz, Werner Hamacher, Birger P. Priddat, William Rasch haben unter anderem dazu beigetragen. So unterschiedlich die Auffassungen und Analysen der Wissenschaftler ausfallen, für Meyer dringt aus allen der "Ruf nach einer Ressourcenkontrolle". Dann aber, sinniert Meyer, könnte sich herausstellen, dass sowohl die Ressourcen des Kapitalismus wie der Religion gleichermaßen erschöpft sind. Eine Theorie der Moderne müsste es sich seiner Meinung nach dann zur Aufgabe machen zu eruieren, wo der Mensch in dieser neuen Konstellation seinen Platz findet, und sich dabei mit der Religion, "im Moment ihres Sturzes", solidarisch zeigen.
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