Evelyn Waugh

Wiedersehen mit Brideshead

Die heiligen und profanen Erinnerungen des Hauptmanns Charles Ryder
Cover: Wiedersehen mit Brideshead
Diogenes Verlag, Zürich 2013
ISBN 9783257068764
Gebunden, 544 Seiten, 26,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Pociao. "Wiedersehen mit Brideshead" ist das englische Gegenstück zum amerikanischen "Großen Gatsby": das Porträt der Schönen und Reichen in den Jahren zwischen den Weltkriegen, die Chronik einer Vertreibung aus dem Paradies bei Anbruch der modernen Zeit und die Geschichte einer unmöglichen Liebe.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 26.04.2014

Rezensent Thomas Leuchtenmüller freut sich über die Wiederbegegnung mit Evelyn Waugh, die er zahlreichen Neuauflagen und -übersetzungen zu verdanken hat. Allein der erstmals im Jahre 1945 erschienene Roman "Wiedersehen mit Brideshead" bedeutet dem Kritiker größtes Lesevergnügen: Er begleitet hier den jungen Künstler Charles Ryder, der seine Studienzeit in den zwanziger Jahren größtenteils auf dem luxuriösen englischen Landsitz seines dandyhaften Freundes Sebastian Fiyte verbringt, beobachtet wie die Familiendynastie an ihrem strengen Katholizismus, Depressionen und Alkoholismus zugrunde geht und schließlich selbst als Hauptmann im Zweiten Weltkrieg das inzwischen verwahrloste Domizil bewohnt. Der Kritiker fühlt sich während der Lektüre immer wieder an Fitzgeralds "Der große Gatsby" erinnert, registriert aber durchaus auch zahlreiche Einflechtungen des exzentrischen, konservativen und politisch unkorrekten Autors: Neben den antisemitischen, fremdenfeindlichen und sexistischen Anspielungen, stehen für Leuchtenmüller jedoch die Virtuosität, der Witz, die grandiose Sprache und die Schlagfertigkeit dieses darüber hinaus exzellent übersetzten Romans, so dass er ihn nur unbedingt empfehlen kann.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 19.12.2013

Evelyn Waughs Roman "Wiedersehen mit Brideshead" mag nicht ganz so raffiniert sein wie Proust, aber unvergesslich ist er trotzdem - und Pociaos Neuübersetzung gehört "unter jeden melancholischen Weihnachtsbaum", findet Rezensent Ijoma Mangold. Ein Soldat kehrt aus dem Zweiten Weltkrieg zurück und landet zufällig auf einem Schloss, das er aus seiner Jugend kennt, und das die Erinnerungen an diese vergangenen Tage heraufbeschwört, an Oxford und englische Herrenhäuser, fasst Mangold zusammen. Gerne lässt sich der Rezensent von Waughs Darstellung der aristokratisch-affektiven Sprache anstecken: die Faszination des Buches geht für ihn von der gnadenlosen Schizophrenie aus, mit der es die Lächerlichkeit "eitler Distinktionsanstrengungen" gleichsam als das "Maß für die Erhabenheit der gefallenen Kreatur" darstellt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.12.2013

Christopher Schmidt liebt Evelyn Waugh einfach, diesen Reaktionär, Katholiken und Antimodernisten - "unsäglich eitel und borniert aus Prinzip" -, und deshalb freut er sich sehr über diese Neuübersetzung von Waughs größtem Roman, den die Übersetzin Pociao in ein frisches, spritziges Deutsch gebracht hat, das dem Rezensenten nur hin und wieder eine Spur zu "britpoppig" klingt. Aber das macht eigentlich nichts, versichert er, der Roman hält das aus. Denn, da lässt Schmidt keinen Zweifel, "Wiedersehen mit Brideshead", die Geschichte des wohlstandsverwahrlosten Lord Sebastian, seiner Schwester und ihrer beider Liebhaber, schwelgt nicht nur in der Morbidezza der abdankenden Adelsgesellschaft, sondern sei der "betörende Schwanengesang auf eine Epoche", bei dem das Komasaufen unter Studenten allerdings ein Oberklassesport war und dementsprechend mit Champagner beim Frühstück begann.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.11.2013

Allen, denen ein Paradies verlustig ging, empfiehlt Tobias Döring die Lektüre. Also allen. Die Neuauflage des Romans zum 110. Geburtstag des Autors besticht für ihn nicht nur durch eine aktualisierte Übersetzung (obgleich diese dem Rezensenten manchmal allzu nah erscheint), sondern vor allem durch die unvergesslichen Figuren und den von verstörenden Signalen durchbrochenen Zauber, den der Roman entfaltet. Die vom Erzähler, einem Offizier und Maler, erinnerte, im Zweiten Weltkrieg untergegange dekadente Welt des Landadels findet Döring vom Autor in genau richtigem Maß mit Beunruhigung unterlegt. Der Verlockung zur Verklärung also widersteht der Autor, indem er im Abgesang einer Zeit und Gesellschaft schon das Neue ahnen lässt, berichtet der Rezensent. Dem Genre der Herrenhausliteratur, so freut sich Döring, setzt Evelyn Waugh also eine etwas scharfkantige Krone auf.
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