Ferenc Szijj

Sturzlicht

Zwei Bücher zu langen Unfällen.
Cover: Sturzlicht
Droschl Verlag, Graz 2005
ISBN 9783854206774
Kartoniert, 71 Seiten, 19,00 EUR

Klappentext

Ferenc Szijj gehört zu den seltenen radikalen Stimmen der zeitgenössischen Literatur. Die Welt, von der er spricht, das sind Großaufnahmen von gewöhnlichen Straßen, gewöhnlichen Feldern, Regen, Bahnsteigen, halberinnerte Kindheitsbilder, Begegnungen,unsichere und oft unscharfe Bilder von Ereignissen und Gegenständen, die im allgemeinen außerhalb unseres Fokus liegen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.01.2006

In der Tradition der europäischen Moderne sieht Rezensent Hansjörg Graf das Werk Ferenc Szijjs. Als Anknüpfungspunkte des ungarischen Autors nennt er E. M. Cioran und Samuel Beckett. Ein Ich wolle sich da von der Existenz der Welt abkoppeln, ohne aktiven Widerstand zu leisten, wohl wissend, dass es am Lauf der Dinge nichts ändern könne. Die beiden nun in dem Band "Sturzlicht" in deutscher Übersetzung vorliegenden Gedichte von 1997 und 1999 erscheinen Graf als "Ausdruck eines Sprachlabors, dessen Materialien der Phantasie des Lesers keine Grenzen setzen". Er führt Flauberts Bemerkungen über die Bedeutung der "aufmerksamsten Beobachtung der banalsten Details" an, der auch Szijj folgt. Angesichts dessen zeigt sich der Rezensent ein wenig enttäuscht von der Qualität der Übersetzung. Von Szijj, der als Deutschlehrer und Übersetzer von Kafka und Sebald mit den Schwierigkeiten einer Fremdsprache vertraut ist, hätte er sich eine etwas aufmerksamere Kontrolle der deutschen Version gewünscht.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.06.2005

Gleich zwei Werke von Ferenc Szijj liegen nun auf Deutsch vor: unter dem Titel "Die große Schlackenwiese" gesammelte Prosaminiaturen und Verse, und das lange, autobiografisch grundierte Gedicht "Rindenturm". Beide Texte erscheinen zusammengefasst als "Sturzlicht". Vor allem der "Rindenturm" hat es Ilma Rakusa angetan. Ein "grandioses Mosaik" hat sie vorgefunden, ausgestattet mit "dem Charisma der Genauigkeit". Szijj klassifiziert die Rezensentin als "stillen Katastrophisten", der genau Bescheid wisse um die Brüchigkeit der Welt - nicht zuletzt auf Grund von privaten Tragödien wie familiären Unfalltoden, die der "Rindenturm" unverblümt zur poetischen Sprache bringt. Ein glasklarer Melancholiker, dessen im Ungarischen höchst präzise und unzweideutige Sprache allerdings, so Rakusa mit leisem Grollen, in einen leichten Nebel getaucht wird von einer Übersetzung, für die sie eigentlich eine "eigene Unfallstatistik" aufmachen müsste.
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