Eugen Ruge

Cabo de Gata

Roman
Cover: Cabo de Gata
Rowohlt Verlag, Reinbek 2013
ISBN 9783498057954
Gebunden, 208 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Ein Mann lässt alles hinter sich: seine Stadt, sein Land, sein bisheriges Leben. Mit nicht viel mehr als einer Hängematte und ein paar Schreibheften im Gepäck steigt er in einen Zug Richtung Süden. Der Zufall bringt ihn nach Cabo de Gata, ein Fischerdorf an der Mittelmeerküste. Die Landschaft ist öde, ein kalter Wind weht: kein Ort zum Bleiben. Und doch bleibt er, ein einsamer Gast in der Pension der alten Witwe. Das einzige Wesen, zu dem er Kontakt aufnimmt, ist eine Katze. Und plötzlich glaubt er zu begreifen, dass sie ihm etwas mitteilen will...

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.06.2013

Kristina Maidt-Zinke hält Eugen Ruges zweites Buch, das sie lieber als Novelle denn als Roman bezeichnet, für gelungen. Die autobiografisch gefärbte Geschichte eines krisengebeutelten Schriftstellers auf dem Selbstfindungstrip findet sie authentisch, die im Buch geschilderte enttäuschende Spanienreise, vermutet sie, hat der Autor wohl selber erlebt, ebenso die traurige Begebenheit mit der Katze. Obgleich die Rezensentin den Text nicht als humoristisch bezeichnen würde, spürt sie den Versuch Ruges, die eigentlich bedrückende Geschichte mit einer gewissen Leichtigkeit auszustatten und der Lakonie des Tons Ironie hinzuzufügen. Ein geglückter Kunstgriff, konstatiert Maidt-Zinke erleichtert.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.06.2013

Roman Bucheli gerät ins Schwärmen bei diesem "wunderlichen" Roman von Eugen Ruge. Nicht nur, dass der Autor ihm die Geschichte einer Verwandlung und Selbstfindung eines rastlosen Mannes glaubhaft zu erzählen vermag. Auch eine Poetik des Romans scheint ihm in diesem Buch versteckt zu sein. Dass eine Erfahrung durch das Vergessen gegangen und in der Erinnerung neu erfunden werden muss, damit sie zu Kunst wird, kommt ihm plausibel vor und schön.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.06.2013

Ganz hingerissen ist Rezensentin Sandra Kegel von Eugen Ruges neuer Erzählung "Cabo de Gata". Die Kritikerin begleitet hier einen erfolglosen Schriftsteller, der erst nach dem Ende der DDR erkennt, dass Andalusien, das er in Luis Bunuels "Ein andalusischer Hund" stets für ein Phantasieadjektiv wie "zauberhaft" gehalten hatte, tatsächlich existiert. Und so bricht er kurzerhand pleite, geschieden und erfolglos Richtung Spanien auf, um dort erneut zu scheitern. Ruge erzähle nicht nur so "realitätsorientiert", dass die Rezensentin das Gefühl hat, alles habe sich tatsächlich so ereignet, sondern darüber hinaus auch bewundernswert heiter und "unaufgeregt". Ein herausragender Roman, der von der Spannung zwischen Erinnern und Erfinden lebt, lobt die Kritikerin.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 08.06.2013

Rezensent Dirk Knipphals hält seine schützende Hand über diesen kleinen Roman über einen Aussteiger vom Prenzlauer Berg, der in den Neunzigern in einen entlegenen spanischen Ort auswandert, um dort - schlussendlich vergebens - einen Roman zu schreiben, dafür dort aber sich selbst und der Welt begegnet: Keinesfalls dürfe man dieses Buch "beschweren", etwa mit Programmen aus der akademischen Ästhetik, so der Rezensent, der beim Philosophen Martin Seel Darlegungen zu einer literarischen Ästhetik des Erscheinens nachgeschlagen hat. Dass sich entscheidende Stichpunkte daraus - Knipphals nennt "Sinn für vergehende Gegenwart, gesteigertes Gefühl für das Hier und Jetzt" - gut mit Ruges Buch vertragen, schwingt eher locker mit, das Buch erzählt sich, frei von Kitsch und voller toller Beschreibungen, wie von selbst und ist zudem noch präzise konstruiert, lobt Knipphals, der hier sogar eine Rückkehr zur "literarischen Empfindlichkeit" beobachtet.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 07.06.2013

Da kann Eugen Ruge so oft sagen wie er will, dass sein neuer Roman "Cabo de Gata" kein Selbstporträt ist, Judith von Sternburg findet die Parallelen zwischen Autor und Erzähler einfach zu umfangreich, um Ruge ernstlich zu glauben. Sei's drum, meint sie, so oder so ist das Buch gelungen. Der Autor schreibt die Geschichte eines angehenden Schriftstellers, der sich mit ein wenig Geld des ungeliebten Vaters ans Mittelmeer absetzt, um dort seinen ersten Roman zu schreiben - vollkommen erfolglos, wie sich herausstellen wird, verrät die Rezensentin. Statt zu schreiben wandert er umher, beobachtet das natürliche Treiben um ihn herum und freundet sich mit einer Katze an, die ihn an seine verstorbene Mutter erinnert und die er fortan eifersüchtig hütet. Einzig die Erzählhaltung, die eines inzwischen erfolgreichen Theaterautors, der sich an jene Zeit am Katzenkap zurückerinnert, findet von Sternburg etwas anstrengend. Ein schönes Buch hat Ruge dennoch geschrieben, lobt sie.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 06.06.2013

Dass Eugen Ruge den Deutschen Buchpreis 2011 zu Recht bekommen hat, sieht Rezensent Ulrich Greiner auch mit diesem neuen Roman bestätigt. Viel passiert nicht in der Geschichte: ein 40jähriger Mann steigt aus und landet auf einer Resie nach Spanien zufällig in einem abgelegenen öden Fischerdorf, in dem er dann bleibt. Die Dorfleute sind ausgesprochen maulfaul, mal ein Nicken oder ein kurzer Satz, mehr ist da auch nach Monaten nicht, so Greiner. Dennoch lebt sich der Mann ein, und der Leser mit ihm, so der Rezensent. Die Qualität des Buchs und seine Überzeugungskraft liegen für ihn in der einfachen, schmucklosen Erzählweise, die keine Pointen oder Metaphern braucht, um den Leser miterleben zu lassen, wie der Mann, obwohl er als Autor scheitert, zu einer Heiterkeit findet, die ihn die Welt wieder als real empfinden lässt.