Evgenij Kozlov

Leningrader Album

We are on our way to school singing songs hip and cool
Cover: Leningrader Album
konkursbuchverlag, Tübingen 2004
ISBN 9783887693152
Gebunden, 167 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Hannelore Fobo. Mit 140 farbigen Abbildungen. Text in Deutsch, Englisch und Russisch. Im Leningrad Ende der sechziger Jahre träumt ein mit künstlerischen Empfinden begabter Junge, dass die Mädchen von den Jungs träumen. Die BetrachterInnen lernen Rosa, Svetlana, Mila, Olga, Elena, Tatjana und viele andere kluge, schüchterne und draufgängerische Frauen kennen. Evgenij Kozlov ist aufgewachsen in einer "Komunalka": pro Zimmer eine Familie, die sich Bad, Toilette und Telefon teilten. Überall ist etwas los: Warteschlangen vor dem Badezimmer, Zank in der Küche. Sex ist natürlich kein Thema, man ergeht sich höchstens in Andeutungen, von denen man annimmt, dass sie für Jugendliche nicht dechiffrierbar sind. Es ist eine Frauenwelt, die Welt der Schule und der Ferien, alle Erwachsenen, alle, die etwas zu sagen haben, sind Frauen. Die Zeichnungen entstanden in den Jahren 1967 bis 1973, in den letzten Jahren und kurz nach der Schulzeit. Evgenij Kozlov hat sie nachts im Schein der Küchenlampe gemalt, immer auf der Hut vor dem plötzlichen Eintreten der Eltern. Dass er malte, war eine akzeptierte Tatsache, er durfte eine Spezialschule für Kunst besuchen. Aber die Zeichnungen waren natürlich ungeheuerlich in einer puritanischen Welt...

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 23.03.2004

Dass die UdSSR nicht das "notorisch unerotische Territorium" war, wie allgemein behauptet, findet Barbara Kerneck im "Leningrader Album" von Evgenij Kozlov bestätigt, das aus den Jahren 1963 bis 1973 stammt, als der damals jugendliche Künstler seine erotischen Phantasien und Einsichten in den Sowjetalltag auf Papier getuscht hat. Das Leben in einer sogenannten Kommunalka, einer jener vielen Gemeinschaftswohnungen, erläutert Kerneck, habe zu einer unfreiwilligen Enge geführt, deren intime Seiten durchaus auch angenehme Folgen für den jungen Mann hatten, der von den erwachsenen Frauen noch nicht als Mann wahrgenommen genommen wurde und sich so ungezwungen unter ihnen bewegen konnte. Kozlovs Frauengestalten erinnern Kerneck in ihrer Stattlichkeit und Selbstsicherheit an die Geschöpfe Toulouse-Lautrecs; ähnlich schaue auch der junge Kozlov zu den Frauen auf und fühle sich von ihnen ermutigt, meint Kerneck. Im Laufe der Jahre würden Kozlovs Zeichnungen immer plastischer, stellt sie fest, die Szenen mit den notierten Dialogen verwandelten sich in richtige Sketche, die durch den Faksimile-Charakter des Albums sehr nostalgisch wirken würden.