Durs Grünbein

Warum schriftlos leben?

Essays
Cover: Warum schriftlos leben?
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2003
ISBN 9783518124352
Broschiert, 122 Seiten, 8,00 EUR

Klappentext

In den neun Aufsätzen beziehungsweise Reden dieses Bandes umkreist Durs Grünbein Voraussetzungen, Bedingungen und Folgen des Schreibens. "Im Schreiben versucht sich das Intime zu behaupten", heißt es etwa, "paradoxerweise, indem es sich öffentlich exponiert. Doch Öffentlichkeit ist, wie sich bald zeigt, nur eine besonders undurchlässige Schutzschicht." Grünbein läßt den Leser teilhaben an seinen Denkbewegungen, die Widersprüche nicht verkürzt in eine gewünschte Richtung manipulieren, sondern im Gegenteil entfalten. Wenn er Literatur oder genauer: Dichtung als "Gebilde aus Worten" in Beziehung setzt zum Tun der Architekten und Stadtplaner, wenn er den "Zusammenstoß von Wort und Musik" untersucht und den Möglichkeiten und Grenzen der einzelnen Kunstgattungen nachspürt, eröffnet er überraschende und erhellende Sichtweisen nicht nur auf die eigene Arbeit.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 13.09.2003

Warum die Dichtung allen anderen Kunstformen überlegen ist: darum, und nur darum, scheint es in diesem Band mit gesammelten Reden und Aufsätzen des Dichters Durs Grünbein zu gehen. Die Musik ist zu grandios, die Architektur sperrt einen ein und die Philosophie wäre nichts ohne die poetische Sprache, die ihr vorausging. Den Maßstab des Denkens, der Sprache bezieht Grünbein ausdrücklich aus der Antike, denn "im Lateinischen steckt der Befehl zum aufrechten Gang, das Alphabet zur Charakterbildung". Was die Rezensentin Cornelia Jentzsch von all dem hält, damit rückt sie leider nicht recht heraus. Brav wird eine These um die andere referiert, nur wenn sie ironisch vom "dezenten Fazit" spricht und die Hybris des Dichters meint, klingt so etwas wie Kritik durch.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 26.06.2003

Michael Braun zeigt sich von den Essays des Autors sehr beeindruckt. Er preist wortreich die "Kunstfertigkeit, Belesenheit, ja geradezu enzyklopädische Neugier", die Grünbein mit diesen Texten an den Tag legt. Dem Essay mit dem Titel "Zwischen Antike und X" weist der Rezensent eine "Schlüsselstellung" sowohl innerhalb des Bandes als auch im lyrischen Werk des Autors zu, weil darin dessen "produktive Antikenrezeption" genauso erklärt werde wie sein Verhältnis zur Gegenwart. Den titelgebenden Text "Warum schriftlos leben" lobt er wegen seiner "originell" formulierten Vermittlung zwischen Naturwissenschaften und der Kunst, die der Lyriker schon in seinen früheren Werken betont hat, wie Braun informiert. Ebenfalls lobend erwähnt der Rezensent die Beiträge zum Büchner-Preis und zum Goethe-Jahr. Er ist besonders von der "Genauigkeit der Wahrnehmung", die Grünbein mit seinen Texten beweist, begeistert, und rühmt die Essays für ihre starke Suggestionskraft und die "gedanklichen Verdichtungen".

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 25.06.2003

Dirk Knipphals hat offensichtlich ein etwas gespaltenes Verhältnis zu dem Dichter Durs Grünbein. Für den Rezensenten mutet Grünbein "wie der Fleisch gewordene Traum nach einer Gegenwart des Kunstreligiösen" an - und gegenüber solchen Posen "geben wir uns gerne unmusikalisch". Doch von dem Aufsatz "Warum schriftlos leben" ist Knipphals aller Vorbehalte zum Trotz durchaus angetan. Grünbein könne mit durchaus substanziellen Ansätzen aufwarten, mit denen er begründet, wofür Schreiben gut ist. Dabei springt er schnell, fast "sportiv" zwischen Proust, Joyce, Thomas Mann, Shakespeare, Kafka "und manch anderem Gewährsmann" umher, findet Knipphals. Doch im Kern dieses Aufsatzes steht eine andere Aussage: Grünbein hat einfach "Freude am Schaffensprozess". Für Knipphals wird durch diesen Aufsatz deutlich, dass der Dichter "einfach gerne schreibt" - und das macht in dem Rezensenten trotz aller Dichter- und Denker-Posen sympathisch und glaubwürdig.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.05.2003

"Gelegenheitsarbeiten" sind in diesem Band versammelt, erklärt der "lmue" zeichnende Rezensent: Dankesreden, Vorträge und Aufsätze. Der Titelessay, eine Selbstvorstellung Grünbeins anlässlich der Wahl in die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, zeigt den Dichter als "Davongekommenen", als Hans im Glück, als Dichter, der froh über seinen Erfolg ist. Genau dies, so unser Rezensent, bewahrt Grünbein vor der koketten Pose des poete maudit. Da ist unserem Rezensent die Grünbeinsche Pose des "bekennenden Brillenträgers, der seine Gelehrsamkeit ungern verleugnet", offenbar sehr viel lieber.
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