Evelyn Schlag

Architektur einer Liebe

Roman
Cover: Architektur einer Liebe
Zsolnay Verlag, Wien 2006
ISBN 9783552053885
Gebunden, 363 Seiten, 21,50 EUR

Klappentext

Der Erfolg scheint Vittoria Montis ständiger Begleiter zu sein, gewandt und polyglott weiß sich die fünfzigjährige Pariser Architektin jederzeit in bestem Licht zu präsentieren. Mit dem Neubau des Mariinskij-Theaters in St. Petersburg steht ihr auch schon die nächste Herausforderung bevor. Da begegnet diese "Kriegerin der Einsamkeit" in der St. Petersburger Eremitage einem Mann. Eine Beziehung entsteht, die bisher verborgene Wünsche nach Nähe, Vertrautheit und Intimität offen legt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.02.2007

Sehr kunstvoll wird hier von der Sehnsucht nach einer großen Liebe erzählt, die unerfüllt bleibt. Und zwar nicht tragisch unerfüllt, sondern eher zerrieben an den Banalitäten des Alltags, schreibt Rezensentin Ingeborg Harms. Die Heldin des Romans ist die fünfzigjährige Toria. Der Mann ihrer Träume begegnet ihr in der St. Petersburger Eremitage, doch statt eines Lebens als Traum wird daraus eine "komplizierte Fernbeziehung". Symbolisch gespiegelt findet sich das problematische Verhältnis in den divergierenden Architekturvorstellungen der Protagonisten. Sie ist als Verfechterin der "floating architecture" eine Vorkämpferin der Vernetzung, er setzt als Freund der "vernacular architecture" eher auf die Vermittlung mit der Tradition. Die Rezensentin lobt die "analytische Schärfe" und "poetische Sensibilität" der Autorin, sieht jedoch das Problem, dass der Roman an seinen "Gegenstand nicht wirklich glaubt".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.02.2007

Zu gesucht, meint Rezensent Uwe Stolzman, wirke diese Geschichte einer eisern einsamen, aber umso erfolgreicheren Stararchitektin. Die Autorin sei tatsächlich auf die Liebe spezialisiert, allerdings in ihrer Lyrik, während der Roman das satirisch gefärbte Porträt einer "Kriegerin der Einsamkeit" zeichne. Doch die Kritik am vereinsamten Leben heutiger Karrierefrauen wirkt dem Rezensenten zufolge "kraftlos", während die Handlung einer sich dann doch anbahnenden Liebesbeziehung nur dank der "kräftig lenkenden" Hand der Autorin möglich werde. In der Petersburger Eremitage vor ihrem Lieblingsbild stehend, begegne die Heldin einem männlichen Objekt ihrer Kragenweite, das sie dann zufällig in Philadelphia wieder treffe, um die von der Autorin anvisierte Beziehungsgeschichte zu ermöglichen. Etwas "überdreht" findet der Rezensent solche Handlungsführung, aber die Sprache sei es auch. Trotzdem prophezeit Uwe Stolzmann dem Roman eine große Leserinnenschaft mit vielleicht der einen oder anderen Enttäuschten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.10.2006

Die Rezensentin Eva-Elisabeth Fischer ist offensichtlich angetan von Evelyn Schlags neuestem Roman. Wie schon frühere Romane ist "Architektur einer Liebe" autobiografisch geprägt. So trage Schlags Protagonistin, die in die Jahre gekommene Stararchitektin Toria Monti, die Züge der Autorin. Dies ist auch durchaus wörtlich gemeint: Der Rezensentin kommt es mitunter vor, als hätte die Autorin im Spiegel "nach den erotischen Reizen eines reifen Gesichts und eines reifen Körpers gesucht". Und Schlag mache den Preis des Erfolges deutlich: Sehr eindrücklich schildere die Autorin Montis Marotten und Panikattacken sowie den allgegenwärtigen Verzicht, sowohl auf Kinder als auch auf Liebe. Glücklicherweise, so die Rezensentin, ist gewissenhafte Ursachenforschung und Ideologie Schlags Sache nicht. Mit "Architektur einer Liebe" ist ihr ein Porträt einer reifen Frau geglückt, die letztendlich eine "reife Liebe" erlebt - sehr zur Genugtuung der Rezensentin.
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