Felicitas Hoppe

Hoppe

Roman
Cover: Hoppe
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2012
ISBN 9783100324511
Gebunden, 336 Seiten, 19,99 EUR

Klappentext

Hoppe ist keine Autobiografie, sondern Hoppes Traumbiografie, in der Hoppe von einer anderen Hoppe erzählt: von einer kanadischen Kindheit auf dünnem Eis, von einer australischen Jugend kurz vor der Wüste, von Reisen über das Meer und von einer Flucht nach Amerika. Hoppes Lebens- und Reisebericht wird zum tragikkomischen Künstlerroman, mit dem sie uns durch die Welt und von dort aus wieder zurück in die deutsche Provinz führt, wo ihre Wunschfamilie immer noch auf sie wartet. Eine Geschichte über vergebliche Wünsche, gescheiterte Hochzeiten und halbierte Karrieren. Und über das unbestreitbare Glück, ein Kind des Rattenfängers aus Hameln zu sein.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 24.05.2012

Rezensent Ijoma Mangold ist genervt - von der Autorin, dem Buch und den Kritikern, die Felicitas Hoppes fiktive Autobiografie als virtuoses Sprachkunstwerk gepriesen haben. Wäre letzteres nicht gewesen, hätte Mangold einfach "lässt mich kalt" gesagt. Aber jetzt möchte er doch grundsätzlicher werden. Hoppe wendet sich mit ihrem Roman gegen die Auffassung, Literatur müsse "erlebt" sein oder dem Leser etwas über die Wirklichkeit sagen. Ihrer Ansicht nach kommt es nur auf die Form an, so Mangold, der dann auch gleich fragt: Wer behauptet das eigentlich? Warum baut Hoppe diesen Popanz auf, den sie dann geschickt zerstört? Das "klappert aber doch als Masche", findet Mangold. Und dass die Autorin in ihrem Roman seine Kritik schon vorweggenommen hat, kommt ihm auch recht naseweis vor. Obwohl er an anderer Stelle wieder zugibt, dass der Roman "hochintelligent" und "sehr komisch" ist. Also kein totaler Verriss.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 16.05.2012

Diese Autorin macht alles richtig, indem sie lügt wie gedruckt. Meint jedenfalls Christoph Schröder und freut sich bannig über ein Buch, das nicht nur das Fabulieren neu erfindet, sondern auch gleich den unvermeidlich auf so etwas folgenden Germanisten- und Rezensentenquatsch dazu. Die literarischen, die sprachlichen Möglichkeiten der Autorin, hier kommen sie laut Schröder so recht zur Entfaltung. Wer braucht schon, scheint sich der Rezensent zu fragen, die Unterscheidung von Fiktion und Wirklichkeit, kein Mensch, wenn man sich so trefflich in diesem Spiegelkabinett aus Abenteuer- und Rittergeschichten und der Prosa dieser fantastischen Hoppe verlieren kann und zugleich noch so viel lernt über die wirkliche, die designierte Büchnerpreisträgerin Hoppe, dazu.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.05.2012

Alles Lügein diesem Roman? Roman Bucheli möchte da differenzieren. Das Prinzip Biografie sieht er zwar bei diesem Buch auf den Kopf gestellt, indem die Autorin einen Erzähler (eine Erzählerin?) eine Lebensbeschreibung der Felicitas Hoppe vorlegen lässt, in der so ziemlich alles erfunden ist. Falsch, so Bucheli, ist es damit aber noch lange nicht. Nicht nur durch die den Leser vergnügende Lust am Spielerischen (anders als bei Frisch etwa) und am manischen Sammeln (von vermeintlichen Lebenszeugnissen) besticht der Text laut Rezensent, auch schaffe er, so Bucheli, eine Wahrheit ästhetischer Art, die womöglich genauer ist, als die verbürgte Realität. Und bei so viel Witz und Wahrheit vermisst der Rezensent nicht mal die existentielle Dringlichkeit (siehe dazu wiederum Frisch).

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 03.05.2012

Steffen Martus ist ganz hingerissen von diesem, wie er schwärmt, charmanten und witzigen, dabei aber auch ernsthaften und klugen Buch von Felicitas Hoppe, in dem die Autorin ihre fiktive Autobiografie vorlegt. Sie schreibt sich hier nämlich ein Leben auf den Leib, das sie nach Kanada und Australien führt, und als Hockeyspielerin, Musikerin, Dirigentin und Schriftstellerin hervortreten lässt, erfahren wir. Auch (fiktive) literaturwissenschaftliche und -kritische Stimmen lässt die Erzählerin zu Wort kommen und treibt damit ein faszinierendes Spiel mit den Sphären von Wirklichkeit und Fiktion, Realität und Poesie, was man getrost als "Transzendentalpoesie" im Sinne der Romantiker auffassen sollte, wie der begeisterte Rezensent meint. Und so wird das Buch zu einem "poetischen und poetologischen Manifest", nebenbei zur großartigen Parodie einer Autobiografie, das dem Rezensenten nicht zuletzt viel Spaß bei der Lektüre beschert hat, wie man aus dieser enthusiastischen Kritik herauslesen kann.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.03.2012

Leicht hingegeben, wie es scheint, hat Helmut Böttiger sich der Märchenbiografie von "Hoppe", in der sich die Erzählerin "fh" eine partiell autobiografische Lebensgeschichte auf den Leib geschrieben hat, komplettiert mit fiktiven Kritikereinwürfen, jeder Menge Anspielungen auf das Werk der Autorin Felicitas Hoppe nebst Textanalysen. Es sind Rattenfängermethoden, mit denen die Autorin ihre Leser einfängt und der Rezensent ist ihr willig gefolgt, wie er zugibt. Das vorliegende Buch nennt er denn nicht das "Sahnehäubchen", sondern die veritable "Käse-Sahnetorte" des bisherigen Werks. Die Autorin phantasiere sich im Kindergartenalter in Kanada einen weltberühmten Eishockeyspieler an die Seite, präsentiere sich als Studentin der Komposition in Australien und als Deutschlehrerin in den USA, bis sie schließlich Schriftstellerin wird, fasst Böttiger diesen Lebensweg zusammen. Ein Teppich aus Traum, Fantasie und Realitätspartikeln, auf dem Böttiger offenbar sehr gern gewandelt ist. Und er hat sich auch kein bisschen am Selbstreferentiellen gestört, dass diesem Text selbstverständlich zueigen ist, nicht zuletzt, weil Hoppe nicht an komischen Szenen und witzigen Wendungen spart, wie er anerkennend festhält.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.03.2012

Als "Triumphzug der Fantasie" und "Geniestreich" würdigt Rezensent Heinrich Detering in seiner hymnischen Besprechung Felicitas Hoppes geheimnisvollen biografischen Roman "Hoppe". Der Kritiker hat hier eben nicht die narzisstische Mystifikation einer sich selbstbespiegelnden Autorin - kurz: "anstrengende Germanistenprosa" - gelesen, sondern ein Spiel mit Identitäten, das ihn in eine literarische Wunderwelt jenseits der Realität entführt. Er folgt Hoppe auf ihrer teils fiktiven, teils realen Spurensuche, die ihn nicht nur in ihre tatsächliche Kindheit in Kanada führt, sondern auch in eine fantasierte Kindheit nach Hameln mit zahlreichen fingierten Geschwistern, denen sie regelmäßig Briefe sendet. Darüber hinaus begegnet Hoppe dem Rezensenten hier als talentierte Eishockeyspielerin, Erfinderin und begnadete Opern-Komponistin und Dirigentin, die mit Glenn Gould, Franz Kafka und Walther von der Vogelweide ebenso vertraut ist wie mit Pinocchio, Pippi Langstrumpf oder dem Zauberer von Oz. Für den Kritiker ist das nicht nur eine "literarische Abenteuerreise", die die Grenzen der Wirklichkeit und des eigenen Ichs in Frage stellt, sondern vor allem ein herausragendes, "befreiendes und kluges Lesevergnügen".
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