Ernst Lothar

Das Wunder des Überlebens

Erinnerungen
Cover: Das Wunder des Überlebens
Zsolnay Verlag, Wien 2020
ISBN 9783552059795
Gebunden, 384 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Mit einem Nachwort von Daniel Kehlmann. Ernst Lothar war ein Kind des Habsburgerreiches und blieb es bis zu seinem Ende. In der Ersten Österreichischen Republik machte er sich einen Namen als Theaterkritiker, und bis zu seiner Emigration leitete er gemeinsam mit Max Reinhardt das Theater in der Josefstadt. Nach Kriegsende kehrte er als Entnazifizierungsoffizier zurück und übernahm trotz Anfeindungen führende Positionen am Burgtheater und bei den von ihm mitbegründeten Salzburger Festspielen.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 06.07.2020

Es ist viel mehr als eine Rezension, die Jan Koneffke hier liefert, es ist das ausführliche und liebevolle Porträt eines Autors, der unbedingt wiederentdeckt werden sollte. Einige Neuerscheinungen helfen dabei - mehrere Romane Ernst Lothars werden bei Zsolnay neu aufgelegt, mit Nachworten von Doron Rabinovici und Eva Menasse, aber vor allem auch Lothars Autobiografie mit einem Nachwort von Daniel Kehlmann. Es ist laut Koneffke ein höchst bewegendes Buch, was er mit vielen Zitaten untermauert. Er liest es als eine Parallele zu Stefan Zweigs "Die Welt von gestern", denn wie Zweig war für Lothar der Verlust des K.u.K.-Reichs das größte biografische Trauma - und das obwohl Lothar wie Zweig von seiner Heimat aus seiner Heimat vertrieben wurde. Lothar setzt für Koneffke völlig andere Akzente als Zweig, er beschreibt vor allem auch hellsichtig den nach dem Krieg weiter grassierenden Antisemitismus in Österreich. Aber mit Zweig teilt Lothar für den Rezensenten die stupende literarische Qualität und vor allem eine Aktualität - hat man nicht auch aktuell den Eindruck, ans Ende einer langen Friedenszeit zu gelangen? , die die Lektüre geradezu unheimlich macht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.05.2020

Rezensentin Irene Bazinger empfiehlt Ernst Lothars Inszenierung von Schnitzlers "Das weite Land". Nach der Lektüre von Lothars Lebenserinnerungen von 1960 hat sie auch Lust, die Texte des Theaterregisseurs und Zeitgenossen Hofmannsthals, Reinhardts und Strauss' wieder zu lesen. Der Band bietet ihr eine österreichische Lebensgeschichte während der Kriege. Lothars Erfahrungen als Mitbegründer der Salzburger Festspiele und im amerikanischen Exil findet Bazinger spannend, seine Erzählweise nennt sie gründlich und geduldig.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 24.04.2020

Rezensentin Andrea Roedig sieht in der Neuauflage von Ernst Lothars erstmals 1960 erschienenen Erinnerungen eine vielschichtige Lektüre. Das Buch schildert das Leben des jüdischen Theaterregisseurs aus Wien, der in den 20er Jahren die Kulturlandschaft Österreichs prägte, während der Nazizeit ins amerikanische Exil ging und nach dem Krieg in seine Heimat zurückkehrte. Roedig scheint zunächst etwas hin- und hergerissen bei Lothars extremem Patriotismus, der bei jedem anderen wohl als Kitsch gelten würde, kann das Buch dann aber doch als "ergreifende" Rückkehrgeschichte und gleichzeitig auch als Kulturgeschichte Wiens mit Gewinn lesen. Auch in der "überbordend blumigen" Sprache sieht sie letztlich eine "wahrhaftige" Darstellung eines Menschen, der sich, trotz der Liebe zu seiner Heimat, keine Illusionen gemacht habe, schließt die Rezensentin.